damalige Eigentümerin errichtete einen Neubau mit Gaststätte. Geöffnet war diese täglich ab sieben Uhr. Kein Witz: Gar mancher auswärts wohnende Gymnasiast, der mit dem Zug in Fürth ankam, trank früh im „Grüner“ vor dem Unterricht am Bistrotisch sein erstes Bier zur Zigarette. SPD-Bundestagsabgeordneter Haase machte den Eisenbahnern der Bundesbahn bei einem Betriebsgespräch in Fürth Hoffnung, dass bei den Maßnahmen zur Umstrukturierung die Linie Siegelsdorf – Markt Erlbach nicht auf der Strecke bleiben wird. Dagegen wurden schon seit einigen Jahren viele kleine Bahnhöfe wie Burgfarrnbach „rationalisiert“. Alles Personal wurde abgezogen, nur ein Fahrdienstleiter hielt die Stellung. Freitag, 30. April 1976 Im Kolpingsaal an der Simonstraße begann für die ersten 107 Auszubildende das große Schwitzen bei der kaufmännischen Abschlussprüfung, die von der IHK abgehalten wurde. Insgesamt wurde kaufmännisches Fachwissen in zehn Berufssparten geprüft. Auch der Geismannsaal, in dem es sonst recht bierselig zuging, diente als nüchterne Prüfungsstätte. Das amtliche bayerische Reisebüro Fürth am Bahnhofplatz 8b bot Interessenten eine Flugreise nach China einschließlich Peking und Kanton an sowie ein Anschlussprogramm Honkong. Die 11 Tage mit Übernachtung und Vollpension kosteten damals stolze 5790 DM pro Person. Dienstag, 4. Mai 1976 Aufgrund eines Druckerstreiks erschienen am Montag, 3. Mai bundesweit keine Zeitungen. Die Schallmauer auf dem Benzinmarkt wurde erstmals durchbrochen! Zahlreiche Tankstellen von Aral verlangten im Großraum Nürnberg-Fürth-Erlangen für den Liter Super-Benzin über eine Mark. Die Konkurrenztankstellen lagen bei 99,9 Pfennige, einige freie Tankstellen verkauften den Liter Super sogar noch unter 90 Pfennig. Bei sonnigen Wetter am 1. Mai hatten die Maifeiern zahlreichen Zulauf. So hatten sich zur DGB-Veranstaltung in der Fürther Fußgängerzone etwa 500 Teilnehmer eingefunden, wo DGB-Landesvize Deffner aus München die Festrede hielt. Zum zweiten Mal hatte die Stadt Fürth zum 1. Mai-Empfang in das Burgfarrnbacher Schloss eingeladen, wo OB Scherzer viele Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Handel und Handwerk begrüßen konnte. Die Fürther SPD hatte schon einige Tage vorher zahlreiche Gäste zu einem zwanglosen Gespräch in das Kasino der Stadtsparkasse im 9. Stock des Sparkassenhochhauses eingeladen. Die SpVgg gewann ihr Heimspiel im Ronhof vor 6000 Zuschauern gegen den FSV Frankfurt mit 2:0. Tore für Fürth durch Hilkes und Unger. Damit verbesserte man sich auf Rang 14 der Tabelle. Stadttheater Fürth: „Gräfin Mariza“, Operette von Kalman (Landestheater Coburg). Mittwoch, 5. Mai 1976 Der bekannte Fürther Maler Karl Dörrfuß feierte seinen 70. Geburtstag. Er war der ruhende Pol im Kreis der Fürther Künstler. Dörrfuß wirkte seit 1930 in der Stadt. Zu seinen Motiven zählten überwiegend Fürth sowie fränkische Landschaften. Kaum zu erfassen sind die Bilder von ihm, die auch heute noch bei kunstsinnigen Fürther Familien in den Räumen hängen. Er war einer der wenigen Maler, die von ihrer Kunst leben konnten. Im Rahmen des Schulsports in Fürth sollte dem Fußball mehr Bedeutung zukommen als bisher. In Gesprächen mit der Stadt und Verantwortlichen der SpVgg entschloss man sich, ab sofort jährlich einen von Ex-Nationalspieler Herbert Erhardt gestifteten „Ertl-Erhardt-Pokal“ unter den Fürther Volksschulen auszuspielen. Alle Spiele sollten auf der Bezirkssportanlage am Schießanger ausgetragen werden. Man erhoffte sich von dem Wettbewerb die Entdeckung von Talenten. Schließlich hatte seit sieben Jahren kein Jugendspieler der SpVgg mehr den Sprung in die erste Mannschaft geschafft. Donnerstag, 6. Mai 1976 Für einen Nachmittag verwandelte sich das Berolzheimerianum in einen türkischen Dorfsaal. Etwa 60 Gastarbeiterkinder, überwiegend aus dem „Michala“, veranstalteten für ihre Eltern ein Folklore-Fest. Die türkischen Lehrer hatten mit ihnen Lieder und Tänze einstudiert. Vorgetragen wurde das Ganze natürlich in Originaltracht. Gegen die verwendeten oboeähnlichen Instrumente wirkte der Klang einer südafrikanischen Vuvuzela wie eine sanfte Einschlafmusik in einem Sanatorium. Dem Fürther Stadttheater stand ein neuer Besucheraufwind bevor: Bei der Jahresversammlung der „Freunde des Fürther Theaters“ verkündete Geschäftsführer Josef Peter Kleinert, dass eine neue Vereinbarung mit der Theaterleitung den Vereinsmitgliedern ab der nächsten Spielzeit eine Kartenverbilligung von 25% auf sogenannte Freiverkaufsvorstellungen bescheren würde. Man erhoffte sich von der Maßnahme eine deutliche Erhöhung der bisherigen Abonnentenzahl von 570. Als nächste Theaterreise wurde Edinburgh ins Auge gefasst. Freitag, 7. Mai 1976
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