Stunde mit dem Fürther SPD-Bundestagsabgeordneten Horst Haase. Weihnachtsgeschenk für die Stadt Fürth: Der Staat wandelte den größten Teil einer 1972 gewährten Überbrückungshilfe in Höhe von einer Million DM in einen „verlorenen Zuschuss“ um. Damit konnte Fürth ab sofort über eine freie Summe von 800.000 DM verfügen. Flugkapitän Hanna Reitsch, eine der bedeutendsten Fliegerinnen der Welt, weilte in Fürth, um die ihr vom AeroClub Fürth verliehene Ehrenmitgliedschaft anzunehmen. Sie war seit 1931 Versuchspilotin und die einzige Frau, die alle Typen der Lufthansa geflogen hatte. 1937 überquerte sie als erster Mensch die Alpen mit einem Segelflugzeug. Der Kontakt zu den Fürther Fliegern bestand seit 1940, hatte sie doch auf dem damaligen Flugplatz in Atzenhof neue Militärmaschinen eingeflogen. Unbekannte Rohlinge waren über den Fürther Weihnachtsmarkt hergefallen. Sie verwüsteten die Krippe, schnitten die Rückwand einer Bude auf und rissen die Fritteuse heraus, so dass sich das warme Fett über das Pflaster verbreitete. Samstag, 27. Dezember 1975 An Heiligabend verzeichneten die Fürther Kirchen einen starken Besuch. Das Fest selbst verlief in der Stadt ruhig. Der Traum von „weißer Weihnacht“ blieb wieder unerfüllt. Das alljährlich aufgeführte Krippenspiel wurde 1975 weder vor dem Stadttheater noch im Schatten der St. Michaels-Kirche aufgeführt. Kulissen und Palmen waren jetzt auf die Hardhöhe ausgewandert. KleinOberammergau fand erstmals im Innenhof des Gemeindezentrums von Heilig Geist statt. Das verantwortliche Amt für Wirtschafts- und Verkehrsförderung hatte wieder einmal viel städtisches Personal für die Aufführung rekrutiert. „Stille Nacht, heilige Nacht ...“, das in viele Sprachen übersetzte wohl beliebteste Weihnachtslied wurde am Ende der Christmette in der Kirche Unsere Liebe Frau in einer modernen Textversion gesungen. Der neue Text konnte sich jedoch nicht durchsetzen. Montag, 29. Dezember 1975 Die wohl kurioseste Weihnachtsfeier Fürths fand beim Reitclub St. Georg statt. Dort stand eine festlich geschmückte Tafel im Stall und die Mitglieder feierten Weihnachten in besinnlicher Stunde bei Stallgeruch nächst ihren getreuen Vierbeinern. Für diese gab es Mohrrüben und Äpfel aus Weihnachtsbeuteln. Gegen Ende des Monats begegnete den Fürthern der Frühling. Es herrschten Temperaturen wie sonst nur im März. Die Fürther zog es hinaus in die Natur. Den Spaziergängern im Fürther Stadtpark war es in ihren Wintermänteln zu warm geworden. Skifahrer mussten schon bis Österreich fahren, um ihren Sport ausüben zu können. Der „Schachclub Grundig e.V.“ führte ein Blitzturnier mit Bombenbesetzung durch. 146 Schachspieler aus 47 Vereinen Österreichs, Ungarns, Jugoslawiens und der Bundesrepublik waren angetreten. Der jüngste Teilnehmer war 12 Jahre, der älteste 72 Jahre alt. Sieger wurde der internationale Großmeister Lothar Schmid aus Bamberg. Dienstag, 30. Dezember 1975 Die Firma Metz beruhigte: Die Geschäftsleitung hatte sich entschieden, nicht im Ausland zu investieren. Die Sicherung von Qualität und Know-how wären in den Werken Fürth, Zirndorf und Hof besser gewährleistet. 1800 Arbeitsplätze blieben gesichert. Heftiger Meinungsstreit über die lokale Presse über ein altes Fürther Haus: Das Haus am Königsplatz 5 wurde von der Stadt Fürth vor Jahren im Zuge des Königsplatz-Durchbruchs gekauft. Es stand auf der Abbruchliste, um einer „städtebaulichen Dominante“ Platz zu machen. Doch jetzt hatten Denkmalschützer den unbestritten historischen Wert entdeckt und wollten das Haus erhalten wissen. Das mehrere hundert Jahre alte Haus stand seit geraumer Zeit leer, höchstens ein nächtlicher Stadtstreicher verirrte sich in seinen Mauern. Hinter dem Verputz vermutete man eine barocke Sandsteinfront oder gar ein Fachwerk. Die letzten Mieter waren ausländische Gastarbeiter gewesen, die das Haus heruntergewirtschaftet hatten. So hatte man Fußböden, Treppengeländer und Fensterstöcke herausgerissen und als Brennholz verwendet. Fürths Denkmalschützer verlangten vom Stadtrat eine Stellungnahme. Heute steht dort das Sozialrathaus. Mittwoch, 31. Dezember 1975 Für die Stadt Fürth war das Jahr 1975 ein mageres, aber dafür auch sparsames Jahr. Der Hochbausektor entwickelte sich karger (Turnhalle der Oberfürberger Schule, Weiterbau am Schulzentrum Tannenplatz, Bau des Omnibusbahnhofs an der Stadtgrenze) als in dem mit neuen Schulhäusern gepflasterten Jahr 1974. Aufregend für die Fürther war höchstens die Inbetriebnahme des ersten Abschnitts ihrer neuen Fußgängerzone. Bekannte Fürther Bürger, die 1975 verstarben: Ferdinand Krauss (87 J.), Kirchenrat und Pfarrer von St. Paul; Dr. Andreas Scharrer (86 J.), ehemaliger Schulleiter des Hardenberg-Gymnasiums; Dr. Hugo Fasold (78 J.), langjähriger Leiter des Nathan-Stiftes; Dr. Adolf Schwammberger (69 J.), Rektor, Heimatpfleger, Archivdirektor und
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