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Sorgten die schwachen und teils auch skandalösen Schiedsrichterentscheidungen bei der Niederlage beim KSV Baunatal für einen psychischen Knacks beim Kleeblatt? Anders war die 1:2-Niederlage der SpVggLizenzspieler im Freundschaftsspiel beim Bezirksligisten (!) FC Gunzenhausen nicht zu erklären. Das Tor für Fürth erzielte Bergmann. In der Fürther Geschäftsstelle der Freien Demokratischen Partei in der Königstraße waren nun Landschaftsbilder des bekannten Fürther Malers Karl Dörrfuß zu sehen. Donnerstag, 15. September 1977 Im Zuge der Fahndung nach Terroristen aufgrund der Entführung Hans-Martin Schleyers fahndete die Polizei auch auf Fürths Straßen. Nach ersten Pannen – Bayern III meldete alle Kontrollpunkte als Verkehrsstau – liefen die Kontrollen reibungslos. Während nach einem Fahrzeugstopp ein Polizist Ausweis und Fahrzeugpapiere kontrollierte, sicherte sein Kollege mit schussbereiter Maschinenpistole die Aktion. Kontrolliert wurde an den Ausfallstraßen. Die Bürger zeigten Geduld und Verständnis. Fürths Alt-OB Dr. Hans Bornkessel wurde nach mehreren Tagen völlig unterkühlt in einem Waldstück bei Garmisch-Partenkirchen von zwei Holzarbeitern aufgefunden und ins Krankenhaus gebracht. Der 85-jährige war aus dem Münchner Wohnstift „Augustinum“ ausgebüxt und mit einem Zug nach Garmisch gefahren. Dann verlor sich die Spur. Freitag, 16. September 1977 Die Grundig-Bank festigte im Ergebnis ihre Basis für ein erfolgreiches Bestehen im Wettbewerb. Die Bank war 1949 zur internen Finanzierung der Konzerngeschäfte gegründet worden und hatte in den letzten Jahren kräftig expandiert. Die Bilanzsumme hatte sich 1976/77 gegenüber dem Vorjahr um 28% auf 779 Mio DM erhöht. Das Geschäftsvolumen hatte sich im gleichen Zeitraum um 31% auf 875 Mio DM erweitert. Begeistertes Lob für einen fast unmöglich gehaltenen Umbau: In nur zehn Wochen gelang die komplette Sanierung des ehemaligen Obdachlosenasyls in der Fürther Theaterstraße. Jetzt konnte die Schulverwaltung den Bau in Besitz nehmen. Die Sonderschule für Sprachbehinderte bekam damit neue Räume. In der Friedrichstraße 12 zwischen Fürther Freiheit und Maxstraße eröffnete „Norma“ eine neue Filiale. Damit war der Discounter bereits fünfmal in Fürth vertreten. Stadttheater Fürth: „Modenschau“, Petit France, Nürnberg. Das Fürther Filmprogramm zur Monatsmitte: „Der Spion, der mich liebte“ mit Roger Moore und Curd Jürgens in der 4. Woche (City), „Der Patientenschreck“ mit Jerry Lewis und Janet Leigh (Kronprinz-Kinocenter I), „Zwei Teufelskerle auf dem Weg nach Istanbul“ mit Alberto Dell`Acqua und Harry Goldman (KronprinzKinocenter II) sowie „Greta – Haus ohne Männer“ mit Dyanne Thorn und Tania Busselier (KronprinzKinocenter III). Samstag, 17. September 1977 In Fürth gab es kaum einen Erstklässler, der seinen ersten Schulweg nicht an der Hand von Eltern, Großeltern oder Geschwister zurücklegte. An den großen Kreuzungen standen Polizisten bereit, um sie über die Fahrbahn zu dirigieren. In der ersten Unterrichtsstunde wurden die ABC-Schützen wie jedes Jahr mit gelben Mützen ausgestattet und Autofahrer erhielten an Ampelanlagen Merkzettel zum Thema „Verkehrssicherheit“. Das Spielmobil „Willibald“ der Kommunistischen Partei gastierte eine Woche lang an verschiedenen Standorten in Fürth. Sicher gab es Leute, die beim Anblick des einfarbigen Riesen-Luftkissens nur „Rot“ sahen, aber den Kindern machte es einen Heidenspaß, darauf herumzutoben. Stadttheater Fürth: „Festkonzert zum 75-jährigen Bestehen des Stadttheaters Fürth“ (Lehrergesangverein Fürth). Montag, 19. September 1977 Im Krankenhaus von Garmisch-Partenkirchen verstarb Fürths Alt-OB Dr. Hans Bornkessel im Alter von 85 Jahren. Der Träger des Großen Verdienstkreuzes der Bundesrepublik und des Bayerischen Verdienstordens und Inhaber der Goldenen Bürgermedaille der Stadt Fürth hatte die Folgen des mehrtägigen Herumirrens in der Garmischer Gegend nicht überstanden. Der aus München stammende Jurist kam 1929 als Rechtsrat nach Fürth. Das SPD-Mitglied wurde 1934 zwangsweise in den Ruhestand versetzt. 1940 lieferte man ihn in das Konzentrationslager Sachsenhausen ein. Am 25. Februar 1946 kam Dr. Bornkessel zum zweiten Mal nach Fürth. 18 Jahre stand er an der Spitze der Stadt. 1964 trat er in den Ruhestand. 1970 sprach er sich bei Wahlkampfveranstaltungen der SPD zum Verdruss seiner Partei nachdrücklich für den FDP-Kandidaten Kurt Scherzer aus. Anfang 1977 zog Dr. Bornkessel in ein Münchner Altersheim.

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