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Mittwoch, 31. März 1976 Mit Kaffee, Kuchen und knusprigen Spanferkeln bewirtete Möbelhaus-Chef Rensch eine Schar von Ehrengästen (darunter auch OB Scherzer), die er anlässlich der Eröffnung seines Möbel-Spezialhauses für Küchen und Essplätze „Rensch – die große Küchenwelt“ eingeladen hatte. Rensch hatte im Juli 1945 mit seinem Betrieb begonnen. Die schrillen Orgeltöne hatten ausgespielt: Die Michaelskirche sollte eine neue Orgel bekommen. Damit ging ein jahrzehntelanger Wunsch der Gemeinde in Erfüllung. Schon Kirchenmusikdirektorin Frieda Fronmüller musste sich bis 1964 mit den Tücken der altersschwachen Orgel herumärgern. Immer wieder ging dem Instrument die Luft aus. Manche Pfeifenventile wurden einfach mit Isolierband geflickt. Die Spende einer Altstadtbürgerin in Höhe von 30.000 DM sowie 145.000 DM angesparte Eigenmittel lieferten den Grundstock zu den voraussichtlichen Gesamtkosten in Höhe von 273.000 DM. Dazu kam später ein Darlehen der Landeskirche in Höhe von 91.000 DM. Der Auftrag wurde an eine Orgelbaufirma in Landshut vergeben. Donnerstag, 1. April 1976 Erstmals im Saal des neuen Rotkreuzhauses: Die Beratungen des Fürther Stadtrats zum Haushalt 1976 standen ganz unter dem Eindruck der Geldnot. Finanzreferent Dr. Eckstein wies darauf hin, dass die Jahre außergewöhnlichen Wirtschaftswachstums unwiderruflich vorbei wären. Wenn auch Anzeichen für eine wirtschaftliche Erholung auszumachen seien, waren damit noch längst nicht die Einbrüche während der Rezession der letzten beiden Jahre ausgeglichen. Trotzdem stieg im Verwaltungshaushalt das Etatvolumen um rund 5% auf 210,5 Mio DM. Allein die Personalkosten der Stadt waren von 65.795.875 DM (1973) auf 88.214.979 DM (1975) geklettert. Zu den Sparvorschlägen zählten u.a. ein Einstellungsstopp für Beamte, Angestellte und Arbeiter der Stadt Fürth, die Verminderung der Gastspiele im Stadttheater um ein Viertel, die Schließung der noch bestehenden restlichen Brause- und Wannenbäder, die Auflösung der Tbc-Fürsorgestelle und der Desinfektionsanstalt sowie die ausdrückliche Verfolgung der Verstaatlichung aller Fürther Berufsschulen. Freitag, 2. April 1976 Im Alter von 69 Jahren starb OStD a.D. Hans Hasenstab. Der „gelernte“ Mathematiker und Physiker leitete zwölf Jahre lang (1960 – 1972) das Heinrich-Schliemann-Gymnasium. In seiner Direktoratszeit wuchs die Schülerzahl fast auf das Doppelte. Hasenstab war vorher am Adam-Kraft-Gymnasium Schwabach als Konrektor tätig gewesen. Es war damals eine Riesenüberraschung, als das Fürther Gymnasium, das bis dahin rein dem humanistischen Bildungsideal verpflichtet war, mit einem Naturwissenschaftler als Leiter betraut wurde. Der Zweckverband Staatliche Fachoberschule hatte nun die Grundstücke Dambacher Straße 23 und 25 sowie Amalienstraße 4 für den Bau einer künftigen FOS erworben. Das Fürther Filmprogramm zum Monatsbeginn: „Frankenstein und die Monster aus dem All“ mit Akira Kubo und Jun Tazaki (City). Stadttheater Fürth: „Hana Hegerova“, Lieder und Chansons. Samstag, 3. April 1976 Die Fürther „Gesellschaft der Kunstfreunde“ feierte ihr 30-jähriges Bestehen. Am 17. Juli 1946 hatten der damalige OB Dr. Bornkessel und der Industrielle Dr. Seeling den Verein aus der Taufe gehoben. Mit zahlreichen Ausstellungen verwirklichte die Gesellschaft der Kunstfreunde ihre Absicht, Kunst nicht nur zu sammeln, sondern auch einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Zum Grundstock 1946 zählte sogar ein Aquarell von Emil Nolde, später spendierte Gustav Schickedanz einige Bilder von Schiestl. „Photo-Porst“ in der Rudolf-Breitscheid-Straße feierte mit besonderen Jubiläums-Aktionen die einjährige Existenz seiner „Königsbilder“. Diese farbigen Papierbilder zeichneten sich durch Samtglanzeffekt, runde Ecken, Königssiegel mit Monats- und Jahresbezeichnung sowie einer selbstklebenden Rückseite aus. Stadttheater Fürth: „Die Cocktailparty“, Komödie von Eliot (Hamburger Kammerspiele). Montag, 5. April 1976 Stand die Stadt Fürth vor der Pleite? Trotz riesiger Schulden warteten mit dem künftigen U-Bahn-Bau sowie der Umgestaltung des Krankenhaus-Haupthauses zu einem reinen Bettenbau zwei weitere Großprojekte. OB Scherzer sprach von reinen Sachzwängen. Fürth habe sich in den letzten zehn Jahren an Investitionen kaum etwas aussuchen können. Man sei nie gefragt worden, sondern habe überall mitziehen müssen, so z.B. bei der Schnellstraße nach Erlangen oder beim Bau des Europakanals. Die Stadt Fürth genehmigte angesichts der neuen Fußgängerzone erstmals außerhalb der Weihnachtszeit einen „verkaufsoffenen Samstag“. Es herrschte dichtes Gedränge in der Bummelzone, da ein gnädiger Wettergott Regie führte. Die SpVgg verlor ihr Auswärtsspiel beim FC Saarbrücken mit 1:4. Das Tor für Fürth erzielte Hofmann. Damit fand

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