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sollte. Befürworter und Gegner saßen sich unversöhnlich gegenüber. Als über eine Resolution an die Stadt abgestimmt werden sollte, kam es dann zum Eklat und Ende der Versammlung. Mitten im Winter vermarkteten die Tabakbauern aus dem Knoblauchsland ihren getrockneten „blauen Dunst“. Bei der Anlieferung in Großgründlach ging es jedoch nur noch um die Feststellung der Qualität und um Zuschläge oder Abschläge von der Verkaufssumme, denn alle Tabakbauern hatten mehrjährige Lieferverträge einschließlich Preisen mit den Zigarettenfirmen abgeschlossen. Samstag, 25. Februar 1978 Die Zustände in der Infektionsabteilung des Fürther Krankenhauses waren äußerst bedenklich. In dem langgezogenen einstöckigen Gebäude („Q-Bau“) hinter dem Hauptgebäude lagen Paratyphus-, Hepatitis- und andere Infektionskranke im gleichen Krankenzimmer und benutzten die gleichen Toiletten. Für Ärzte und Personal gab es zudem keine Hygieneschleusen zum Außenbereich. Der Fürther Stadtrat segnete deshalb den Planungsauftrag für eine Modernisierung ab. Der 94. Jahrgang des Doppelbocks namens „Poculator“ wurde im kleinen Kreis erstmals im Sudhaus der PatrizierBräu an der Schwabacher Straße probiert. Von dem süffigen „Dunklen“ wurden 430.000 Liter eingebraut. Ob das wohl reichte? Stadttheater Fürth: „Die Mausefalle“, Kriminalstück von Agatha Christie (Hamburger Kammerspiele). Montag, 27. Februar 1978 Die Fürther Polizei ging unter die Fernsehfilmproduzenten: Neuestes Ausrüstungsstück war eine Fernsehkamera mit angeschlossenem Videorecorder. Beamte im Zivilfahrzeug filmten damit Verkehrssünder im Fürther Straßenverkehr. Bei Widerspruch konnte man den Betroffenen ihren „Auftritt“ vor Ort vorspielen, außerdem diente das Videoband bei Verfahren vor Gericht auch als Beweismittel. In der kurzen Gabelsbergerstraße gegenüber der Allgemeinen Ortskrankenkasse riss ein schwerer Bagger eine Lücke in die bestehende Bebauung. Im baufälligen Haus Nummer 3 hatte sich der marode Dachstuhl gesenkt. Die Gefahr für ungebetene Besucher war zu groß geworden, hatten doch Wohnungslose und Rauschgiftsüchtige die vernagelten Fensterhöhlungen aufgerissen und im brüchigen Haus regelmäßig genächtigt. Das Auswärtsspiel der SpVgg bei Wormatia Worms musste wegen Unbespielbarkeit des Platzes abgesagt werden. Stadttheater Fürth: „Don Juan“, Komödie von Moliere (Neue Schaubühne). Dienstag, 28. Februar 1978 Mit Entsetzen und Abscheu reagierte die Fürther Bürgerschaft auf antisemitische Schmierereien an jüdischen Einrichtungen in der Stadt. Betroffen waren der alte israelische Friedhof an der Bogenstraße, die Synagoge in der Julienstraße (heute Hallemannstraße) und Wohnhäuser an der Rosenstraße. Überall prangten Hakenkreuze. Die Polizei tappte bei ihren Ermittlungen im Dunkeln, die israelische Kultusgemeinde setzte eine Belohnung von 1000 DM zur Ergreifung der Täter aus. Die Stadtverwaltung ihrerseits stellte 5000 DM für Hinweise auf die Täter zur Verfügung. OB Scherzer bat die Bevölkerung außerhalb Fürths, die Vorkommnisse nicht der Fürther Bevölkerung in ihrer Gesamtheit anzulasten. Zwei Unbekannte durchbrachen mit einem gestohlenen Auto die Bahnschranke an der Ottostraße direkt vor einem herannahenden Zug. Nur der Geistesgegenwart des Schrankenwärters war es zu verdanken, dass der Zug vor den Trümmern der Schranke gestoppt werden konnte und es nicht zu einer Katastrophe kam. Die Täter flüchteten. Stadttheater Fürth: „Aufführung zur musischen Woche“ (Schulreferat Fürth). Mittwoch, 1. März 1978 Am absteigenden Ast: In der Jahreshauptversammlung des Fürther „Vereins zur Unterstützung Geisteskranker“ wurde Rechtsdirektor Alfred Fischer zum 1. Vorsitzenden gewählt. Sein Stellvertreter wurde Richard Schelter. Aus dem Rechenschaftsbericht ging hervor, dass der Verein Wertpapiere verkaufen musste, da durch die explosionsartige Erhöhung der Pflegesätze in den Bezirkskrankenhäusern ein großes Defizit entstanden war. Der Verein hatte 1016 zahlende Mitglieder. 47 Todesfällen und Austritten standen nur vier Neuanmeldungen gegenüber. Als Wahlkämpfer für die FDP machte Wirtschaftsminister Otto Graf Lambsdorff in Fürth Station. Bevor er am Abend in der MTV-Grundig-Halle zur Dollarkrise sprach, traf er sich mittags in der Grundig-Bank mit Vorstandsmitgliedern des Konzerns und Vertretern der fränkischen Wirtschaft. Stadttheater Fürth: „Wasser für Canitoga“, Schauspiel von Rehfisch/Eis (Theater unterwegs). Donnerstag, 2. März 1978 Die Sicherung der Kanalböschungen auf Fürther Gebiet ging weiter. Auch an der zweiten Vacher Trogbrücke wurden die am Widerlager angrenzenden Dämme verstärkt. Es wurden Stahlarmierungen angebracht und mit Beton ausgegossen.

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