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erwies sich Spieler Erich Geyer als blendender Alleinunterhalter im Sinne Ludwig Thomas mit seiner Story vom „Platzwart im Himmel“. Noch mehr Beifall erhielt Trainer Hannes Baldauf für seine Verse in trockener niedersächsischer Art. Nach dem Gänsebraten war glücklicherweise bis 7. Januar spielfrei. Der Fürther Stadtrat beschloss in seiner letzten Sitzung vor Jahresende, Stadtgartendirektor i.R. Hans Schiller die „Goldene Bürgermedaille“ zu verleihen. Der Vater der Fürther Gartenschau war auch als Autor einschlägiger Standardwerke weit über die Grenzen der Stadt Fürth hinaus bekannt geworden. In einem Leserbrief beschwerte man sich über die Wirkung der Außenfassade des neuen QuelleKaufhauses an der Fürther Freiheit. Man sprach von „Brachial-Architektur“! Dienstag, 27. Dezember 1977 1977 war nun schon die achte Weihnacht ohne Schnee. Grau in grau erlebten die Fürther den Heiligen Abend und die Feiertage. Die Kirchen waren auch dieses Jahr wieder stark besucht. Neben den Privateinladungen amerikanischer Soldaten zu deutschen Familien hatte der AWO-Kreisverband zwölf junge Soldaten der „Johnson Barracks“ in das Fritz-Rupprecht-Heim nach Burgfarrnbach eingeladen. Jeder von ihnen wurde beschenkt. Die katholische Gemeinde St. Heinrich nahm Abschied von Prälat Nikolaus Pieger und begrüßte dessen Nachfolger Pfarrer Herbert Hautmann. Dekan Remigius Hümmer überreichte dem neuen Pfarrherrn symbolisch die Schlüssel zu Gotteshaus und Sakramenten. Im brechend vollen Kolpingsaal fand anschließend eine Abschiedsfeier für Pieger mit vielen Laudatios statt. Mittwoch, 28. Dezember 1977 Die Stadt Fürth setzte alle Hebel in Bewegung, um über Bundes- und Landeszuschüsse den Bau einer neuen Berufsschule an der Ottostraße realisieren zu können. Man rechnete mit Zuschüssen von bis zu 80%. Dadurch sollte ein neues Berufsschulzentrum im Bereich Theresien- und Ottostraße geschaffen werden, um dem per Gesetz einzuführenden Berufsgrundschuljahr gerecht zu werden. Für die spätere Realisierung mussten das Gebäude der ehemaligen Milchversorgung sowie das „Sunshine-Haus“ abgerissen werden. BM Stranka, Dr. Iblher (Stadtentwicklung) und Marktmeister Bachmann verabschiedeten auf der Fürther Freiheit die Marktfrau Margarete Ringel. Seit über 35 Jahren stand sie auf dem Fürther Wochenmarkt, zuerst am Dreikönigsplatz, später auf der Fürther Freiheit. Das „Ringala“, wie sie von ihren Kolleginnen genannt wurde, erhielt ein Abschiedsgeschenk. Sie bedankte sich und fügte hinzu: „Die Baa mögn halt nimmer!“ Donnerstag, 29. Dezember 1977 Das traditionelle Fürther Krippenspiel wurde 1977 nicht vor der Michaelskirche, sondern vor der neuen „Dreifaltigkeitskirche“ aufgeführt. Akteure waren wieder überwiegend städtische Mitarbeiter. Toll war es nicht, froren doch die Zuschauer erbärmlich, statt Schnee fiel Regen vom Himmel und die Stimmen der Darsteller kamen scheppernd von einem bespielten Tonband. Die FN erinnerten in einem Artikel an den 50. Todestag des Fürther Originals Andreas Schmalz. Dieser zog in der Zeit ab dem ersten Weltkrieg als Basssänger von Wirtschaft zu Wirtschaft, um mit seinem Gesang Geld zu verdienen. Sein Repertoire bestand nur aus den drei Liedern: „Im tiefen Keller sitz ich hier“, „In diesen heiligen Hallen“ und „Grüß mir mein blondes Kind am Rhein“. Die Notenblätter hielt er oft verkehrt herum, sein Gesang lag fürchterlich daneben. Sobald er eine Wirtschaft betrat, schrien die Gäste: „Schmalz, einsammeln, nicht singen!“ Aber der Rentner Schmalz sang stets seine drei Lieder und kassierte erst dann ein. Er starb 1927 im Alter von 80 Jahren. Freitag, 30. Dezember 1977 Im Kunstschaufenster der Commerzbank an der Rudolf-Breitscheid-Straße waren Radierungen des Zeichners Wolfgang Turba zu sehen. Die FN sprachen von „skurrilen Gebilden, die durch die Nuancierungsmöglichkeiten der Radiernadel neue Stimmungswerte erhalten“. Die letzte herbstliche Treibjagd in Fürth und Umgebung lieferte eine enttäuschende Hasenstrecke. Schädlingsbekämpfungsmittel, zunehmender Straßenverkehr und mehrere Maßnahmen der Flurbereinigung schienen den Mümmelmännern das Leben schwer zu machen. Nach dem Ausscheiden von Prof. Dr. Franz Gall entschied sich der Fürther Stadtrat für Privatdozent Dr. Rainer Bötticher als Chefarzt der Chirurgischen Klinik am Fürther Stadtkrankenhaus. Er stammte aus Zwickau und arbeitete zuletzt an der Uni Erlangen. Samstag, 31. Dezember 1977 Eine kleine, aber doch sehr wirkungsvolle Neuerung stellte das Stadtkrankenhaus der Öffentlichkeit vor: Von

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