Seite:Kuntermann 1978.pdf/36

Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen.

Über 500 Besucher kamen zum Schulfest der Hauptschule Stadeln. Während sich die Schüler mit Wurstschnappen und Liedern vergnügten, traten die Mannschaften von Eltern (in Schlafanzügen!) und Lehrern (in Kostümen als „Sex-grotesk“) gegeneinander an. Bei Regelwidrigkeiten griff ein „trompetender“ Schwarzkittel ein. Viel Spaß für die Zuschauer. Beim letzten Vorbereitungsspiel zur neuen Saison gewann die SpVgg beim Bayern-Ligisten SpVgg Büchenbach mit 3:1. Tore für Fürth durch Bulut, Kirschner und Heinlein. Montag, 31. Juli 1978 Nach einer Marktübersicht in der Hauszeitschrift „Grundig-Report“ gab sich die Geschäftsleitung „verhalten optimistisch“. Durch die Fußball-WM in Argentinien hatte man zwar überdurchschnittlich viele Farbfernsehgeräte abgesetzt, aber dies ging zu Lasten anderer Geräte der Unterhaltungselektronik, wie Kofferempfänger oder Kassettenrecorder. Jetzt galt es, sich auf dem weltweit heiß umkämpften Videomarkt zu behaupten. Über die Planung des zentralen Untersuchungs- und Behandlungsbaus im Fürther Stadtkrankenhaus kam man nach Gesprächen mit Vertretern des bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Sozialordnung nun zu einer Verständigung. Es konnte ein Raumprogramm auf einer Basis von „700 plus 10% Betten“ in Gang gesetzt werden. Stadtschulrat Senator Hauptmannl verabschiedete die Rektoren Gerhard Freund (Schule Unterfarrnbach), Siegfried Frommhold (Pestalozzischule), Ernst Kretsch (Kiderlinschule) und Konrektor Walter Heidelberger (Kiderlinschule) in den Ruhestand. Die Pädagogen waren jahrzehntelang an den Fürther Schulen tätig. Im ersten Spiel der zweiten Bundesliga Süd trennten sich der FV 04 Würzburg und die SpVgg 1:1 unentschieden. Das Tor für Fürth erzielte Kirschner. Zum Auftakt trat das Kleeblatt an mit Löwer; Grabmeier, Klump, Bergmann, Rütten; Pankotsch, Heinlein Schäfer (73. Hinterberger); Heubeck, Kirschner (87. Geyer) und Lambie. Damit belegte man zunächst Rang zehn der neuen Tabelle. Dienstag, 1. August 1978 Angesichts heißer Tage nach wochenlanger Regenzeit meldeten die Fürther Kaufhäuser und Bekleidungsgeschäfte einen lebhaften Auftakt zum Sommerschlussverkauf. Das Wühlen in den Textiltruhen war in vollem Gang. Im Quelle-Kaufhaus an der Freiheit ging es besonders eng zu, war dort doch halb Anatolien vertreten. Der „Verkehrsverein Fürth e.V.“ hatte beim Fürther ABR am Hauptbahnhof seine Geschäftsstelle eingerichtet. ABRChef Heinrich Pelloth übernahm ab sofort die Interessen des Vereins. Gastronom Rainer Most stand für das Amt des Kassiers zur Verfügung. Karl „Charly“ Mai feierte seinen 50. Geburtstag. Der frühere Außenläufer der SpVgg Fürth, der 21 Länderspiele absolvierte und der WM-Mannschaft von 1954 in Bern angehörte, arbeitete als Sportlehrer an der Hauptschule in Stadeln und trainierte in seiner Freizeit aktuell den SV 73 Nürnberg Süd. Mittwoch, 2. August 1978 Die größte Mühle der Stadt, die schon längst keine mehr war, wurde zum Zankapfel zwischen Eigentümer Dr. Thomas Foerster und der Stadt Fürth. Der Besitzer der Foerstermühle an der Maxbrücke wollte aus dem Mühlenkomplex ein Hotel mit Läden und Supermarkt machen. Doch das Bauamt lehnte ab. Der geplante Komplex läge nicht im Stadt-Innenbereich, das Grundstück sei nur als Gemeinbedarfsfläche ausgewiesen, nicht erschlossen und für einen Supermarkt fehlten die Parkflächen. Da der Eigentümer vor Gericht zog, drohte eine jahrelange PattSituation in Nachbarschaft zur geplanten Stadthalle. Die Fürther Polizeidirektion hatte einen neuen Mitarbeiter: Er arbeitete sehr schnell, war rund um die Uhr verfügbar und wurde nie krank: Fürth bekam Anschluss an den Polizeicomputer. So hatte man z.B. Zugriff auf 600.000 bundesweit gestohlene Autos. Jetzt wurde „Kommissar Computer“ befragt und nicht mehr im Fahndungsbuch geblättert. Donnerstag, 3. August 1978 Die am 27. August 1977 verstorbene Fabrikantenwitwe Luise Winterbauer überschrieb in ihrem Testament die Hälfte ihres Vermögens der Stadt Fürth. Aufaddiert ergab dies einen Wert von etwa 1,4 Mio DM für die Kommune. Über die Verwendung der Stiftung wollte der Fürther Stadtrat nach der Sommerpause beraten. Luise Winterbauer war frühere Miteigentümerin der Brillenfabrik Kraus & Co Ecke Theater- und Theresienstraße. In der 1903 gegründeten Firma wurden Schutzbrillen hergestellt. Sogar Hunde und Pferde im deutschen „Militärdienst“ trugen früher Kraus-Schutzbrillen. Dem alten Krankenhaus an der Schwabacher Straße hatte die letzte Stunde geschlagen. Es musste dem Neubau der Post weichen. Der Abbruch war in vollem Gange. Freitag, 4. August 1978

36