Mittwoch, 9. November 1977 Im Kunstschaufenster der Commerzbank an der Rudolf-Breitscheid-Straße war naive Hinterglasmalerei des Künstlers Ernst Böhm zu sehen. Die FN sprachen vom „Prinzip der übereifrigen Realitätsbeschwörung, die unvermittelt ins ironische Zitat umschlagen kann ...“ Sehr sorgfältig formuliert. Mit einer kleinen Ausstellung in einem Geschäftsraum des Modehauses Fiedler startete Modehaus-Chef Hermann Fiedler ein Programm, mit dem man bis Weihnachten künstlerische, kunstgewerbliche und handwerkliche Aktivitäten ins Haus holte. Den Anfang machte jetzt der Vacher Maler Fritz Lang mit Aquarellen und Radierungen, später offerierte Fiedler Trachtenschmuck, Bauernmalerei und Antiquitäten. Weihnachten stand vor der Tür, die Geldbeutel waren schließlich gut gefüllt und man schenkte großzügig. Donnerstag, 10. November 1977 Zur Allerseelenfeier der katholischen Pfarrgemeinden Fürths konnte Dekan Remigius Hümmer zahlreiche Gläubige begrüßen. Nach der Predigt durchzogen die Pfarrangehörigen mit dem Klerus bei strahlendem Wetter traditionell die Gräberfelder. Ein Gemeindeabend bei Heilig-Geist auf der Fürther Hardhöhe gedieh zur Jubelfeier: Die Gemeinde verabschiedete den seit 1964 dort tätigen Pfarrer Otto Seiter in den Ruhestand. Mit vielen Reden und Geschenken wurde der gütige Geistliche auf das Rentnerdasein vorbereitet. Eine Demonstration seiner Beliebtheit. Im Bereich des Arbeitsamtes Fürth wurden Ende Oktober 3131 Arbeitslose gezählt, was einer Arbeitslosenquote von 4,0% entsprach. Zum gleichen Zeitpunkt hatten acht Betriebe mit zusammen 182 Mitarbeitern „kurzgearbeitet. Freitag, 11. November 1977 Zum ersten Höhepunkt der 14. Fürther Kirchenmusiktage entwickelte sich der ökumenische Gottesdienst in der St. Pauls-Kirche. In das brechend volle Gotteshaus zogen evangelische und katholische Geistliche ein und zelebrierten gemeinsam einen Gottesdienst. Der Domchor Bamberg umrahmte die Feier – nur die Orgel streikte mit einem hängengebliebenen Pfeifenventil. Ein zum Weltspartag von der Fürther Bayerischen Vereinsbank gestarteter Malwettbewerb hatte eine ungeahnte Resonanz: Über 250 bunte Zeichnungen zur vorgegebenen Symbolfigur eines „blauen Sparlöwens“ waren eingegangen. Die beiden Sieger erhielten ein Sparbuch über je 100 DM, außerdem wurden zahlreiche Sachpreise vergeben. Etwa 100 Friedhofsgärtner aus ganz Bayern tagten erstmals in Fürth und „erwanderten“ dabei den Fürther Friedhof. Die Sorge der Staudenpflanzer galt der zunehmenden „Versteinerung“ des Friedhofs. Überregionale Tendenz: Immer mehr Gräber wurden mit Steinplatten abgedeckt. Dies war ja schließlich pflegeleicht. Samstag, 12. November 1977 Die Grundig-Bank an der Kurgartenstraße zeigte für zwei Wochen bedeutende historische Medaillen, darunter Kostbarkeiten aus der Dürerzeit. Das Germanische Nationalmuseum hatte diese als Leihgaben zur Verfügung gestellt. An einer aufgestellten Prägepresse konnten sich die Besucher selbst als „Münzer“ versuchen. Der „Bierführerverein Fürth“ hatte gleich doppelten Anlass zum Feiern: Es galt nicht nur, eine Anzahl Mitglieder für langjährige Vereinstreue auszuzeichnen, sondern auch die erneuerte Fahne kräftig zu begießen. Das Prachtstück hatte deutliche Witterungsschäden aufgewiesen, so dass eine sündhaft teure Renovierung nötig wurde. Eine neue Fahne wäre billiger gewesen, aber gerade das wollten die Nostalgiker nicht. Verbrannter Müll ist teurer als abgelagerter Müll auf Halde. Diese Tatsache mussten die Fürther zähneknirschend hinnehmen. Ab 1. Januar 1978 stiegen die Gebühren für Hausmüll um satte 30%, denn er wanderte in die Müllverbrennungsanlage des Landkreises an der Rothenburger Straße. Montag, 14. November 1977 Die Vertreter der Stadt und der Bundeswehr sowie die Angehörigen der Krieger- und Kriegsopfervereinigungen trafen sich am Volkstrauertag wieder am Ehrenmal im Fürther Stadtpark. Unter den Klängen des Liedes vom „Guten Kameraden“ legte auch OB Scherzer im Namen der Stadt einen Kranz nieder. Weitere Feiern fanden in Poppenreuth, Vach, Burgfarrnbach, Stadeln, Unterfarrnbach, Ronhof, Sack und Atzenhof statt. Kurz vor dem berüchtigten 11.11. wurde das neue Fürther Faschingsprinzenpaar in der „Bauernbeiz`n“ der
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