Der Verein für Heimatforschung „Alt-Fürth“ unternahm erstmals ein Mehrtagesfahrt. Unter der Führung des städtischen Pressestellenleiters Wilhelm Kleppmann ging es für vier Tage nach Wien, wo man jetzt ausgiebig Zeit hatte, die Donaumetropole zu erkunden. So mancher Teilnehmer interessierte sich dabei allerdings mehr für „Beuscherl“, „Faschiertes“, „Golatschen“, oder „Heurigen“ denn für die Reichskleinodien in der Hofburg. Die Fürther mussten wieder einmal zusammenrücken. Ab sofort galten die üblichen Sperren zur Fürther Kirchweih. Man rechnete wieder mit Tausenden von auswärtigen Festbesuchern. Zum Abstellen der Autos hatte die Stadt für die beiden Kirchweihsonntage extra Schulhöfe im Innenstadtbereich zum Parken freigegeben. Samstag, 1. Oktober 1977 Textil-Schnog eröffnete in der Fürther Blumenstraße 2 ein Damenmodehaus besonderer Art: Das Modegeschäft hatte sich auf große Damengrößen spezialisiert. Die meisten Textilien wurden ab Größe 42 angeboten. Der Fürther Maler Hans Langhojer war außerhalb Fürths viel bekannter als zuhause. Jetzt hatte er wieder einmal in Fürth gearbeitet: Er verschönerte den kahlen Zweckbau der neuen Lebenshilfe-Sonderschule an der Aldringerstraße in Dambach. Dabei zog sich ein gelber Grundton wie ein dicker Leitfaden durch das Gebäude. Fische, Vögel und die Sonne fügten sich zu einem Ganzen. Motive wurden auch um die Ecke gemalt. Das Personalwohngebäude I des Fürther Stadtkrankenhauses wurde umgebaut. Aus einem ursprünglichen Wandelgang entstand ein neuer Aufenthaltsraum für die Schwesternschaft. Die Grundig-Werke spendierten zur Eröffnung ein Farbfernsehgerät. Nach der letzten Kostenschätzung ging die Stadt Fürth für den Bau einer Stadthalle von einer Bausumme (einschließlich Tiefgarage) von 20 Mio DM aus. Montag, 3. Oktober 1977 Trotz Regens reisten die „Kärwa-Fans“ aus dem ganzen Großraum an, um bei der Eröffnung der Elf-TageGaudi dabei zu sein. Wie jedes Jahr war der Geismannsaal gerammelt voll, als OB Scherzer die 122. Fürther Kirchweih offiziell eröffnete. Nach dem Dirigat des „Bayerischen Defiliermarsches“ folgte ein weißblaues Frühschoppen-Programm, bei dem u.a. die „Pöiterlasboum“ nicht fehlen durften. Am Nachmittag ging es dann zwischen Kurz-Sonnenschein und Regengüssen mittlerer Güte in den Budengassen erstmals hauteng zu. Neu auf der „Kärwa“: Jan Kroons „Mäusestadt“ (Muizenstad), fast 1000 lebende Mäuse tummelten sich in der Spielzeugstadt des Holländers. Die SpVgg verlor ihr Heimspiel im Ronhof vor 16.000 Zuschauern gegen den Erzrivalen 1. FC Nürnberg mit 0:2. Es war das 219. Derby zwischen Nürnberg und Fürth. Damit belegte man Rang zehn der Tabelle. Dienstag, 4. Oktober 1977 In der Direktion von Grundig rauchten die Köpfe: Auf Platz 3 der Wahlliste zum mitbestimmenden Aufsichtsrat stand ein Mitglied der DKP aus dem Bayreuther Grundig-Werk. Die IG Metall hatte keine Zweifel, dass die Liste bei den Wahlen „durchging“, sah das Mitbestimmungsgesetz doch neun Arbeitnehmer-Vertreter im Aufsichtsrat vor. Die IG Metall hatte nur einen Unvereinbarkeitsbeschluss mit der NPD, nicht aber mit der DKP. So würde also in Kürze erstmals ein DKP-Mitglied bei Grundig im Aufsichtsrat sitzen. In der Tanzschule Streng im Weißengarten konnte man schon die neuesten Modetänze zur kommenden Ballsaison einüben. Dies war der Kreistanz „Sardana“, dessen Ursprung an der Costa Brava lag, sowie „Swing-Boogie“, eine Art Spar-Jive. Rechtzeitig zur Fürther Kirchweih eröffnete Wölfel eine neue „Fränkische Brotzeitstube“ in der RudolfBreitscheid-Straße. Dazu hatte man die frühere „Aischgründer Karpfenstube“ im Stil der „Tenne“ vollkommen umgebaut und renoviert. Täglich gab es kalte und warme Speisen sowie Kaffee und natürlich Wölfel-Gebäck. In der Pfisterstraße in Fürth eröffnete ein „Taekwon-Do-Zentrum“. Zur Demonstration zermalmte der Großmeister des koreanischen Kampfsports schon mal zwölf Dachziegel und legte sich anschließend mit nacktem Rücken auf Glasscherben, um einen 74 kg schweren Mann ohne Folgen auf seinem Oberkörper herumtrampeln zu lassen. Mittwoch, 5. Oktober 1977 Die Fürther Denkmalschutz-Liste wurde immer länger. Jetzt widmete man sich auch den früheren Industriebauten. So nahm man nun das Verwaltungsgebäude der Stadtwerke Ecke Leyher- und Humbserstraße sowie das Fabrikgebäude der Firma Brünn in der Badstraße in die Liste mit auf.
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