(Vorjahr 700). Man konnte sich kaum einen Weg durch die von Besuchern verstopften Gassen bahnen. Trotz allen Andrangs klappte die Organisation des Altstadtvereins und der Stadt Fürth. Jazz- und Beatbands sowie einige Barden traten kostenlos auf und sorgten für eine gelöste Atmosphäre. Die städtische Hans-Böckler-Schule hatte die anderen am Tannenplatz vertretenen Schulen zu einem Gesamtschulsportfest eingeladen. Es wurde ein Sportfest ohne den sonst üblichen Leistungsdruck. Mannschaftsspiele zur Förderung der sozialen Integration standen dabei im Vordergrund. Das Spiel war wichtiger als der Sieg. Mittwoch, 12. Oktober 1977 Auf der Fürther Kirchweih wurde ein Rundfahrgeschäft (so der amtliche Ausdruck) zum Lieblingsobjekt der Besucher: Im „Hupferl“ saß man an der Rundwand, dann ging es rundherum, kurz darauf auch in Schräglage hoch und dann sorgte eine aufwändige Pressluftapparatur auf der Rückseite für ein kräftiges Durchrütteln. Toni Wolf, geschäftsführender Gesellschafter der Eckart-Werke, erster Vorsitzender des Fürther Industrieund Handelsgremiums und Inhaber der Goldenen Bürgermedaille der Stadt Fürth, erhielt aus der Hand des bayerischen Wirtschaftsministers Jaumann das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens überreicht. Damit sollten Wolfs unternehmerische Fähigkeiten sowie sein ehrenamtliches Engagement gewürdigt werden. Seine soziale Einstellung zeigte sich auch in bedeutenden Zuwendungen für caritative und sportliche Projekte. Stadttheater Fürth: „Erinnern Sie sich?“, verschiedene Solisten und Orchester (Bayerischer Rundfunk Studio Nürnberg). Donnerstag, 13. Oktober 1977 Auf dem Vorplatz des Fürther Stadttheaters fand wieder der traditionelle „Betzntanz“ statt. Zu den Klängen der Kapelle Jakl Strobel tanzten die Neunhöfer Volkstrachtler, bis der Wecker klingelte und ein Tanzpaar den „Betz“ gewonnen hatte. Mit einer Goldmedaille wurde auf der Stuttgarter Gartenschau der Fürther Steinmetzmeister Heinz Siebenkäß für das von ihm geschaffene Denkmal für ein Friedhofs-Urnenfeld ausgezeichnet. Unter 700 Bewerbern wurden 95 zum Wettbewerb zugelassen. Insgesamt wurden nur sechs Goldmedaillen vergeben. Die mit weitem Abstand schönste und am stärksten besuchte Michaelis-Kirchweih ging nach einem nochmaligen Massenauftrieb am letzten Kirchweih-Mittwoch zu Ende. Man schätzte die Zahl der Besucher auf etwa 900.000. Einige neue Attraktionen hatten die Budengänger in hellen Scharen angezogen. Auch unzählige Nürnberger nahmen an manchen Tagen überfüllte Straßenbahnen in Kauf, um mit ihren Angehörigen auf die Fürther „Kärwa“ zu fahren. Die Schausteller rieben sich die Hände und die Fürther Autofahrer atmeten auf, denn die vielen Umleitungen hatten wieder einmal ein Ende. Freitag, 14. Oktober 1977 „Allmächt, schau hie, dou segelt aner mit seiner Matratzn!“ Der „Aero-Club“ Fürth steuerte zur Fürther Kirchweih eine besondere Attraktion bei: Fallschirmspringer Schumann landete mit einem neuen rechteckigen Lenkfallschirm „Strato Cloud“ am Bauernsonntag auf der Wiese neben dem Karlsteg. Gestartet war man mit einem Flugzeug in Herzogenaurach und dann über Fürth abgesprungen. Die Sacker Kinder hatten ihren neuen Spielplatz bereits erobert, bevor dieser offiziell seiner Bestimmung übergeben wurde. Die Stiftung „Sozialwerk Sack“ hatte mit dem Bau des Spielplatzes neben den Sportanlagen des TSV Sack einen alten Plan verwirklicht. Zur Einweihung gab es ein kaltes Buffet für die kleinen „Ehrengäste“. Auch dieses Jahr lud die Stadt Fürth anlässlich der Kirchweih in das Kolpinghaus zum traditionellen Heimatabend ein. Den meisten Beifall der auftretenden Gruppen erhielt die Formation „Tanzdeel Rega“ aus Erlangen, aber auch die Loonharder Sänger und der Musikzug aus Burgfarrnbach brauchten sich über Anerkennung nicht zu beklagen. Samstag, 15. Oktober 1977 Wie jedes Jahr luden Stadt Fürth und Schausteller den Nachwuchs des Kinderheims St. Michael zur Kirchweih ein. Etwa 200 Kinder waren quietschvergnügt in der Budenstadt unterwegs, um Freifahrten, kostenlose Süßigkeiten und Bratwurstsemmeln zu genießen. Traditioneller Start des Bummels war jedes Mal die Geisterbahn. In der Schwabacher Straße 4 in Fürth eröffnete rechtzeitig zur Wintersaison „Lebkuchen Schmidt“ eine Verkaufsfiliale. Im Sommer war in den Räumen eine Eisdiele etabliert. Das Fürther Stadttheater war ausverkauft, als der Bayerische Rundfunk unter dem Titel „Erinnern Sie sich?“ zu einer Nostalgie-Show rief. Die Bandbreite reichte dabei von Ilse Werner bis zum Medium-Terzett. Es
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