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Die Reisen des Fürther Theatervereins schienen sich einander zu jagen. Kurz nach London und Leningrad bereiste eine Gruppe theaterbegeisterter Mitglieder eine Woche lang die südfranzösische Provence. Ziel waren alte Freilufttheater der Römer in Avignon und Umgebung. Höhepunkt neben einer Ballett-Vorführung war die Aufführung von Cherubinis „Medea“. Im Fürther Stadttheater saß man sicher weicher. Mittwoch, 11. August 1976 Die Bürger der Fürther Altstadt waren empört: Die Renovierung des St.-Michaels-Turms war nur halbherzig durchgeführt worden. Während der obere Teil mit einem Sandstrahlgebläse gereinigt worden war, wurde unterhalb des Umganges der alte Zustand belassen. Aus Kostengründen hatte man die triste schwarzgraue Schmutzschicht nicht weiter bearbeitet, wohl aber die Fugen mit einer fast weißen Silikonharzmasse verfüllt. Der Turm sah im unteren Bereich aus wie der gefleckte Hals einer Giraffe. Die Vorteile des Fertigbaus konnten die Fürther an Ort und Stelle mit eigenen Augen verfolgen: Mit Hilfe von BetonFertigteilen wurde innerhalb von wenigen Tagen die gesamte Kellerdecke des neuen Quelle-Warenhauses an der Fürther Freiheit eingezogen. Kaum waren die Teile angeliefert, wurden sie auch schon passgenau eingehoben. Donnerstag, 12. August 1976 Mit dem Sport-Physiotherapeuten Jürgen Beck aus dem Distelweg in Burgfarrnbach betreute ein Meister seines Handwerks die bundesdeutschen Radasse bei der Olympiade in Montreal. Beck war 1960 aus der DDR geflüchtet, gab seinen erlernten Beruf als Kürschner auf und wurde Masseur. Zunächst betreute er die Olympia-Straßenfahrer, später wechselte er von der Straße zur Bahn um. Neben dem Durchkneten der Muskeln war Beck in Montreal auch für die Ernährung der Radasse zuständig. 40 Jungen und Mädchen des Jugend-Rotkreuzes weilten auf Einladung der Bergwacht in Spies, um an einem Kletterlehrgang teilzunehmen. Sicherheit war dabei oberstes Gebot. Eine stattliche Schar von Kleeblatt-Fans pilgerte vor dem Saisonauftakt in den Ronhof, da es sich in der Stadt herumgesprochen hatte, dass es beim Training der Lizenzspieler „Verstärkungen“ zu sehen gäbe. Tatsächlich tummelten sich die bisherigen Club-Spieler Walter Lachmann und Dieter („Jogi“) Lieberwirth beim Üben unter den Fürther Kickern. Freitag, 13. August 1976 Der Kindergarten von St. Michael geriet zwischen die gesetzlichen Vorschriften. Zwei Gesetze standen sich diametral gegenüber: Einerseits wurde vom Freistaat Bayern seit einiger Zeit verlangt, dass ein Spielplatz im Freien zur Verfügung stehen musste, der größer zu sein hatte als der bisherige, andererseits stemmte sich das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege gegen den Abbruch des Hauses Schrödershof 2, das mit seiner Fläche den erforderlichen Grund abgeben würde. Ein Benutzen eines Teils des Kirchenplatzes kam nicht in Frage, da die Fläche schon vom „Michala“ als Pausenhof beansprucht wurde. Guter Rat war teuer. Die Stadionzeitung „Kleeblatt-Echo“ der SpVgg erschien in völlig neuer Aufmachung. Erhielt man bisher vier magere Seiten Information, so erhöhte sich der Umfang jetzt auf acht Seiten. Verantwortlich für den Inhalt war ab sofort Lizenzspieler Lorenz Hilkes. Samstag, 14. August 1976 Für leichtes Heizöl zahlte man damals in Fürth bei Abnahme von 3000 Liter frei Verbrauchertank zwischen 37,80 und 38,95 DM (pro 100 Liter) zuzüglich 11% Mehrwertsteuer. Nun auch in Fürth: An der Würzburger Straße 7 etablierte sich mit „InterRent“ einer der größten Autovermieter der Bundesrepublik. Die Firma mit dem Hauptsitz in Hamburg verfügte damals über rund 30.000 Fahrzeuge an über 1300 Stationen in ganz Europa. Fürth wurde in den Abendstunden des 13. August von einem schweren Gewitter heimgesucht. In kürzester Zeit standen Kanäle, Keller und Unterführungen unter Wasser. In ein Gebäude im Hinterhof an der Simonstraße 8 schlug der Blitz ein und entfachte einen Brand. Feuerwehr und Polizei hatten Großeinsatz. Montag, 16. August 1976 Die bisher guten Beziehungen der Stadt Fürth zu Hollersbach im österreichischen Pinzgau wurden von einer Bluttat überschattet. Ein 17-jähriger Fürther hatte dort aus nichtigem Anlass einen 22-jährigen Einheimischen im Affekt erstochen. Nach einer verbalen Auseinandersetzung traf ein einziger Messerstich genau ins Herz. OB Scherzer sprach seinem Amtskollegen in Hollersbach telefonisch sein Beileid aus. Die SpVgg kam im ersten Spiel der neuen Saison vor 5000 Zuschauern im Ronhof zu einem 1:0-Sieg über den bisherigen Angstgegner SV Darmstadt. Das Tor für Fürth erzielte Geyer. Man trat an mit Löwer; Grabmeier (59. Min. Geyer), Klump, Lausen, Bergmann, Unger, Heubeck, Heinlein, Schäfer (80. Min. Schwarz), Hilkes und Grimm. Mit dem Auftaktsieg belegte man Rang sieben der Tabelle der 2. Bundesliga Süd.

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