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zur Verfügung stand. Stadttheater Fürth: „Der Graf von Monte Christo“, Schauspiel von Dumas (Theater Transfer). Samstag, 14. März 1981 Die Bewohner der Siedlung Eschenau fühlten sich seit Jahren schon als Bürger zweiter Klasse. Bei privat initiierten Bürgerversammlungen erschienen normalerweise keine Vertreter der Stadt Fürth. Da man bei Regenwetter sich nur über ausgelegte Holzbohlen zu den Anwesen bewegen konnte, forderte man energisch die Teerung der unbefestigten Straßen. Dass die Stadtplaner hier schon an der Errichtung eines Nobelviertels bastelten, war den nach dem Abriss der Übergangshäuser verbliebenen Anwohnern damals noch nicht bekannt. Da waren gewiss auch einige Fürtherinnen froh: In der Damenmode beherrschten hohe Schulterpolster, Fledermaus- und Raglanärmel die weiblichen Textilien. Alles konnte bis zur Unkenntlichkeit versteckt werden und trotzdem noch apart aussehen. Montag, 16. März 1981 Der feststehende Abbruch des Geismannsaals dämpfte ein wenig die Stimmung beim Poculator-Auftakt 1981: OB Scherzer eröffnete zum letzten Mal in dieser heiligen Halle die Starkbier-Saison. Wohin danach – dies konnte 1981 niemand beantworten. Jakl Strobel und seine Mannen sorgten im vollbesetzten Geismannsaal für Stimmung und Egon Helmhagen führte gekonnt wie immer durch das Programm. Klärchen Most erhielt einen Blumenstrauß für ihr 42. Bewirtschaftungsjahr, Gunda (Kasse) und Erich Schwarz (Chefschenker) vom Personal wurden für ihr 30jähriges Arbeitsjubiläum geehrt. Zwei Wochen lang hatten die Fürther nun Zeit, von ihrem geliebten Poculator und Geismannsaal endgültig Abschied zu nehmen. Die SpVgg trennte sich in ihrem Heimspiel im Ronhof vor 2820 Zuschauern vom FC Homburg 1:1 unentschieden. Das Tor für Fürth erzielte Ritschel. Damit belegte man Rang 13 der Tabelle. Dienstag, 17. März 1981 Zu einem Zwischenfall kam es in der Theatervorstellung am letzten Freitag im Fürther Stadttheater: Nach der Pause bestiegen Jugendliche die Bühne und entrollten ein Transparent, auf dem sie die Freilassung der in Nürnberg noch inhaftierten KOMM-Besucher forderten. Das Publikum reagierte mit Rufen wie „Raus! Polizei! Frechheit! Gesindel!“ Beendet wurde die Aktion von den Schauspielern, die die etwa 15 Jugendlichen von der Bühne drängten. Eine Resolution konnte nicht mehr verlesen werden. Die Prachtanlage im Fürther Stadtpark wurde jetzt für 300.000 DM generalüberholt: Ab Ostern sollten die Fontänen wieder zu Höhen aufsteigen, wie sie vor rund 30 Jahren die Besucher der Gartenschau im Stadtpark erlebt hatten, bei der der große Fontänenhof eine der Attraktionen bildete. Im Lauf der Jahre waren die Becken undicht geworden und das Rohrnetz stand kurz vor dem Durchrosten. Alles wurde jetzt repariert oder erneuert, insbesondere die Düsen und Pumpen. Stadttheater Fürth: „Die Geierwally“, Oper von Catalani (Opernstudio Nürnberg). Mittwoch, 18. März 1981 Unter den Fürther Autofahrern setzte angesichts weiter steigender Spritpreise eine Sparwelle ein. Der Trend beim Neukauf ging erstmals zu kleineren Fahrzeugen und als Zweitfahrzeug kam der Motorroller oder auch das Fahrrad wieder zu Ehren. Die Auto-Zulassungszahlen stiegen zwar immer noch, aber auch die Nachfrage nach „Kompaktfahrzeugen mit Dieselantrieb“. Der Fürther Stadtrat entschied: Weiterhin kein Feiertag an „Allerheiligen“. Die bisherige Regelung blieb, da der überwiegende Teil der Bevölkerung evangelisch war. Damit ging man mit den anderen Städten des mittelfränkischen Großraumes konform. Mit Balance- und Hochseilakten sowie zahlreichen Tierdressuren versuchte der spanische Zirkus „Frankello“ das Fürther Publikum für sich zu gewinnen. Fünf Tage lang stand das beheizte Zirkuszelt auf dem Platz an der Poppenreuther Straße/Laubenweg. Donnerstag, 19. März 1981 Durften Lehrer damals in ihren Klassen über die Massenverhaftung der 141 jungen Leute im Nürnberger „KOMM“ diskutieren? Die Frage und ein angebliches Diskussionsverbot hatte an den Schulen für viel Aufregung gesorgt. Das bayerische Kultusministerium dementierte zwar umgehend ein angeordnetes Diskussionsverbot, ließ aber durch den Ministerialbeauftragten Dr. Wolf den Schulleitern in Nürnberg/Fürth übermitteln, allen Kollegen und Kolleginnen zu untersagen, im Schulbereich mit den Schülern über die Verhaftungsaktion zu diskutieren. Außerdem verlangte das Sekretariat des Ministerialbeauftragten von allen Gymnasien Nürnbergs, Fürths und Erlangens die Namen von Lehrkräften, die im Schulbereich im Rahmen der Demonstrationsszene aktiv beteiligt waren.

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