Auf der zu Ende gegangenen Fürther Kirchweih konnten tatsächlich wieder sogenannte „Wirtshausmusikanten“ ausgemacht werden. Die von Lokal zu Lokal ziehenden Musikanten in Schrammel-Besetzung gehörten meist einer Kapelle an und riefen Erinnerungen an die früheren „Harfenzupfer“ wach. Diese kamen bis zur Errichtung der Zonengrenze traditionell aus dem Böhmerwald und Thüringen, aber auch aus dem Fichtelgebirge und dem Frankenwald. Sie waren auf vielen fränkischen Kirchweihen zu Gast. Nach zwei, drei Liedern wurde das Schälchen herumgereicht, dann ging es weiter zum nächsten Wirtshaus. So auch 1975, nur mit Musikanten aus der hiesigen Region. In einem Leserbrief an die FN beschwerte man sich über eine Brezenverkäuferin in der Fürther Innenstadt, die beim Kaufpreis von 0,30 DM keine 5 Einzelpfennige mehr annahm. Montag, 20. Oktober 1975 Richtfest an der Paul-Keller-Straße in der Heilstätten-Siedlung: In dem Rohbau der Bau- und Siedlungsgenossenschaft Fürth sollten später 30 Familien eine Wohnung beziehen. Es gab noch immer Bewerber um eine Wohnung, die seit über 20 Jahren auf eine angemessene Wohnung warteten. Genau ein Jahr nach dem Ausbau der städtischen EDV-Anlage in der Königswarterstraße 64 ließen sich die Fürther Stadtväter die Anlage vorführen. Experten hatten die Computer auf das Doppelte ihrer Kapazität von 1968 gebracht. Die einzelnen Referate konnten aus rund 520 verschiedenen Programmen ihre Daten beziehen. Bei der Demonstration der Einsatzweise spielten die Stadträte begeistert per Computer „17 und 4“. Im DFB-Pokalwettbewerb gewann die SpVgg im Ronhof vor 2300 Zuschauern gegen die Amateure des SV Woitmershausen mit 7:1. Tore für Fürth durch Heubeck (2), Hilkes (3), Popp und Hofmann. Damit stand man erwartungsgemäß in der 3. Runde. Dienstag, 21. Oktober 1975 Die Stadt Fürth beteiligte sich wie 29 andere Mitgliedsstädte des Bayerischen Städteverbandes an einer Aktion gegen das Parken auf Gehsteigen. Sechs Tage lang wurden Handzettel unter die Wischerblätter der betroffenen Fahrzeuge geklemmt, um dieser Unsitte Herr zu werden. Danach endete die verkehrserzieherische Maßnahme. Die Polizei ahndete Parken auf Gehwegen mit 40 DM. Das Bauamt verzeichnete 1974 einen durch Gehsteigparken verursachten Reparaturaufwand in Höhe von 165.000 DM. Der „Kneippverein Fürth“ feierte mit einer Matinee im Berolzheimerianum sein 65-jähriges Jubiläum. Die Initiativen des rührigen Vereins gingen weit über die Armbadebecken-Mentalität hinaus. Es existierten damals Jazz-DanceGruppen, man bot Kurse zur Atemtechnik an und veranstaltete Vorträge zur gesunden Ernährung. Stadttheater Fürth: „Spejbl contra Dracula“, Marionettenstück (Prager Theater). Mittwoch, 22. Oktober 1975 Die FN erinnerten in einem Artikel an die Einweihung der Martinskirche oberhalb der Billinganlage vor 25 Jahren. Der erste Fürther Kirchenneubau in der Nachkriegszeit öffnete am 22. Oktober 1950 seine Pforten. Der Vorläufer aus dem Jahre 1927 mit dem Turm, der an eine chinesische Pagode erinnerte, war im Krieg nach einem Luftangriff ausgebrannt und so gab es nach dem Krieg mehr als fünf Jahre im ganzen Fürther Westen keine evangelische Kirche mehr. Von dem nachfolgenden Kirchenbauboom ist die bescheidene Martinskirche fast ein wenig zum Altbestand abgedrängt worden. Zur Einstimmung auf das nächste bedeutsame Spiel der SpVgg im Abstiegskampf trafen sich die Fürther Ballkünstler zu einem vergnüglichen Abend in der Westbowling-Anlage in Nürnberg-Gebersdorf. Eingeladen dazu hatten die Nürnberg-Fürther Sportjournalisten. Ob man dadurch wohl die Zielsicherheit vergrößern konnte? Donnerstag, 23. Oktober 1975 Hinter dem Jugendhaus Lindenhain spielten drei Wochen lang täglich 50 bis 60 Kinder zaungeschützt mit Hämmern, Nägeln, Sägen und Holzbrettern. Auf dem Aktivspielplatz herrschte täglich viel Betrieb. Ein Sozialpädagoge und eine Praktikantin betreuten die Kinder. Die Kinder von ausländischen Gastarbeitern waren in der Mehrzahl. Ziel war es, einen Bretterpalast zu errichten. Dabei verwendete man auch ausrangierte Theaterkulissen. Der Fürther Stadtrat verabschiedete nahezu einstimmig einen notwendig gewordenen Nachtragshaushalt. Nur die Einzelstadträte Dr. Joachim Mertens und Werner Riedel votierten dagegen. Der Verwaltungshaushalt erreichte die Summe von 200.477.743 DM, der Vermögenshaushalt 83.153.119 DM. Viele Zahlen hatten sich günstiger entwickelt als ursprünglich prognostiziert. Die SpVgg verpflichtete nach mehrwöchigem Probetraining den Liberianer Paul Broh. Mit dem afrikanischen Mittelfeldspieler wollte man sich im Abstiegskampf verstärken. Freitag, 24. Oktober 1975
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