Dienstag, 10. März 1981 Wohin mit der Hundedame „Susi“? Das Verbot der Hundehaltung in den neuen Mietverträgen für Genossenschaftswohnungen ließ menschliche Dimensionen deutlich werden. So wurde dem 85-jährigen, zu 100% gehbehinderte Mieter aus der Weinbergstraße 22 (Eigenes Heim) bei Androhung eines Ordnungsgeldes von 10.000 DM oder einer Ordnungshaft von bis zu sechs Monaten untersagt, weiterhin einen Hund zu halten oder durch einen Dritten halten zu lassen. Der Rentner hatte einen entsprechenden Mietvertrag unterzeichnet. Der einzige „Gefährte“ des hochbetagten Mieters musste im Tierheim abgegeben werden. So hart waren in Fürth die Bräuche. Bei einem Nachgeben im Einzelfall befürchtete die Genossenschaft eine Flut von Gerichtsverfahren durch ebenfalls betroffene Mieter. Die Fraktionen des Fürther Stadtrates überarbeiteten die Denkmalschutzliste noch einmal. Zwar hatte die Stadt einige Streichungen vorgenommen, doch kam es inzwischen auch zu einer Reihe von Neuaufnahmen. Ziel war es, sich nicht zu stark von denkmalschützerischen Auflagen abhängig zu machen, aber auch wertvolle Baudenkmäler zu schützen. Die revidierte Denkmalschutzliste wollte man dann dem Landesamt für Denkmalschutz in München zur Genehmigung vorlegen. Nach fast zweijährigem „Exil“ konnten die Schüler der Innenstadt-Volksschulen die Katharinen-Turnhalle in Betrieb nehmen. Die Arbeiten einschließlich einer komplett neuen Heizungsanlage verschlangen 220.000 DM. Auf den ersten Blick sah alles so aus wie vorher – nur der alte „Rundlauf“ an der Decke fehlte. Mittwoch, 11. März 1981 Bayern galt als einer der Haupt-Rummelplätze der sogenannten Jugendreligionen. Die „Bhag-Wan“-Bewegung z.B. war im Freistaat so stark vertreten wie in ihrem Zentrum im indischen Poona. Die viel kritisierte Straßenwerbung in Fußgängerzonen der großen Städte war zwar verschwunden, aber die Werbung neuer Mitglieder geschah durch Unterwanderung von Alternativszenen. In Fürth trafen sich die „Bhag-Wan“-Anhänger in der Gaststätte „Zum Goldenen Reichsapfel“ in der Wilhelm-Löhe-Straße. Ohne ein rotes T-Shirt traute man sich 1981 da gar nicht hinein. In Fürth wehte Kongressluft: Die Kleeblattstadt hatte am letzten Wochenende zwei Fortbildungstagungen zu verkraften. Unter der Organisationsleitung von Dr. Ottmar Stadelmann trafen sich im Fürther Stadttheater etwa 400 Internisten aus ganz Deutschland zum Thema „Touristen-Krankheiten“, während im Hotel Forsthaus Kinderärzte unter der Leitung von Prof. Dr. Damerow zum Thema „Fortschritte in der Kinderheilkunde“ diskutierten. Am Dienstag um 15.30 Uhr trat der neue SpVgg-Trainer Heinz Lucas die Nachfolge von Trainer Dieter Schulte an. Das Notpräsidium unter der Leitung von Horst Jeromin schloss vorerst nur einen Vertrag bis Saisonende ab. Das Ziel von Trainer Lucas war klar: Sportliche Einreihung in die neue einteilige zweite Bundesliga mit dem Fernziel erste Bundesliga. Für den 60-jährigen Lucas war Fürth die elfte Station in 27 Trainerjahren. Lucas stand für Ordnung und Disziplin, aber auch für erfrischenden Offensivfußball. Donnerstag, 12. März 1981 Die Grundig-Hotelgruppe mit fünf Häusern der Luxusklasse in der Bundesrepublik, Österreich, Italien und Monaco erzielte 1980 einen Umsatz von 13 Mio DM. 1977 begann Grundig in Österreich mit den Hotels „Schloss Fuschl“ und „Jagdhof“ am Fuschlsee. 1978 kamen das „Grand Hotel Quisisana“ auf Capri und das „Vistaero“ oberhalb Monacos hinzu. Den Schluss bildete das Fürther Hotel „Forsthaus“. Alle Häuser bis auf Fürth, wo der Hotelbetrieb nach der Eröffnung noch in der obligatorischen Anfangsphase lief, arbeiteten mit Gewinn. Freuen konnte man sich schon, aber erstaunt waren die Fürther Stadträte über die Höhe: 42.422.000 DM nicht ausgegebener Gelder 1980 mussten auf das Jahr 1981 übertragen werden. Dass so viel beschlossene Aufträge „auf der Strecke“ blieben, lag in erster Linie an den Großprojekten Stadthalle, U-Bahn, Berufsschule IV und Verlängerung der Breslauer Straße. OB Scherzer wies darauf hin, dass auch 1981 noch nicht alles abgearbeitet werden könne. Mit neuen Übertragungsresten war also zu rechnen. Rätsel beim Ausbau der seit fünf Monaten gesperrten Hochstraße: Arbeiter stießen bei Kanalisierungsarbeiten auf ein bisher unbekanntes Gewölbe. Es war sehr wahrscheinlich früher einmal zum Kühlen von Bier der BergbräuBrauerei verwendet worden. Durch nur teilweises Verfüllen des Gewölbes konnte die Hochstraße im Endausbau sogar um 1,20 Meter flacher gehalten werden. Freitag, 13. März 1981 Der neue Kreisvorsitzende der Fürther FDP hieß Norbert Eimer. Mit überwältigender Mehrheit löste er Hans Lotter ab, der nach 35 Jahren im FDP-Kreisverband nicht mehr kandidierte. Lotter galt in all den Jahren seines politischen Wirkens als Fels in der Brandung einer wankelmütigen FDP. Pünktlich zum Frühjahr lud die Patrizier-Bräu wieder zur „Poculator-Frühjahrskur“ ab 15. März in den noch bestehenden Geismannsaal. Vorab testete man das 8,5-prozentige Starkbier mit Geismannsaal-Wirt Reiner Most in der Brauerei. 430.000 Liter wurden vorgehalten. Es war der 97. Poculator in Fürth, der 86. im Geismannsaal und der 62. der Pächterfamilie Most. Fest stand, dass der Geismannsaal 1981 letztmalig für dieses „einarmige Reißen“
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