Samstag, 10. April 1976 Am Fahrkartenschalter des Würzburger Hauptbahnhofs wurde der erste computergedruckte Fahrausweis der Deutschen Bundesbahn ausgegeben: Es war ein Ticket für eine Fahrt 1. Klasse von Würzburg nach Fürth. Die Fürther Bahnhofstraße wurde immer enger. Um die Häuser für das neue Quelle-Kaufhaus abreißen zu können, wurde außer Oberleitungsmasten auch ein überdachter hölzerner Behelfsgehsteig errichtet. Ein Zufall wie ein Sechser im Lotto: Eine 26 Jahre alte Sparkassenangestellte aus Fürth erkannte auf Passbildern im Schaufenster eines Fotogeschäfts in der Nürnberger Innenstadt zufällig jenen Mann, der sie am 22. Januar 1974 in der Zweigstelle Sack der Kreissparkasse Fürth überfallen hatte. Zwei Täter hatten damals über 80.000 DM erbeutet und waren seither flüchtig. Die Fürtherin sah sich das Foto zehn Minuten lang an und verständigte dann die Polizei. Wenig später klickten schon die Handschellen. Die Deutsche Kommunistische Partei (DKP) hatte auf ihrer Stimmkreisversammlung den Fürther Betriebsratsvorsitzenden und DKP-Stadtrat Werner Riedel zum Bundestagskandidaten für den Stimmkreis Fürth nominiert. Stadttheater Fürth: „Der öffentliche Ankläger“, Schauspiel von Hochwälder (Schauspieltruppe Zürich). Montag, 12. April 1976 Im Blockgeviert Finkenschlag, Robert-Koch-Straße, Dr.-Schumacher-Straße und Erich-Klabunde-Straße wurde die gesamte Grünanlage einschließlich Ruhebänken und Kinderspielplatz stacheldrahtbewehrt eingezäunt und damit von der Außenwelt abgeschnitten. Anwohner konnten die Grünanlage nur noch über die Kellerausgänge an der Rückfront ihrer Häuser erreichen. Man wollte fremde Horden von Halbwüchsigen abhalten, die mitunter die Anlagen verwüsteten. Vandalismus an den Spielgeräten sowie verstreute Zigarettenkippen, verpinkelte Bänke, Exkremente auf Tischtennisplatten und jede Menge zerbrochene Flaschen waren oft das Ergebnis. Die Baugenossenschaft hatte sich geweigert, die Kinderspielplätze weiterhin zu betreuen. Doch die betroffenen Kinder der Nachbarschaft hatten die Zaunhürden schnell überwunden. Nix hat`s genützt! Die SpVgg besiegte in ihrem Heimspiel im Ronhof vor 5000 Zuschauern den FK Pirmasens mit 4:1. Tore für Fürth durch Jensen, Schäfer und Heinlein (2). Damit verbesserte man sich auf Rang 15 der Tabelle. Dienstag, 13. April 1976 Als unmittelbar an der Ostseite des Hauses Würzburger Straße 42 die Baugrube für die neue Apotheke an der Billinganlage ausgehoben wurde, sackte die gesamte Giebelfront ab. Handbreite Risse zeigten sich in den Wänden, Tür- und Fensterstöcke verzogen sich und der Putz fiel quadratmeterweise von den Zimmerdecken. Die Mieter mussten in allen Stockwerken die entsprechenden Zimmer räumen und konnten teilweise nur noch die Hälfte der Wohnflächen nutzen. Ursache waren unzureichende Sicherheitsmaßnahmen für die Hausfundamente nach dem Ausheben der Baugrube. Das Fürther Wohnungsamt riet den Betroffenen, vorübergehend doch in ein Gasthaus zu ziehen! Mittwoch, 14. April 1976 Eine tonnenschwere Stahlbombe zertrümmerte innerhalb nur weniger Stunden einen Teil des alten Kaufhauses Schickedanz an der Fürther Freiheit, um dem geplanten Großkaufhaus Platz zu machen. Viele Fürther hatten jahrzehntelang in dem verwinkelten Altbau ihre Einkäufe getätigt. Kein Wunder, dass viele Bürger dem Zerstörungswerk mit Wehmut ihre Aufmerksamkeit schenkten. Das Präsidium der SpVgg befand sich im Zwiespalt. So sehr man hoffte, die zweite Bundesliga zu erhalten, so bang wurde den Verantwortlichen beim Gedanken an die finanzielle Situation des traditionsreichen Fürther Vereins. Schon im zweiten Zweitbundesligajahr drückten den Verein schon wieder 700.000 DM neue Schulden, nachdem man vorher Teile des Ronhofs an einen Bauträger verkauft hatte, um die Altschulden zu tilgen. Wie in der Jahreshauptversammlung im Geismannsaal bekannt wurde, gehörten 2444 Mitglieder der SpVgg an. Das bisherige Präsidium um Dr. Röllinger wurde wiedergewählt, einzig neu war Gerhard Geißler als Spielausschussvorsitzender. „Gassi“ war von 1953 bis 1963 Torhüter der Vertragsspielermannschaft gewesen. Donnerstag, 15. April 1976 Mit einem großen Fest und Fahrten im Pferdewagen feierte der Privatkindergarten Irmingard Lorbeer sein 25jähriges Bestehen. Zwar wurde der Kindergarten in Fürth als „Lehmus'sche Kinderbewahranstalt“ erfunden, aber ein Privatkindergarten mit dieser Zeit seines Bestehens unter gleicher Leitung war für die damalige Zeit schon eine Seltenheit. Nach jahrelangem Hick-Hack kam es im Jugendhaus Lindenhain zu einer ersten „Vollversammlung des Jugendzentrums Lindenhain – Kommiz“. Mit der ausgearbeiteten städtischen Satzung war man nicht ganz einverstanden. Man einigte sich auf den Kompromiss aus konsumfreier Freizeitgestaltung und politisch-inhaltlicher Arbeit, sofern sich diese im Rahmen des Grundgesetzes bewegte.
19