Montag, 30. Juni 1980 Zum zweiten Mal lehnte der Fürther Stadtrat einen Antrag auf Verleihung der „goldenen Bürgermedaille“ mit großer Mehrheit ab. Nach Dr. Ludwig Erhard blieb diese Auszeichnung auch dem von der CSU-Fraktion vorgeschlagenen Prälat Nikolaus Pieger versagt. Bei einer besseren Absprache im Vorfeld wäre dem Stadtrat die peinliche Situation in der Öffentlichkeit wohl erspart geblieben. Prälat Pieger hatte dieses „Schauspiel“ sicher nicht verdient. Am Bau der IKEA wurde im Beisein der Fürther Stadtspitzen Richtfest gefeiert. Die in Poppenreuth entstehende Niederlassung war mit 36.500 qm Grundfläche, 10.662 qm Verkaufsfläche und 766 Parkplätzen eine der größten im ganzen Bundesgebiet. Mit Fertigstellung entstanden hier 150 neue Arbeitsplätze. Am Anemonenweg entstand in Fürth die 13. Tierklinik in Bayern. Dort standen erkrankten Kleintieren alle nur denkbaren medizinischen Geräte für Untersuchungen zur Verfügung. Neben OP-Räumen verfügte man über einen Zwinger mit 14 „Krankenzimmern“. Dienstag, 1. Juli 1980 Für die Abiturienten der drei Fürther Gymnasien hieß es „Abschiednehmen“. Während das Heinrich-SchliemannGymnasium die Absolventen im Casino der Stadtsparkasse hoch über den Dächern Fürths entließ, feierten Schüler, Lehrer und Eltern von Hardenberg- und Helene-Lange-Gymnasium bodenständig in ihrer jeweiligen Schule. Auffallend: Von steifen Feiern früherer Jahre mit Anzug, Krawatte und Kammermusik war nichts mehr zu sehen. Mit gedämpftem Optimismus im Hinblick auf die neue Saison begann im Ronhof das erste Training der Lizenzspieler unter ihrem neuen Trainer Dieter Schulte. Der 42-jährige Schulte war bisher Co-Trainer im Schlepptau Dettmar Kramers bei Bayern München und Eintracht Frankfurt. Für die Saison 1980/81 hatte sich die SpVgg einen Platz unter den ersten zehn als Ziel gesetzt. Man beschäftigte nurmehr 19 Lizenzspieler. Nicht mehr dabei waren Heubeck (Sportinvalide), Klump (ASC Boxdorf), Lausen (SC Adelsdorf), Pankotsch (TSV Altenberg) und Geyer (USA). Trotz schlechten Wetters kamen mehr als 600 Zuschauer. Mittwoch, 2. Juli 1980 Grund zum Feiern hatte die evangelisch-methodistische Kirchengemeinde Fürth. Erstmals konnten die Mitglieder im Rahmen eines Festgottesdienstes die Klangvielfalt der neuen Orgel hören. Gemeindemitglieder hatten sie unter Anleitung ihres Organisten Herbert Reil in wochenlanger Arbeit eigenhändig zusammengebaut und aufgestellt. An dem Fußgängerüberweg Schwabacher/Jahnstraße verlangten die Fürther Verkehrsplaner von Schulkindern Kunststücke, die selbst Erwachsene nicht fertigbrachten: Gruppen von 40 bis 50 Schulkindern sollten auf der kleinen Mittelinsel warten, bis sie für die zweite Fahrbahnhälfte Grünlicht erhielten. Dieses kam erst nach 25 Sekunden. Das Fürther Verkehrsaufsichtsamt sah sich außerstande, die Ampelschaltung „in einem Zug“ zu bewerkstelligen, weil die „Grüne Welle“ der Schwabacher Straße Vorrang hatte. Die Kirchweih im Eigenen Heim war zwar total verregnet, was jedoch nicht die gute Laune der Anwohner trübte. Die Kinder hatten bei Sackhüpfen und Eierlaufen ihren Spaß, auch wenn die Wettbewerbe wegen diverser Regenschauer unterbrochen werden mussten. Donnerstag, 3. Juli 1980 Der Baufortschritt der Berufsschule IV an der Ottostraße neben der Bahnschranke wurde „sichtbar“: Am Rohskelett wuchsen die Baugerüste zur Erstellung der Außenfassade. Der Bau bekam eine Wärmeisolierung aus Glaswollmatten und eine Verkleidung mit Platten aus Mainsandstein. Positiv zu vermerken war, dass das Bauwerk bisher exakt im Kostenrahmen blieb. Über 200.000 DM investierte die Stadt Fürth 1980 in ihre Wälder. Es ging darum, die Erholungsflächen für die Bürger zu erhalten und zu verbessern. Ein wirtschaftlicher Ertrag wurde vordergründig nicht angestrebt. Ein Stadtförster und sechs Helfer kümmerten sich um die 650 Hektar Fürther Stadtwald. Die Neubepflanzungen unterstützten den Trend vom Nadel- zum Mischwald. Hardenberg-Kunsterzieher Ernst-Ludwig Vogel forderte seine Kollegiaten zu einem „Alternativ-Design“ auf. Und so entstanden Möbel aus Öltonnen, Kloschüsseln wurden zu Obstschalen oder ein ausgeschlachteter Fernseher zum Bücherregal. Zu berücksichtigen waren ökologische Notwendigkeiten und günstige Herstellungskosten. Freitag, 4. Juli 1980 Der Fürther Elektrokonzern Grundig schloss sein Zweigwerk in der nordirischen Stadt Belfast. Rund 1000 Mitarbeiter verloren dadurch ihren Arbeitsplatz. Im Werk Belfast wurden Radiorecorder und Diktiergeräte produziert. Ursächlich für die Schließung waren laut Grundig hohe Kostensteigerungen im Energie- und Rohstoffbereich. Bei einigen Produkten war es in Europa kaum noch möglich, kostendeckend zu produzieren. Die fernöstliche Konkurrenz wurde immer stärker. Das nun schon einige Wochen anhaltende schlechte Wetter sorgte für einen Minusrekord im Sommerbad am 30
Seite:Kuntermann 1980.pdf/30
Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen.