Inkasso, Organisation und Bewachung gefunden hatte, konnten Fürths Bürger mitten in der Stadt weiterhin gebührenfrei parken. An der Ecke Otto- und Marienstraße eröffnete ein „Gold-Discount“-Geschäft. Schwerpunkt des Sortiments waren Goldschmuck, Brillanten und Markenuhren. Und dies mitten in der vielgeschmähten Altstadt! Die sofortige Kündigung der Lizenzspieler Ammon und Schülke schlug hohe Wellen. Genüsslich wurden in der Presse die Unterschiede zwischen „fristloser“ und „außerordentlicher“ Kündigung diskutiert. Das Präsidium der SpVgg hielt sich zurück, man wollte sein Pulver vor einem Prozess am Arbeitsgericht noch trockenhalten. Mittwoch, 15. Januar 1975 Exakt nach Plan verlief die Umstellung der über 25.000 Fürther Haushalte von Stadt- auf Erdgas, das ab 1. April durch die Fürther Gasleitungen strömen sollte. Wenn man die geschätzten Umstellungskosten von den Technikern nach Hausbesuchen erfahren hatte, konnte man sich im Erdgasbüro in der Königswarterstraße 38 beraten lassen, ob nicht der Kauf neuer Gasgeräte billiger kam als der Umbau der alten Geräte. Mit Georg Grünbaum wurde einer der letzten noch Lebenden aus der ehemaligen Fürther Ringerhochburg 70 Jahre alt. Er war „der Turm in der Schlacht“ in der Mannschaft des KSC Fürth, die er 1924 und 1929 zur Deutschen Meisterschaft im Mannschaftsringen führte. Technik und Kraft zeichneten Georg Grünbaum aus, dessen Gegner heilfroh waren, wenn sie einmal ein „Unentschieden“ gegen den Fürther erreichten. Stadttheater Fürth: Philemon und Baucis, Schauspiel von Leopold Ahlsen (Fränkisches Theater Maßbach). Donnerstag, 16. Januar 1975 Auch in Fürth kam die Bauwirtschaft fast zum Erliegen. 08/15-Eigentumswohnungen und standardisierte Reihenhäuser waren kaum mehr zu vermitteln. Immer mehr Bauunternehmen flüchteten sich daher in extravagante Luxusimmobilien, so z.B. ein Nürnberger Architekturbüro, das eine ungewöhnliche Terrassenwohnanlage mit 30 Wohneinheiten an der Espanstraße kurz vor der Überführung der Stadtautobahn erstellte. Die architektonische Konzeption war optisch ein Gewinn für die Stadt und finanzstarke Interessenten bissen bei exklusiven Angeboten immer noch an. In Windeseile waren alle Wohneinheiten verkauft. Freitag, 17. Januar 1975 Nachdem sie beide mehr als ein halbes dutzendmal zur Beratung angestanden hatten, genehmigte jetzt der Fürther Stadtrat die Bebauungspläne Nr. 323 und 346. Dies waren Baugebiete links und rechts der Cadolzburger Bahnlinie und nördlich der Südwesttangente in Dambach. Stadtrat Dr. Joachim Mertens (parteilos) verlangte vom Stadtrat eine „noble Geste“ und beantragte, weil er beruflich bedingt von allen Stadträten am häufigsten in das Altersheim der 1848er Gedächtnisstiftung käme und daher am sachverständigsten sei, ihn selber als Mitglied des Beirates für das Altersheim zu bestellen. Dieser Argumentation schloss sich das Plenum einhellig jedoch nicht an. Der Stadtrat entschied sich für drei andere Stadträte als Beiratsmitglieder. Im Fürther Filmprogramm zur Monatsmitte u.a.: „Gozakko: Seine Fäuste trommeln das Todeslied“ mit Fong Yau und Bolo Yeung (Bambi) sowie „Chinatown“ mit Jack Nicholson und Faye Dunaway (City). Samstag, 18. Januar 1975 Wie zu erwarten war, beschloss der Fürther Stadtrat, dem TV Fürth 1860 von der 2-Mio-DM-Spende des Hauses Schickedanz 900.000 DM zum Bau einer achtbahnigen Kunststoffbahn zukommen zu lassen. Das Geld sollte auch noch reichen, die Weitsprunganlange zu verändern. Weiterhin merkte niemand, dass Winter war. Die Sonne schien, die Temperaturen erreichten tagsüber stets 10 Grad und auf dem Wochenmarkt auf der Freiheit wurden schon Palmkätzchen verkauft wie sonst an den Tagen um Ostern. Die Landwirte rechneten wegen des milden Winters deshalb jetzt schon mit einem „Ratten- und Mäusejahr“. Der Winter entpuppte sich als schneearm und blumenreich. Während in Fürth kaum jemand noch ins Kino ging, erlebte die Stadtbildstelle einen großen Aufschwung. Die Ausleihziffern hatten sich 1974 verdreifacht. Das audiovisuelle Zeitalter war in den Klassenzimmern ausgebrochen. 1400 Filme rotierten in den Projektoren, des Weiteren standen 4000 Diaserien sowie 1000 Tonbänder und Schallplatten zur Verfügung. Ein Katalog lag in jedem Klassenzimmer Fürths auf. Bild und Ton verfehlten ihre pädagogische Wirkung nicht. Es gab sie noch, die Schluckimpfung gegen Kinderlähmung. Das Staatliche Gesundheitsamt organisierte jetzt den zweiten Gang der Impfung. Montag, 20. Januar 1975 Der Abbruch der baufälligen Häuser im Sanierungsgebiet der Altstadt schritt auch in den Wintermonaten voran. Jetzt arbeiteten sich die tonnenschweren Abbruchfahrzeuge erstmals in Richtung Fürther Rathaus voran.
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