Zum kühlen Vergnügen wurde seit vielen Tagen der Besuch des Sommerbades am Scherbsgraben. Zwar waren die Becken geheizt, aber die wenigen Badegäste auf den Wiesen fröstelten doch sehr. Der Bademeister war meist der einsamste Mann der Stadt. Getanzte Bildimpressionen: Eine Verbindung zwischen Tanz und Malerei stellte die Fürther Ballettschule Immo Buhl her. Zur aufgehängten verträumten Märchenwelt einiger Linolschnitte von Brigitte Kranich entstanden fließende Bewegungsformen junger Tänzerinnen. Eigeninitiative der beim Fürther Jugendamt beschäftigten Sozialarbeiter: Sie richteten den Hinterhof ihres Amtsgebäudes Marienstraße 4 zu einem Spielplatz her. Ein gutes Dutzend Kinder aus der Nachbarschaft hatten eine neue Anlaufstelle zum Spielen. Montag, 6. Juni 1977 Der Fürther Müllberg bei Atzenhof war noch ein kleiner Hügel. Aus damaliger Sichtweise konnte dort noch bis etwa 1985 Müll und Schutt abgelagert werden. Die Fürther Mülldeponie galt als vorbildlich. Der abgelagerte Müll wurde mit einem schweren Fahrzeug verdichtet und täglich mit Erde abgedeckt. Brände oder Rattenplage wurden so weitgehend vermieden. Sperriges Gut wurde vor der Ablagerung maschinell zerrissen. Im Kunstschaufenster der Commerzbank an der Rudolf-Breitscheid-Straße zeigte der Maler Rudolf Kodl einige seiner Werke. Die FN sprachen von „Ansätzen zu einem von expressionistischen Farbwerten bestimmten Symbolismus“. Resümee der SpVgg nach Saisonabschluss: Die ausgebliebenen Zuschauer in den letzten Heimspielen hatten doch noch zu einem finanziellen Defizit geführt. Man hatte die Stadt Fürth zwar schriftlich um Unterstützung gebeten, aber dort reichte es nicht einmal zu einem Antwortschreiben. Dienstag, 7. Juni 1977 An der Fassade der St.-Michaels-Kirche wurden die Arbeiten wieder aufgenommen. Mit der bisherigen Renovierung war man nicht zufrieden. Damit die „Patina des Alters“ erhalten blieb, wurden die Sandsteine im Heißwasser-Hochdruckverfahren abgewaschen. Um den hässlichen „Giraffenhalseffekt“ mit den hellen Fugen zu beseitigen, wurden sämtliche Zwischenräume geöffnet und mit einer Spezialmasse neu verfugt. Zum Jahreswechsel 1976/77 hatte die Stadt Fürth einen Bauüberhang (= behördlich genehmigt, aber noch nicht begonnen oder fertiggestellt) von 370 Wohngebäuden und 927 Wohnungen. Erstmals seit 1972 war wieder eine Zunahme der Baugenehmigungen zu verzeichnen. Der Fürther Verkehrsverein organisierte an späten Sonntagvormittagen Standkonzerte am Fontänenhof im Fürther Stadtpark. Jetzt spielte der Burgfarrnbacher Jugendmusikzug. Mittwoch, 8. Juni 1977 Viele Reiche aus Bayern lebten in der Stadt Fürth. 1189 Personen waren damals in Fürth nach Angaben des Finanzamtes vermögensteuerpflichtig. Im Durchschnitt fiel in Fürth ein steuerpflichtiges Vermögen von 803.029 DM an. Zum Vergleich: Die von den Finanzämtern in Nürnberg und München „betreuten“ Vermögensteuerpflichtigen kamen auf 267.745 DM bzw. 297.688 DM. In Fürth lebten nach Ermittlungen des Finanzamtes 86 Millionäre. BRK-Ausbilder aus den Kreisverbänden Nürnberg-Stadt, Nürnberg-Land, Neustadt/Aisch und Fürth trafen sich am Wochenende im neuen Fürther Rotkreuzhaus zu einem Fortbildungslehrgang. Dabei unterrichtete Lehrgangsleiter Volz über das Verhalten im Brandfall. Zur Demonstration wurden kleinere Brände mit Feuerlöschern bekämpft. Donnerstag, 9. Juni 1977 In einem Artikel der FN erinnerte man an die Geburtstage von Prinzregent Luitpold, der am 12.12.1912 starb. Auf dem Exerzierplatzareal der 21er hinter der Kaserne an der Flößaustraße (heute Südstadtpark) gab es eine Parade, während der 101 Salutschüsse von Artilleriegeschützen abgefeuert wurden. Dabei waren die Kartuschen aus Messing nicht mit Granaten bestückt, sondern mit Feinzinndeckeln verschlossen. Für die Schuljugend war unterrichtsfrei. Sobald der letzte Schuss abgefeuert war und die Soldaten abmarschierten, stürmten Buben das Feld und sammelten gierig die Zinndeckel im Sand. Dieses wertvolle Material wurde dann beim Altmaterialhändler Hoderlein in der Glückstraße zu Taschengeld umgemünzt. Freitag, 10. Juni 1977 Die „Verbindungsstraße West“, die neue für den Verkehr freigegebene Verbindung zwischen Fürth-Dambach und Zirndorf, wurde von den Kraftfahrern nicht im erhofften Maße angenommen. Dagegen war an den
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