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Der Winter schien das Versäumte der letzten Jahre nunmehr wieder gutzumachen. Die „weiße Pracht“ wurde in Fürth zur Plage. Fast 36 Stunden ununterbrochener Schneefall beschäftigte den Winterdienst der Stadt wie schon lange nicht mehr. Täglich schrumpfte das Streugut um 50 Tonnen. Nach dem Ausscheiden von Stadtrat Gerhard Schwiedersky rückte der 38-jährige Rolf Werner in den Fürther Stadtrat nach. Dieser war Angestellter bei der Post, kam aus der christlichen Pfadfinderschaft und war Mitglied des Dekanatsjugendkonvents sowie des Kirchenvorstands der Gemeinde Heilig-Geist auf der Hardhöhe. Der CSU gehörte Werner schon seit mehr als 15 Jahren an. Musterkarriere eines CSU-Mitglieds? Samstag, 15. Januar 1977 Das ehemalige „Café Kronprinz“ Ecke Nürnberger und Engelhardtstraße mauserte sich zum Kinocenter: Hermann Kiesel, der Nürnberger Besitzer des „Roxy“-Kinos, etablierte im Kronprinzeck drei kleinere Kinos, was dem Trend der Zeit bei rückläufigen Kinobesuchen entsprach. Dazu sollte im Untergeschoss später noch eine Caféteria und ein viertes Studio-Filmtheater entstehen. Kiesel sah in Fürth eine Marktlücke. Das ehemalige hochherrschaftliche Café Kronprinz war zwischenzeitlich eine Ami-Kneipe, später eine Diskothek und zuletzt Ausstellungsraum für Teppichböden und Tapeten von Gummi-Wörner. Montag, 17. Januar 1977 Mit Erreichen der Altersgrenze trat mit Hans Drechsel einer der dienstältesten berufsmäßigen Stadträte in den Ruhestand. Der in Fürth geborene Diplomkaufmann gehörte fast 50 Jahre der Fürther Stadtverwaltung an und leitete seit 1961 die Stadtwerke Fürth. 1965 wurde er zum berufsmäßigen Stadtrat und Werksreferenten gewählt. Drechsel galt bei den Stadtwerken als ausgesprochener „Pfennigfuchser“. Die SpVgg verlor ihr Auswärtsspiel beim SV Chio Waldhof mit 1:4. Das Tor für Fürth erzielte Unger. Trainer und Präsidium zeigten sich von der Leistung der Mannschaft bitter enttäuscht. Noch hielt man Platz acht der Tabelle. Stadttheater Fürth: „Die zwölf Geschworenen“, Schauspiel von Rose/Budjuhn (Schweizer Tourneetheater). Dienstag, 18. Januar 1977 Hoch schlugen die Wellen des Faschings im Fürther Kolpinghaus an der Simonstraße. Der Tuspo Fürth hatte zu seinem letzten Fest in fremden Räumen geladen. Im ausverkauften Haus tanzten die Sportler zu den Klängen der Roman-Hahn-Band. Der Geistesgegenwart einer jungen türkischen Mutter war es zu verdanken, dass ein Brand im Obergeschoss des Gasthauses „Zur Krone“ in der Gustavstraße 42 keine Menschenleben forderte. Mit ihren beiden kleinen Kindern zwängte sie sich um 0.30 Uhr durch ein winziges Dachfenster ihrer brennenden Wohnung, presste sich an die vereisten Dachziegel und wartete, bis sie von der Feuerwehr über eine Drehleiter gerettet werden konnte. Der Schaden an dem überbelegten Altstadthaus betrug mindestens 45.000 DM. Mittwoch, 19. Januar 1977 Die Stadt Fürth gehörte neuerdings zu den Wintersportorten mit guten Ski- und Rodelmöglichkeiten. Außer dem seit Jahren benutzten Hang hinter der Eschenausiedlung war durch die Aufschüttung etlicher Millionen Kubikmeter Erde vom Ausbaggern des Rhein-Main-Donau-Kanals im Stadtwald beim „Rangau-Blick“ eine neue Ski- und Rodelpiste entstanden. Auch ohne einen Skilift herrschte großer Andrang. Wieder brannte es in der Fürther Altstadt: Aus ungeklärter Ursache brach in einem alten Haus in der Schindelgasse 10 ein Brand aus. Durch das schnelle Eingreifen der Feuerwehr konnte der Schaden auf etwa 15.000 DM begrenzt werden. Die Katholiken aus Stadt und Landkreis Fürth zeigten sich spendabel: Für 1976 war bei fast allen Sammlungsergebnissen eine Steigerung zu 1975 festzustellen. So wurden 1976 an Dreikönig 5470 DM für afrikanische Missionen gesammelt, 67.763 DM für „Misereor“ und mit 79.133 DM für „Adveniat“ wurden notleidende Katholiken in Südamerika unterstützt. Respekt! Donnerstag, 20. Januar 1977 Fürths größter Renommierbau in der Innenstadt stand in Nöten: Das „Bahnhof-Center“ wurde unter Zwangsverwaltung gestellt. Damit zog das Vollstreckungsgericht beim Amtsgericht Fürth auf Antrag eines Gläubigers indirekt die Konsequenz aus der Tatsache, dass sich für die aufwändig gebaute Betonburg am Bahnhofplatz bisher kaum Käufer oder Mieter gefunden hatten. Von über einhundert Klingelschildern waren bisher nur drei beschriftet. Damit fehlten dem Bauträger „Franken-Wohnbau-GmbH“ (Baufirma Röllinger) die notwendigen Einnahmen, um den Schuldendienst für die für den Bau des Hochhauses aufgenommenen

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