Das bayerische Innenministerium legte dem Fürther Stadtrat eine neue Lärmschutzzonen-Karte vor. Diese sah weitgehende Beschränkungen für die Bauleitplanung in den Fürther Stadtteilen Sack mit Bislohe und Braunsbach sowie Stadeln vor. Diese Ortsteile fielen nämlich in die Zonen B und C dieser Karte, in denen Wohnbebauung zukünftig nicht mehr oder nur mehr in sehr eingeschränktem Maße zulässig sein sollte. Ursächlich dafür war die Einflugschneise für den Nürnberger Flughafen. Die Stadtväter verfielen in Wehmut. Das Bauvereinsgrundstück zwischen Kaiserstraße und Stresemannplatz sah aus, als hätte eine Bombe dort eingeschlagen. Der gesamte alte Häuserblock wurde nun abgerissen. Samstag, 1. Februar 1975 Die Fürther Spielwarenfabrik BIG in Stadeln, nach eigenen Angaben Europas größter kunststoffverarbeitender Spielwarenhersteller, hatte 1974 zusammen mit der Schwesterfirma Jean Höfler (Hardstraße) den Umsatz des Vorjahres in Höhe von 40 Mio DM halten können. 15% Exportverluste wurden durch eine stärkere Inlandsnachfrage ausgeglichen. In den Fürther Volksschulen wurde jetzt Homers „Ilias“ im Original gelesen, in einer ersten Klasse fließend italienisch gesprochen und in einer anderen Klasse das kleine Einmaleins in türkisch heruntergerasselt. 85 solcher Modellklassen mit muttersprachlichem Unterricht für Kinder von Gastarbeitern gab es in Bayern, allein 14 davon in Fürth. Dazu hatte das Kultusministerium Pädagogen aus den jeweiligen Heimatländern angeheuert. Das Interesse der betroffenen Schüler am Unterricht stieg sprunghaft, aber die deutsche Sprache beherrschten sie damit noch weniger als bisher. Ein Auslaufmodell! Stadttheater Fürth: Konzert Stuttgarter Kammerorchester. Montag, 3. Februar 1975 Die Fürther Spielwarenfabrik „Stelco“ erzielte 1974 einen Umsatz von 20,4 Mio DM. Dieser wurde von 220 Mitarbeitern und 300 Heimarbeitern erzielt. Wie Geschäftsführer Kürschner mitteilte, wolle man jetzt im brasilianischen Recife eine neue Spielwarenfabrik bauen. In einem Leserbrief an die FN beschwerte man sich über sieben Fürther Stadträte, die bei einer wichtigen Abstimmung des Stadtrates in einem Nebenzimmer des Sitzungssaals rauchend ein Plauderstündchen abgehalten hatten. Zu seinem 11. Faschingsball im Kalb-Club hatte sich der deutsch-amerikanische Frauenclub einen besonderen Gag einfallen lassen: Man inthronisierte ein eigenes Prinzenpaar, natürlich paritätisch besetzt mit Personen aus USA und Bundesrepublik. Seit 20 Jahren waren Fürths OB Kurt Scherzer und seine Ehefrau gern gesehene Gäste auf der Internationalen Nürnberger Spielwarenmesse. Man besuchte stets die Firmen der Region und wünschte den heimischen Firmen gute Abschlüsse. Die SpVgg verlor ihr Auswärtsspiel bei Röchling Völklingen mit 0:1. Damit war man endgültig auf dem 20. und letzten Tabellenplatz angekommen. Dienstag, 4. Februar 1975 Ein 16-jähriger Fürther Schüler starb unter tragischen Umständen: Er war in der Jakobinenstraße seinem Vater aus Jux weggerannt, um sich am Kohlenhof zu verstecken. Dabei geriet er auf die Gleise über der Jakobinenunterführung. Der Intercity-Zug „Hermes“ erfasste ihn um 21.51 Uhr. Der Schüler war sofort tot. Im Kunstschaufenster der Commerzbank in der Rudolf-Breitscheid-Straße stellte die Fürther Grafikerin und Nürnberger Förderpreisträgerin Christa Rudloff einige ihrer Collagen aus. Subtile Farbkontraste feierten leise Triumphe. Stadttheater Fürth: „Die Möwe“, Komödie von Anton Tschechow (Berliner Tournee). Mittwoch, 5. Februar 1975 Mit einem offiziellen Festakt wurde das renovierte Burgfarrnbacher Schloss eingeweiht. Stadtbaurat Schneider übergab OB Scherzer symbolisch den Schlüssel. Die einstmals graue Industriestadt Fürth bekam mit dem Pücklerschen Schloss einen neuen Ausdruck ihres Selbstwertgefühls. Eigentlich hatten nur geladene Gäste Zutritt, aber beim anschließenden Rundgang durch Räume und Gänge sah man doch viel uneingeladene Burgfarrnbacher, die von den Stadtbediensteten aber nicht zurückgescheucht wurden. Frustrierte Konzertbesucher des Fürther Stadttheaters: Der bisherige kostenfreie Parkplatz war ab sofort abgesperrt und bewacht. Ein Nürnberger Bewachungsunternehmen kassierte jetzt täglich ab 7 Uhr. Auf dem ersten bewachten Parkplatz Fürths zahlte man 1 DM für drei Stunden. Donnerstag, 6. Februar 1975 Die Fürther Firmen auf der Nürnberger Spielwarenmesse zeigten sich halbwegs zufrieden mit den bisherigen
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