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Montag, 19. Juli 1976 Im Sommerbad am Scherbsgraben wurde es jetzt unpersönlicher: Die hübschen Bikini-Mädchen an der Kleiderabgabe wurden deutlich weniger. Wo man sich manchmal längere Zeit mit Garderobenbügeln anstellen musste, waren nun - zunächst im Männerbereich - 789 vergitterte Voll- und Halbschränke installiert worden. Um sie bei Benutzung zu sichern, musste ab sofort ein Vorhängeschloss von zu Hause mitgebracht werden. Wer es abends versäumte, seine Kleidungsstücke aus dem Gitterkäfig zu nehmen, musste damit rechnen, dass das Personal den Schrank gewaltsam öffnete und den Inhalt als Fundsache behandelte. Die neuen Garderobenschränke hatten einschließlich Einbau 100.000 DM gekostet. Rationalisierung nach dem Vorbild des Nürnberger Westbades. Die Zeiten des städtischen „Nachtasyls“ waren vorbei. Der Fürther Stadtrat beschloss, das Obdachlosenheim an der Theaterstraße 7 zu schließen. Der Bedarf des seit 1933 bestehenden Absteigequartiers war laufend zurückgegangen. Dienstag, 20. Juli 1976 Strahlende Sonne und ein anspruchsvoller Parcours kennzeichneten die äußeren Bedingungen bei den Stadtmeisterschaften der Reiter, die von der Reiter-Union Fürth in Seukendorf durchgeführt wurden. Zu den Siegern in den einzelnen Springprüfungen zählten u.a. Hans-Werner Bodem (Reiter-Union), Georg Haller (ReiterUnion) sowie Manfred Roth (St. Georg). Einen einmaligen Zuschuss in Höhe von 100.000 DM gewährte die Stadt Fürth der in finanzielle Nöte geratenen SpVgg. Der Beschluss wurde in geheimer Sitzung gefasst. Die drei „Deutschen Meisterschaften“ früherer Jahre hatten auch den Ruf der Stadt erhöht. Mittwoch, 21. Juli 1976 Hans Matthöfer, damaliger Bundesminister für Forschung und Technologie, kam als Gast ins Fürther Rathaus, wo er von OB Scherzer und BM Stranka empfangen wurde. Matthöfer trug sich ins „Grüne Buch“ der Stadt Fürth ein und ließ sich nach einem kühlen Glas Sekt zur nächsten Fürther Kirchweih einladen. Damen des deutsch-amerikanischen Familienclubs „Sunshine-Haus“ verkauften in der Fußgängerzone T-Shirts mit dem aufgewebten Clubabzeichen. Tage vorher hatte der rührige Club ein Schildkrötenrennen veranstaltet. Der Kirchenchor St. Johannis Burgfarrnbach produzierte unter dem Titel „Kein schöner Land“ bei „main records Würzburg“ eine eigene Schallplatte. Chorleiter Willi Weber übte dazu mit den Chormitgliedern 16 Volkslieder ein. Der Erfolg gab ihm recht: Innerhalb eines Monats nach Erscheinen waren bereits über 1000 Schallplatten zum Stückpreis von 5 DM abgesetzt. Donnerstag, 22. Juli 1976 Trotz glühender Hitze wurde das Sportfest der Fürther Volksschulen zu einer Demonstration jugendlicher Sportbegeisterung. Einige tausend Eltern verfolgten von der Tribüne aus das muntere Geschehen auf dem Rasen des Ronhofs. Laufwettbewerbe, ein Fußballspiel und der traditionelle „bunte Rasen“ sorgten für Abwechslung. Unter der straffen Organisation von Horst Weidemann, Ursula Faust, Knut Schwandt und Wolfram Post rollten die Darbietungen reibungslos ab. Nach jahrzehntelanger Tätigkeit wurde die Gemeindeschwester von St. Michael, Babette Bachhofer, in den verdienten Ruhestand verabschiedet. Nach Würdigung ihrer Verdienste stellte Dekan Heckel mit Renate Schott ihre Nachfolgerin vor. Allmächt: Die neue Diakonisse war verheiratet. Auf der Freilichtbühne im Stadtpark huschten Mädchengestalten in lockeren Figuren barfuß über die Aufführungsfläche. Die neue Ballettschule unter der Leitung von Immo Buhl stellte sich erstmals der Öffentlichkeit vor. Bewegte Belege, den klassischen Ballett-Lehrplan zu durchbrechen. Freitag, 23. Juli 1976 Die Fürther Stadträte waren bei ihren Erlanger Kollegen im Garten von Schloss Atzelsberg zu Gast. Ein Jahr vorher hatte die Stadt Fürth die Erlanger Kommunalpolitiker anlässlich der Kirchweih nach Fürth eingeladen. Unter den lauschigen Bäumen des Atzelsdorfer Schlossparks saß man angesichts tropischer Temperaturen lange beisammen. In der Darby-Kaserne kam es zum militärisch-feierlichen Kommandowechsel: Brigadegeneral George B. Price übernahm eine wichtige Stelle als Stabschef der 1. Armee in den USA und übergab das Kommando an seinen Nachfolger General Edward Partain. Price hatte zwei Jahre lang für sein Land herzliche Bande der Freundschaft geknüpft. Ihm fiel der Abschied sichtlich schwer. Zahlreiche deutsche Prominenz war beim Abschied zugegen und man nahm die Gelegenheit sofort wahr, den „Neuen“ zu beschnuppern.

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