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Montag, 17. November 1980 Genau zwei Minuten vor 14 Uhr sackte am 14. November der 40 m hohe „Münchsche Kamin“ an der Fürther Karolinenstraße in sich zusammen. Der Schlot war nach Absprache mit Polizei und Bundesbahn gesprengt worden. Er zerfiel im Hinterhof des Anwesens Nr. 52. Keines der angrenzenden Häuser war zu Schaden gekommen. Das „Münchsche“ Grundstück an der Karolinenstraße sollte neu bebaut werden. Die SpVgg kam bei ihrem Heimspiel im Ronhof vor 2500 Zuschauern zu einem 2:1-Sieg über den Tabellenletzten VfB Eppingen. Tore für Fürth durch Metzler und Klein. Trotz des Sieges blieb man auf Rang 17 der Tabelle. Zum Eklat kam es vor dem Spiel, als Trainer Schulte Fürths Kapitän Bernhard Bergmann auf die Tribüne verbannte, eine Folge von Querelen des Kleeblatt-Liberos mit Torhüter Löwer. Stadttheater Fürth: „Im Zweifel für den Angeklagten“, Monolog von Rintels (Schweizer Tourneetheater). Dienstag, 18. November 1980 Zu einem eindringlichen Appell für den Frieden geriet die Feier zum Volkstrauertag vor dem Ehrenmal im Stadtpark. Der Regen trommelte auf die Schirme, als Dekan Hümmer und sein evangelischer Kollege Dekan Opp in Gebeten um Frieden in der Welt baten. Zu den Klängen des „guten Kameraden“ legte anschließend OB Scherzer im Namen der Stadt Fürth einen Kranz nieder. Neuland betrat das Fürther Rote Kreuz mit seinem ersten Wohltätigkeitsball in der Halle des TV Fürth 1860. Als Zugpferd diente das Conny-Wagner-Sextett, das seit elf Jahren von Erfolg zu Erfolg eilte. Dazwischen gab es Mundartgedichte von Erika Jahreis und der Formationsclub Fürth erntete mit Tänzen von einst und jetzt stürmischen Beifall. Einen Massenansturm gab es auch auf die Lose der Tombola. Zeitgleich veranstaltete der Fürther ADAC zum Abschluss der Saison seinen traditionellen „Chrysanthemen-Ball“ im Fürther Kolpingsaal. Der Schwarz-Weiß-Ball mit den eleganten Roben war diesmal nicht ganz ausverkauft, was die Stimmung jedoch nicht schmälerte. Mittwoch, 19. November 1980 In einer Sondersitzung genehmigte der Fürther Stadtrat nahezu einstimmig eine Vorlage, die im Zeichen des UBahn-Zeitalters das flächendeckende Busnetz mit dem zentralen Verknüpfungspunkt „Bahnhofplatz“ beinhaltete. Weiter wurden die einzelnen Buslinien sowie „Eckwerte“ für Fahrpläne und Fahrzeiten festgelegt. Wenig rühmlich: Bei der Jahresversammlung der SpVgg brachte Vizepräsident Liebold mit einer Brandrede die 417 anwesenden Mitglieder im Geismannsaal gegen Trainer Schulte und Präsident Paulus auf. Mussten Schuldige für den schlechten Tabellenstand gefunden werden? Nur noch widerwillig stellte sich Paulus zur Wiederwahl. Nachdem die Sympathisanten Liebolds diesen gedrängt hatten, ebenfalls zu kandidieren, verzichtete Paulus auf das Amt und gratulierte Liebold zur Wahl. Nun hatte man zwar einen neuen Präsidenten, aber die weiteren Positionen des Präsidiums blieben unbesetzt. Damit musste die bisherige Führungsriege bis zu Neuwahlen im Januar 1981 im Amt bleiben. Juristisch unklar blieb, ob auch der Präsident dann wieder neu zu wählen war. Freitag, 21. November 1980 In Fürth lief wieder einmal die Schluckimpfung gegen Polio an. Schulkinder erhielten die Impfung in ihren Schulhäusern, Kleinkinder und betroffene Erwachsene das Zuckerstückchen nach einem Impfplan im Gesundheitsamt am Stresemannplatz. Motto: „Schluckimpfung ist süß, Kinderlähmung ist grausam!“ Das Fürther Filmprogramm zur Monatsmitte: „El Cid“ mit Sophia Loren und Charlton Heston (Kronprinz-Kinocenter I), „Maniac“ mit Elijah Wood und Nora Arnezeder (Kronprinz-Kinocenter II), „The King of Kung Fu“ mit Bruce Lee und Bolo Yeung (Kronprinz-Kinocenter III), „Papillon“ mit Steve McQueen und Dustin Hoffman (Clou), „Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug“ mit Kareem Abdula Jabbar und Lloyd Bridges (Country), „Der letzte Countdown“ mit Charles Durning und Martin Sheen (City) sowie „Das Leben des Brian“ mit Graham Chapman und John Cleese (Condor). Samstag, 22. November 1980 Fürth hatte bei nahezu 100.000 Einwohnern mit 17.232 Personen über 65 Jahren einen hohen Altenanteil. Dieser Zahl standen 745 Altenheimplätze (davon 281 Altenpflegeplätze) gegenüber. Dazu kamen noch 245 Altenwohnungen, so dass in Fürth 990 Plätze für Senioren verfügbar waren. Alle Plätze waren damals voll belegt und es kam zu unerfreulichen Wartezeiten. Die längsten Wartezeiten von sechs bis acht Jahren hatte das Sophienheim in der Fürther Südstadt. Schon 1980 waren die Pflegesätze „saftig“: Ein Altenheimplatz kostete damals monatlich etwa 1200DM, ein Pflegeplatz 1700 DM. Die meisten Renten reichten hierzu nicht aus. 95,3% aller organisierten Arbeiter und Angestellten der Bundespost im Bereich der Stadt Fürth sprachen sich für Streik aus, um mehr Freizeit für Schichtarbeiter durchzusetzen. Stadttheater: „Tommie Bayer und Band“, Liederabend. 54