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häufiger über den dortigen Pförtner nicht hinaus. Man weigerte sich, Kranke oder Verletzte aus Gemeinden des Fürther Landkreises aufzunehmen. Dafür sei schließlich das Fürther Krankenhaus zuständig. Es hagelte Protestschreiben. Der Spielmannszug Burgfarrnbach feierte sein 20-jähriges Bestehen. Die stets ganz in Weiß gekleideten Mitglieder bildeten mit ihren Fanfaren und Trommeln sehr häufig die Vorhut bei Festzügen. Zur Feier hatte man verschiedene Gastkapellen eingeladen. Nachfolger für den in Ruhestand gehenden Fürther Sozialreferenten Alfred Schmidt wurde der aus einer Hamburger Kaufmannsfamilie stammende 41-jährige Uwe Lichtenberg, der in München seine Schulzeit verbrachte. In geheimer Wahl wurde Lichtenberg mit 44 Stimmen (von 47) gewählt. Der von 1958 bis 1971 beim Stadtjugendamt in Fürther Diensten stehende Uwe Lichtenberg arbeitete vor allem im jugendfürsorgerischen Außendienst und bei der Jugendgerichtshilfe. Seit 1971 war er beim Landgericht Nürnberg-Fürth als Bewährungshelfer tätig, außerdem arbeitete er als Geschäftsführer des Stadtjugendrings. Seit 1966 saß er für die SPD im Fürther Stadtrat, seit 1972 war Lichtenberg Vorsitzender der SPD-Fraktion. Lichtenberg wurde von seiner Partei systematisch zum späteren OB-Kandidaten aufgebaut. Samstag, 27. September 1975 Die Baulandpreise in Fürth stiegen und stiegen. Wurden im Stadtgebiet Fürth 1962 noch 21,67 DM je Quadratmeter bezahlt, so waren es 1970 bereits 51,77 DM und 1973 sogar 80,04 DM. Diese Durchschnittspreise wurden vom Bayerischen Statistischen Landesamt mitgeteilt. Der Philisterverband der „Abituria“ blickte auf sein 75-jähriges Bestehen zurück. Die Schülerverbindung des Heinrich-Schliemann-Gymnasiums wurde im Jahr 1900 von vier Abiturienten gegründet. Aus dem kleinen Häuflein waren mittlerweile circa 400 Philister geworden. Zu ehemaligen Lehrern und dem jeweiligen Direktorat hielt man stets einen guten Kontakt. Ein neuer Bildband berichtete über den Werdegang der Abituria. Die diversen Feierlichkeiten endeten mit einem Stiftungsball im Kolpingsaal. Stadttheater Fürth: „Pimpinone“, Oper von Telemann (Städt. Bühnen Nürnberg). Montag, 29. September 1975 Die Nürnberg-Fürther Rockband „Cry Freedom“ bestand seit 1969. Die fünf Mitglieder der Band komponierten ihre Stücke selbst und arrangierten sie gemeinsam. Rock, Jazz, Blues und klassische Musik gehörten zu ihrem Repertoire. Jetzt gastierten sie im Münchner Olympiapark und spielten dort vor der ungewohnt großen Kulisse von 5000 Zuhörern. Mit gedämpftem Optimismus sah die Stadt Fürth der Mittelverteilung im Rahmen des Sonderprogramms „Stadtsanierung 1975“ entgegen. Da sich sehr viele Kommunen um Gelder bemühten, rechnete man im günstigen Fall mit Zuschüssen von insgesamt rund 600.000 bis 800.000 DM. Die Fürther Meldeliste für Einzelbaumaßnahmen erforderte jedoch einige Millionen DM. Ein Tropfen auf dem heißen Stein! Dem Denkmalschutz im Sanierungsgebiet der Altstadt waren somit von Anfang an enge Grenzen gesetzt. Mehrere Donnerschläge schreckten die Fürther auf. In der Humbser-Brauerei barsten sogar einige Fensterscheiben. Militärflugzeuge hatten die Schallmauer durchbrochen. Die SpVgg verlor ihr Auswärtsspiel beim Bundesliga-Absteiger VfB Stuttgart mit 0:2. Damit rutschte man endgültig auf den letzten Tabellenplatz (20) ab. Dienstag, 30. September 1975 Im Jugendhaus Lindenhain eröffnete „Joe`s Kneipe“ (benannt nach dem Musiker Joe Kiefer). Dahinter standen junge Leute, die sich durch den Kommiz-Musikarbeitskreis kennengelernt hatten. Sie wollten einen Beitrag zur „Fürther Szene“ leisten. Amateurmusiker hatten hier die Chance, ihr Talent zu zeigen. Jeden Freitag um 19 Uhr war hierzu Gelegenheit. Zu einem glanzvollen gesellschaftlichen Ereignis wurde der Empfang, den der amerikanische Standortälteste, Brigadegeneral George B. Price für seinen neuen Chef, Generalmajor Webb und dessen Gattin gab. Offizieller Vertreter der Stadt Fürth war Senator und Stadtschulrat Karl Hauptmannl, da OB Scherzer zur Kur weilte. Genau 2144,65 DM Reinerlös brachte eine Aktion des Technischen Hilfswerkes am dritten Sonntag im September in der Adenauer-Anlage. Zugunsten der Aktion Sorgenkind wurde dabei Erbseneintopf an die Besucher verkauft. Der Koch hatte alle Hände voll zu tun. Mittwoch, 1. Oktober 1975 Die Fürther Haarschnippler wurden im Saal des „Schwarzen Kreuz“ von Vertretern des Zentralverbandes des deutschen Friseurhandwerks über künftige Modetrends informiert. Die neue Haarmode hieß „Kollektion 76“. Viel Locken mit Außenrollen bei den Damen, bei den Herren hieß es beim Friseur dagegen: „Wie immer!“ Das Fürther Freibad hatte zwar schon geschlossen, aber es herrschte eitel Sonnenschein. Die Temperaturen erreichten in Fürth am letzten Septembertag 27 Grad im Schatten.

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