Den traditionellen „Kärwazug“ am Bauernsonntag erlebten mehr als 100.000 Zuschauer. OB Scherzer hatte vorher die offiziellen Gäste zum traditionellen Empfang ins „Schwarze Kreuz“ eingeladen. Zwar zeigte sich das bestellte Kirchweih-Kaiserwetter, aber trotz Sonnenscheins blies ein den Winter ankündigender kalter Nordostwind. 2400 Mitwirkende, 19 Kapellen und 25 Festwagen entfachten teilweise Beifallsstürme beim Publikum. Als angenehm empfand man die Rückbesinnung auf Tradition, so waren z.B. Fremdkörper wie Marionetten diesmal nicht mehr zu entdecken. Aufgrund der anschließenden Standkonzerte der Kapellen in der neuen Fußgängerzone gab es am Nachmittag praktisch kein Durchkommen mehr. Die SpVgg verlor ihr Auswärtsspiel beim FK Pirmasens mit 0:1. Damit verblieb man auf dem 20. Tabellenplatz, dem Tabellenende. Die Fürther hatten das Tor des Gegners regelrecht belagert, aber Pirmasens gelang das entscheidende Tor. Stadttheater Fürth: „Heilige Ungeheuer“, Schauspiel von Cocteau (Münchner Tournee). Dienstag, 14. Oktober 1975 Fürths Parksünder sahen schlechten Zeiten entgegen: Wie der Nürnberg/Fürther Polizeipräsident Zeitz bekanntgab, würden ab 1. Januar 1976 insgesamt acht Polizei-Hostessen den ruhenden Verkehr in Fürth überwachen. Zum gleichen Zeitpunkt wurde übrigens auch das Nürnberger Hostessen-Team von 19 auf 30 aufgestockt. Die flinken Füße fescher Tanzpaare huschten am Wochenende über das Parkett im Sportheim des TSV 1895 Burgfarrnbach. Dort richtete der Tanzclub Noris ein dreiklassiges Standard- und Latein-Turnier aus, das viele Zuschauer anlockte. Lokalmatadore waren Helga und Uwe Wüstner vom Tanzclub Noris. Nach zehn Jahren Abstinent machte das Kuriositätenschiff „Santa Monika“ wieder Station auf der Fürther Kirchweih. Für 1,50 DM Eintritt entpuppten sich die angepriesenen Kuriositäten als Zerrspiegelkabinett. Die Passagiere machten gar keine gute Figur. Spaß ohne Seekrankheit war jedoch garantiert. Mittwoch, 15. Oktober 1975 Am Dirigentenpult im Fürther Stadttheater stand beim Gastspiel des Staatstheaters am Gärtnerplatz München mit Franz Allers ein Amerikaner aus Karlsbad. Sein Name stand in den sechziger Jahren für ein Markenzeichen weltweiter Musical-Produktionen. Allers war u.a. der Uraufführer des Welterfolgs „My Fair Lady“ von Frederick Loewe und Richard Rogers am Broadway in New York. Jetzt arbeitete Allers als Musikchef bei der zweiten Münchner Staatsoper. Neben dem Neuzugang Josef Hilkes trainierten die Probanten Julio Baylon (Peru) und Paul Broh (Liberia) mit der Mannschaft der SpVgg im Ronhof. „Schwarze Perlen“ gaben in Fürth einander die Klinke in die Hand. Rund 400 Zuschauer kamen zum Training in den Ronhof und begutachteten fachkritisch die vermeintlichen eventuellen Verstärkungen. Donnerstag, 16. Oktober 1975 Bei einem Schadensfeuer wurde die Gaststätte „Nachtwächter“ und die angrenzende Wohnung in der Eschenau am Rande des Fürther Stadtwaldes total eingeäschert. Der Sachschaden betrug über 50.000 DM. Als die Feuerwehr eintraf, stand alles schon in hellen Flammen. Es „roch“ nach Brandstiftung. Die wirtschaftliche Rezession hatte bei den Fürther Grundig-Werken keine Spuren hinterlassen. Für das Geschäftsjahr 1974/75 wartete man mit einem überdurchschnittlichen Ergebnis auf. Erstmals hatte der Umsatz die 2 Mrd DM-Grenze überschritten. Das Plus zum Vorjahr lag bei 18%. Marktrenner blieben Farbfernsehgeräte und Cassetten-Recorder. Zukünftig rechnete man jedoch mit sinkenden Erträgen, deshalb sparte man bis zum September 1975 rund 1600 Arbeitsplätze ein. Stadttheater Fürth: „Lucia di Lammermoor“, Oper von Donizetti (Staatstheater am Gärtnerplatz München). Freitag, 17. Oktober 1975 Fröhliche Kirchweihstimmung herrschte noch einmal in den Budengassen. Die Stadt Fürth hatte wie schon in den vergangenen Jahren die Jungen und Mädchen des Kinderheimes St.-Michael zu einem Kirchweihbummel eingeladen. Obwohl die Geschäfte der Schausteller 1975 nicht die Erwartungen erfüllten, zeigten sie sich größtenteils spendabel und luden die jungen Besucher zu kostenlosen Fahrten ein. Die Bürgervereinigung „Altstadtviertel St. Michael“ machte mobil: Man regte an, die Waaggasse umzugestalten. Zur Wiederbelebung der Gasse sollte u.a. der Gasthof „Rotes Roß“ zu einem Altstadthotel aufbereitet und ein Brunnen mit umgebenden Sitzgelegenheiten in der zukünftig autofreien Zone installiert werden. In der Freibank könnte sich ein Jazzclub etablieren. Unbezahlbare Zukunftsmusik? Im Fürther Filmprogramm zur Monatsmitte: „Der Edelweißkönig“ mit Adrian Hoven und Monika Dahlberg (City). Samstag, 18. Oktober 1975
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