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Mittwoch, 25. Oktober 1978 In der brechend vollen St. Johanniskirche der evangelisch-lutherischen Gemeinde Burgfarrnbach wurde Joachim Frommann in sein Amt als neuer 1. Pfarrer eingeführt. Damit war die seit dem Weggang von Pfarrer Ziegler verwaiste 1. Pfarrstelle wiederbesetzt. Pfarrer Frommann war zuvor in der Gemeinde St. Michael tätig. Die Renovierung des Sommerbades am Scherbsgraben kam der Stadt Fürth fast doppelt so teuer zu stehen als in der Kalkulation festgelegt. Aus 1,3 Mio DM wurden 2,3 Mio DM. Schuld daran waren stark gestiegene Löhne und immer neue Verbesserungen wie finnische Rinnen mit einem Becken-Wasserstand auf dem Niveau des umlaufenden begehbaren Randes. Der Oberflächenschmutz wurde so viel intensiver weggeschwemmt. Stadttheater Fürth: „Herrenbesuch“, Komödie von Hampton (Münchner Tournee). Donnerstag, 26. Oktober 1978 Inmitten der entstehenden Neubauten im Sanierungsgebiet der Fürther Altstadt stand an der Lilienstraße 1-3 eine original-alte Häusergruppe, welche von den Fürthern als „Fraveliershof“ bezeichnet wurde. Der „Frau von Lierds Hof“ entstand Ende des 17. Jahrhunderts und das Amt für Denkmalschutz hatte darauf bestanden, den gesamten Hofkomplex als Denkmal zu erhalten. Und so musste der Sanierungsträger „Neue Heimat“ die Fassaden erhalten. Sie wurden mit stählernen Korsettstangen abgestützt, dahinter wurde der alte Bau abgetragen und neue modernen Wohnungsgrundrisse an die alten Fassaden angebaut. Der Jugendtreff an der Alexanderstraße 25 wurde zur Dauereinrichtung: Der Fürther Stadtrat genehmigte die vorgeschlagenen personellen Maßnahmen und darüber hinaus noch 6000 DM für notwendige Renovierungsmaßnahmen und den Kauf einer Musikanlage. Freitag, 27. Oktober 1978 Seit genau 75 Jahren existierte in Fürth Ecke Friedrich- und Königstraße das Restaurant „Langmann“ (heute Cocktailbar „El Floridita“). 1903 wurde das klassizistische stattliche Eckhaus mit dem steinernen Adler von dem Oberkellner Langmann erworben. Das Haus selbst war schon 1826 errichtet worden. Schnell wurde das „bessere Restaurant“ zum Mittelpunkt des Fürther Gesellschaftslebens. Die SpVgg erkor es 1907 zu ihrem Stammlokal. Hier wurden die Triumphe dreier deutscher Meisterschaften gefeiert und jede Menge Künstler des benachbarten Stadttheaters (z.B. Eduard Künneke) gaben sich hier die Klinke in die Hand. Nach dem zweiten Weltkrieg führte Christoph Langmann das Lokal bis zu seinem Tod fort. Danach übernahm der Ägypter Noshi Malak, einst Leibkoch des ägyptischen Staatschefs Gamal Abd el Nasser, das Restaurant. Unangenehm: Die Doppelturnhalle für die „Dr.-Gustav-Schickedanz-Schule“ am Finkenschlag kostete am Ende der Planung bereits 3,856 Mio DM. Mit Zähneknirschen nahmen die Fürther Stadträte eine weitere Verteuerung von 63.000 DM hin. Hinter der hohlen Hand sprach man bereits von einer Endsumme von 4 Mio DM nach Fertigstellung. Das Fürther Jugendamt eröffnete auf der Fürther Freiheit in einem Zelt die erste „Berufsfindungswoche“. Damit sollten Neuntklässlern der Hauptschulen bei der Berufswahl geholfen werden. Firmenvertreter aus Handwerk und Industrie gaben Informationen. Stadttheater Fürth: „Strategen der Liebe“, Komödie von Farquhar (Berliner Tournee). Samstag, 28. Oktober 1978 Der Fürther Stadtrat genehmigte 80.000 DM zur Überholung von Brunnen und Pumpen für die Fürther Wasserversorgung. Seit der Einrichtung der Fernwasserversorgung aus dem Raum Allersberg vor fast 20 Jahren wurden von dort 55 Millionen Kubikmeter Wasser (dies sind 55 Milliarden Liter!) entnommen und nach Fürth geleitet. Fürther Bürger schlüpften in gestreifte KZ-Uniformen, um vor dem Rathaus gegen den demnächst im Fürther Geismannsaal stattfindenden Bundesjugendkongress der „Nationaldemokraten“ zu protestieren. In einem verteilten Flugblatt erinnerten die Demonstranten daran, dass allein aus Fürth mehr als 600 Bürger der braunen Barbarei zum Opfer gefallen sind. Da Geismannsaal-Festwirt Most den Mietvertrag gekündigt hatte und das Gericht wegen der schwierigen Problematik bis zum Veranstaltungsbeginn keine Entscheidung mehr treffen konnte, blieben die Türen des Saales versperrt. Montag, 30. Oktober 1978 Rechtzeitig zu „Halloween“ stand ein Spukhaus in der amerikanischen Kaserne in Atzenhof. Etwa 60 Freiwillige hatten diese Mixtur aus Gruselkabinett und Geisterbahn zusammengebaut. Amerikanische und deutsche Gäste (mit Ausweis) wurden mit verbundenen Augen von Geistern gezwickt und gestreichelt und am Ende des Durchlaufs sagte ein Scharfrichter mit Fallbeil stets „der Nächste bitte“, während ein Gummikopf in einen Bluteimer rollte. Die SpVgg gewann ihr Heimspiel im Ronhof vor 2400 Zuschauern gegen den KSV Baunatal mit 3:1. Tore für Fürth

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