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Der Geschichtsverein „Alt-Fürth“ wandelte auf den Spuren der Wittelsbacher und besichtigten die geschichtsträchtigen Stätten von Landshut. Unter der Leitung von Archivdirektor Emil Ammon besuchte man auch die Jubiläumsausstellung über die Geschichte „Wittelsbach und Bayern“. 738 Jahre hatte das Haus Wittelsbach die Geschicke Bayerns bestimmt. Das weißblaue Rautenschild ist noch heute Bestandteil des bayerischen Wappens. OB Kurt Scherzer feierte sein 30-jähriges Dienstjubiläum bei der Stadt Fürth. Am 8. August 1950 hatte er als Gerichtsassessor seine Tätigkeit in Fürth aufgenommen, am 1. August 1952 wurde er zum Rechtsrat ernannt. Am 1. August 1953 wurde Kurt Scherzer zum berufsmäßigen Stadtrat ernannt. Er übernahm das Wirtschaftsreferat. Am 8.März 1964 wählte ihn die Bevölkerung zum Oberbürgermeister. Seither wurde er stets mit deutlichen Mehrheiten wiedergewählt. Montag, 11. August 1980 De Bebauungsplan 378 für das Gebiet Vach-Süd „hing“ bei der Obersten Baubehörde in München. Obwohl es sich nur um eine Ergänzung eines bereits bestehenden Baugebietes längs des Europakanals handelte, hatte die Regierung von Mittelfranken die Genehmigung versagt. Dagegen hatte die Stadt Fürth Widerspruch eingelegt, so dass München jetzt entscheiden musste. Akrobatik in schwindelnder Höhe zeigte die internationale Artistentruppe „Milano-Show“ vor der Pestalozzi-Schule. Riesen-Todesschleife und Motorradrennen in 30 m Höhe begeisterten das Fürther Publikum, das die akrobatischen Höhenluft-Darbietungen gespannt verfolgte. Die Milanos waren ein Familienunternehmen, das seit 1412 sein Geld durch tollkühne Artistik in allen Teilen Europas verdiente. Die SpVgg gewann ihr Auswärtsspiel beim ESV Ingolstadt nach einem 0:2-Rückstand mit 3:2. Tore für Fürth durch Orf (2) und Weber. Damit belegte man nach zwei Spieltagen Rang fünf der Tabelle. Dienstag, 12. August 1980 Bundestagsabgeordneter Norbert Eimer (FDP) hatte zu einer Wanderung durch den Fürther Stadtwald eingeladen und zahlreiche Familien nahmen daran teil. Erste Station waren die Steinbrüche am Katzenstein, danach ging es zur Scherbsgrabenquelle und den Waldlehrpfad entlang zum Iris-Weiher. Ziel war es, den Bürgern deutlich vor Augen zu führen, dass ihnen nach zehn Autominuten ein Naherholungsgebiet von hoher Qualität zur Verfügung stand, das zum Laufen, Spielen und Verweilen einlud. Erstmals in der Geschichte der Fürther Rauschgiftszene wurde jetzt ein Labor ausgehoben, in dem synthetische Amphetamine („Speed“) hergestellt wurden. Die Hexenküche befand sich in einem Haus in der Fuchsstraße in Dambach. Ein Student (zwei Semester Chemie) und seine Freundin betrieben die Giftküche. Der Cadolzburger Hersteller von Schokoladehohlfiguren, Riegelein & Sohn, übernahm von der in Konkurs gegangenen Spielwarenfirma Stelco Lagerräume in Langenzenn sowie 28 Stelco-Beschäftigte. Mittwoch, 13. August 1980 Pfarrerin Käthe Rohleder feierte ihren 70. Geburtstag. Sie war die einzige Pfarrerin im Dekanat Fürth. Die gebürtige Schlesierin studierte bis zu ihrer Heirat 1934 Theologie. Nach Kriegsende und dem Tod ihres Ehemannes wurde sie nach Bayern verschlagen, wo sie nach Arbeiten als Bauernmagd (Kloster Sulz bei Dombühl) 1950 als 40jährige wieder ihr Studium aufnahm und dieses mit zwei Examina auch abschloss. 1954 kam Käthe Rohleder nach Fürth, um hier in Schulen Religionsunterricht zu erteilen. 1961 wurde sie als Vikarin an der Wilhelm-Löhe-Kirche eingesegnet und – nach jahrelangen Querelen einschließlich Änderung des Kirchengesetzes 1975 – im April 1976 als erste Pfarrerin in Bayern in der Auferstehungskirche als Pfarrerin ordiniert. 1978 wurde sie offiziell in den Ruhestand verabschiedet, kümmerte sich jedoch weiterhin als Vorsitzende des Freundeskreises für das „Haus für Mutter und Kind“ in der Frühlingsstraße um deren Bewohner samt Anhang. Donnerstag, 14. August 1980 Die älteste Turnhalle Fürths in der Katharinenstraße 1 ½ wurde gründlich renoviert. An die 160.000 DM mussten in die kleine Halle aus dem Jahr 1876/77 gesteckt werden, um sie technisch auf den neuesten Stand zu bringen. Das „Speikästla“, wie es im Volksmund genannt wurde, hatte eine Länge von 17,3 Metern, eine Breite von 13,0 Metern und verfügte noch über einen Rundlauf, wie er früher üblich war. Schulen und Vereine sorgten dafür, dass die Halle werktäglich von 8 bis 22 Uhr belegt war. Immer mehr berufstätige und ledige Mütter brachten auch in Fürth ihre Sprösslinge (meist im Alter von ein bis drei Jahren) tagsüber zu Pflegemüttern. 1980 waren es 75, Tendenz steigend. Das Fürther Stadtjugendamt arbeitete regelmäßig mit etwa 100 Pflegemüttern zusammen. Star der „guten Feen“ war damals Gertrud Renner aus der Leibnizstraße, die im Zeitraum von 20 Jahren 65 Jungen und Mädchen mehr oder weniger lang betreut hatte. Dabei hatte sie selbst 14 (!) Enkel. Freitag, 15. August 1980 37