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Herren. Neun türkische Familien mit insgesamt 35 Köpfen mussten schon seit zwei Wochen ohne Strom auskommen. Sie hatten nur Kerzenlicht, da die Fürther Stadtwerke wegen Nichtzahlung den Strom gesperrt hatten. Die Mieter hatten das Stromgeld an die Hauswirtin entrichtet, diese hatte das Geld wegen umstrittener Mietminderungen jedoch nicht an die Stadtwerke abgeführt. Ein Fall für Juristen. Die SpVgg verlor ihr Auswärtsspiel beim FC Augsburg mit 0:3. Damit blieb man weiterhin auf Rang 17 der Tabelle. Dienstag, 11. November 1980 Fürths teuerste Bauruine stand tatsächlich vor der Fertigstellung. Nachdem die renommierte Baufirma Gsänger über dem Riesenklotz neben dem Fürther Bahnhof zahlungsunfähig geworden war, ersteigerte die Deutsche Bauund Bodenbank als Hauptgläubiger das fast fertige Objekt und führte die Arbeiten seit Januar 1980 zu Ende. Für den Wohnbereich waren schon zahlreiche Mietverträge unterschrieben. Der Erstbezug durch die neuen Bewohner sollte zum 1. Dezember erfolgen. Der Mietpreis betrug 7 DM je Quadratmeter plus Nebenkosten. Die beiden Fürther Vereine „TV 1895 Burgfarrnbach“ sowie der „Tuspo 1895 Fürth“ feierten ihr 85-jähriges Jubiläum jeweils in ihrer Turnhalle. Der „Tuspo“ ging einstmals aus dem „Arbeiter-Sportverein“ hervor. Nach den offiziellen Teilen samt Ehrungen wurde in beiden Vereinen ausgiebig gefeiert. Stadttheater Fürth: „Lutz Görner singt und spricht Tucholsky“. Mittwoch, 12. November 1980 Fürths OB Kurt Scherzer sprach in Erlangen bei einer Veranstaltung des Bundesverbandes deutscher Volks- und Betriebswirte zum Thema „Notizen aus der Arbeit eines Oberbürgermeisters.“ Dazu dürfte sich seit seinem Amtsantritt 1964 einiges Material angesammelt haben. Nach nur 13-monatiger Bauzeit konnte die Baugenossenschaft „Eigenes Heim“ ihren Neubau an der Feldstraße 6, 8 und 10 beziehen. Das 3,5 Mio DM teure Objekt auf dem ehemaligen MTV-Platz war gemäß den Förderrichtlinien Spätaussiedlern vorbehalten. Insgesamt standen 24 Dreizimmerwohnungen zu je 84 qm zur Verfügung. In der Galerie am Grünen Markt stellte der Nürnberger Maler Hans-Jörg Dürr einen Teil seiner Bilder aus. Fast immer bestimmte ein einziger Farbton das Aussehen der Bilder. Die FN urteilten: „Dürrs Bilder zärtlich zu nennen, wäre falsch, da sie in ihrer Ruhe auf das Brüchige und Unbeständige der Realität verweisen.“ Stadttheater Fürth: „Der komische Alte“, Monodrama von Rozewicz (Stadttheater Fürth). Donnerstag, 13. November 1980 Seit genau sieben Tagen war die Hochstraße nun gesperrt. Da nur wenige Autofahrer die Möglichkeit hatten, dieses Gebiet großräumig zu umfahren, bildeten sich insbesondere im Berufsverkehr lange Staus. In den Frühstunden tasteten sich die Berufstätigen nur meterweise vor. Die morgentlichen Staus reichten zurück bis Ortsende Burgfarrnbach. Von Burgfarrnbach bis in die Stadtmitte Fürths benötigte man im Auto etwa 90 Minuten. Dazu klagten die Anwohner der Würzburger Straße über eine dauerhafte Lärmbelästigung. Es mehrten sich Leserbriefe, die sich mit dem Abwärtstrend der SpVgg beschäftigten. Präsident Paulus geriet immer mehr in den Fokus der Kritik, da er trotz einer Bilanz von 2:12 Punkten Trainer Schulte eine „gute Arbeit“ bescheinigte. Auch die „hemdsärmelige“ Art sowie der Umgangston von Manager Kallert wurden als unangenehm empfunden. Stadttheater Fürth: „Die Kluge“, Oper von Orff (Euro-Studio und Städtische Bühnen Graz). Freitag, 14. November 1980 Aufgrund der gesperrten Hochstraße kam man von der Cadolzburger Straße kaum mehr in die Würzburger Straße, um in die Stadtmitte Fürths zu kommen. Wer als Autofahrer so lange schon im Stau stand, ließ damals erfahrungsgemäß einen Autofahrer nicht mehr in seine Spur einfädeln. Das Fürther Verkehrsaufsichtsamt entschloss sich deshalb zur Einrichtung einer Sonderspur aus der Cadolzburger Straße kommend, die mit „Bischofshüten“ markiert war. Man erhoffte sich davon ein reibungsloseres Einfahren in Richtung Stadtmitte. Spannung vor der in einigen Tagen stattfindenden Generalversammlung der SpVgg: Vizepräsident Liebold, Schatzmeister Leikauf und Lizenzspielerobmann Liebel stellten sich nicht mehr für eine Wahl zur Verfügung. Es fehlte angeblich an einer gemeinsamen Basis mit Präsident Paulus. Samstag, 15. November 1980 Die FN hatten mit Martha Röther durch Zufall die letzte Fürther Schaffnerin der alten Ludwigseisenbahn ausfindig gemacht. Die 87-jährige hatte seinerzeit am 31. Oktober 1922 gegen Mitternacht den allerletzten Zug abgefertigt, der zwischen dem Ludwigsbahnhof (Fürther Freiheit) und dem Nürnberger Plärrer verkehrte. Wie sich die mittlerweile in Nürnberg lebende Dame erinnerte, spielte eine Kapelle und die Lokomotive war festlich geschmückt. Eine Fahrt nach Nürnberg kostete damals zehn Pfennige. Dienst war für Frau Röther von sechs Uhr früh bis Mitternacht. Alle zehn Tage gab es einen Tag frei. Auch an Sonn- und Feiertagen musste gearbeitet werden. 53