Seite:Kuntermann 1978.pdf/45

Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen.

Hermann Fiedler feierte seinen 65. Geburtstag. Der weit über Fürth hinaus bekannte Geschäftsmann verbrachte ab 1931 mehrere Lehr- und Wanderjahre in renommierten Modehäusern Deutschlands, ehe er 1938 in das elterliche Geschäft eintrat. Mit einem repräsentativen Neubau zum 100-jährigen Geschäftsjubiläum schuf er 1966 die Grundlage zu einem modernen Modehaus. Die Umsätze stiegen und die Mitarbeiterzahl hatte sich bis 1978 auf 200 nahezu verdoppelt. Fiedler engagierte sich auch in zahlreichen Nebenämtern wie beim Einzelhandelsverband, der IHK, als Handelsrichter, als Beirat im Verkehrsverein oder bei den „Freunden des Fürther Theaters“. Sohn Roland konnte zwar in der vierten Generation das Geschäft eine Zeit lang fortsetzen, musste später jedoch den unangenehmen Weg in die Insolvenz beschreiten und das ganze Anwesen verkaufen. Freitag, 22. September 1978 Im Fürther Stadttheater ging eine bisher einmalige Doppelshow über die Bühne: Während im Musentempel 700 geladene Besucher aus 24 Nationen die Vorstellung verfolgten, inszenierte Gastwirt Körber (TV Fürth 1860) zusammen mit Theaterbewirtschafter Willenweber im Foyer und in den Rundgängen um den Zuschauerraum eine riesige Lukullus-Szenerie. Auf 90 Platten fanden 4300 Häppchen ihre Abnehmer. Was stundenlang vorbereitet war, wurde in zweimal 15 Minuten verzehrt. Dazu wurden 300 Flaschen Frankenwein getrunken. Anlass der Feier war, dass die in Nürnberg tagenden Mitglieder der Vereinigung der Großkraftwerksbetriebe der Bundesrepublik (VGB) den Auftakt ihres Treffens in einem glanzvollen Rahmen feiern wollten, das Nürnberger Opernhaus jedoch wegen Theaterferien noch geschlossen hatte. Man war voll des Lobes über die Organisation der Fürther Gastronomen, wenn auch die Kerzen auf den Tischen aus feuerpolizeilichen Gründen nicht brennen durften. Stadttheater Fürth: „Ballet Nacional de Mexico“, Ballett. Samstag, 23. September 1978 In Fürth drückten zum Schuljahresbeginn insgesamt 15.133 Schüler die Schulbänke. Davon waren 8004 Schüler in 272 Klassen der Volksschulen untergebracht, was einem Klassendurchschnitt von knapp 30 entsprach. Größte Schule bei den weiterführenden Schulen war das Helene-Lange-Gymnasium mit 1785 Schülern, gefolgt vom Hardenberg-Gymnasium mit 1428 Schülern. Das Heinrich-Schliemann-Gymnasium besuchten 610 Schüler. Der langgehegte Wunsch vieler überforderter Eltern ging endlich in Erfüllung: Die Arbeiterwohlfahrt konnte eine „Hausaufgabenhilfe“ ins Leben rufen. An der Rosenschule standen zwei Lehrkräfte von Montag bis Freitag zwischen 14 und 18 Uhr für die Betreuung zur Verfügung. Montag, 25. September 1978 Der Tanzclub Noris Fürth veranstaltete im Kolpinghaus die bayerischen Meisterschaften der Amateurtanzsportler. 45 Paare aus ganz Bayern waren in den unterschiedlichen Klassen am Start. Die beste Platzierung aus Fürther Sicht erreichten Gisela und Marius Torka mit einem 4. Platz in der Klasse B-Latein. Für die Organisation hatte sich der Tanzclub sicher die Platzziffer 1 verdient. Auf dramatische Weise hatten enttäuschte Kleeblatt-Fans ihren Ärger über den Leistungsstand ihrer Lieblinge Luft gemacht. Sie hatten nächtens auf dem Spielfeld im Ronhof eine Grube ausgehoben, sie voll Kartoffeln geschüttet und davor ein Transparent mit dem Text „Lieber gute Kartoffeln statt schlechtem Fußball“ gestellt. Wegen Spielen um den DFB-Pokal war die Mannschaft der SpVgg an diesem Wochenende spielfrei. Dienstag, 26. September 1978 Urlaubsvergnügen der besonderen Art: Drei Fürther wanderten von Oberstdorf im Allgäu aus im Stil Hannibals über die Alpen bis Vicenza bei Padua. Dazu benötigten die drei jungen Leute 16 Tage. Jeder der drei Rucksäcke mit Schlafsack, Kochgeschirr, Kleidung usw. wog 17 kg. Insgesamt hatte man bei der Gewalttour über 400 km zurückgelegt. Der amerikanischen Armee war es zu verdanken, dass die Schulkinder an der Seeackerstraße ein zweites Spielfeld auf der Anlage des Tuspo Fürth bekamen. In einer 10-tägigen Blitzaktion ebneten Pioniere der in Fürth stationierten „16er“ mit zehn schweren Räumpflügen das Gelände ein, so dass der Rasen noch angesät werden konnte. Dem Manövereinsatz gingen lange Verhandlungen mit der US-Armee voraus, die über das USHauptquartier in Heidelberg bis nach Washington durchschlugen. Mittwoch, 27. September 1978 Das „Schneiderhäuschen“ im Park des Burgfarrnbacher Schlosses machte bisher einen schäbigen Eindruck. Der Bauausschuss des Fürther Stadtrates gab jetzt grünes Licht für eine Planung zur Sanierung des kleinen Gebäudes. Die Vorstellungen für eine spätere Nutzung lagen in der Bandbreite von „Sommercafé“ bis „Bedürfnisanstalt“. Das hübsche Barockhäuschen, das 90 Jahre älter als das Schloss ist, steht nach gründlicher Renovierung auch heute noch leer. Viele Ehrengäste drängten sich im zweiten Stock des Hauses an der Fürther Freiheit 2. Der Caritasverband stellte

45