Aus: Fürth 1982 - Fürther Geschichtswerkstatt - Bearbeitet von Gert Kuntermann - Gekürzt von Bernd Jesussek für FürthWiki – 25.3.2025 Samstag, 2. Januar 1982 An Silvester lockten Temperaturen weit über Null die Fürther auf die Straßen. Südwind sorgte für frühlingshafte Laune. Die große Knallerei um Mitternacht dauerte fast eine Stunde. Kaum ein Zwischenfall trübte die fröhliche Partystimmung zum Jahreswechsel. Die Silvesterfeiern waren überall gut besucht, die Gaststätten und insbesondere die Vereinsheime proppenvoll. Feuerwehr und Polizei hatten wenig zu tun. Lediglich zwei Kraftfahrer mussten aufgrund zu viel Alkohols „aus dem Verkehr gezogen werden“. Aufgrund der Erfahrungen aus den Vorjahren hatten die Berufssanitäter im Rot-Kreuz-Haus an der Henry-DunantStraße an Silvester sogar dienstfrei. Ihr Einsatz wurde von freiwilligen Helfern übernommen. Das Fürther Stadttheater zeigte am Silvesterabend die Operette „zum Weißen Rössl“ von Ralph Benatzky mit den Stars Sivio Francesco und Benno Hoffmann. Das Fürther Publikum beteiligte sich zu Beginn an der Ausgabe von Glückspfennigen und Sekt sowie an einer Ballonschlacht am Ende der Aufführung. Montag, 4. Januar 1982 Das Fürther Baubetriebsamt übernahm es wieder, die ausgedienten Christbäume der Bürger abzufahren. Sammelstellen standen bis 22. Januar im ganzen Stadtgebiet bereit. Die SpVgg trennte sich in ihrem Auswärtsspiel von Wormatia Worms 1:1 unentschieden. Das Tor für Fürth erzielte Neuzugang Dubovina. Damit belegte man nach 18 Spielen den 18. Platz in der Tabelle zur zweiten (eingleisigen) Bundesliga. Fürth spielte im ersten Spiel des Jahres mit Kastner – Fink, Seelmann, Bergmann (80. Min. Schneider), Grabmeier – Eickels, Denz, Metzler, Baier (34. Min. Stempfle) – Dubovina, Leiendecker. Libero Bergmann zog sich im Spiel einen Jochbeinbruch zu, Denz wurde wegen groben Foulspiels vom Platz gestellt. Dienstag, 5. Januar 1982 In den katholischen Kirchen des Dekanats Fürth wurden bei den Gottesdiensten wieder die Sternsinger ausgesandt, die bis zum Dreikönigstag die Familien in den Pfarreien besuchten, um Geld für die dritte Welt einzusammeln. Dazu wurden jeweils drei Kinder als heilige drei Könige verkleidet und mit einem Sternträger losgeschickt. Seit zwei Jahren erschien in Fürth die Zeitschrift „Senfkorn“ zum Einzelpreis von 5 DM. Das Blatt wurde vor allem im Ausland (z.B. Japan, Togo, England, Dänemark usw.) gelesen. Bundesweit steuerten junge Autoren Artikel bei. Die Fürther Redaktion hatte der modernen Hektik den Kampf angesagt und vermittelte mit den Beiträgen ein eher fernöstlich meditatives Weltbild. So enthielt das fünfmal pro Jahr erscheinende „Senfkorn“ stets auch die Gedichtform des japanischen „Haiku“. Die Karnevalsgesellschaft „Fürther Kleeblatt“ (CFK) ging mit dem Prinzenpaar Günter I. und Gerti II. „in die Vollen“. Das Ehepaar lebte zwar in Nürnberg, hegte aber für Fürth eine heimliche Liebe. Ehemann Günter arbeitete als Kältetechniker bei Linde, seine Ehefrau als Chefsekretärin in der Generalvertretung von Unimog. Mittwoch, 6. Januar 1982 Infolge der frühlingshaften Temperaturen und der damit verbundenen Schneeschmelze kam es auch in Fürth zu Hochwasser. Ab 4. Januar waren die Talübergänge wieder „zu“. Leidtragende waren insbesondere die Busbenutzer, denn die Busse konnten zwischen Mannhof und Vach nicht mehr verkehren. Die meisten Fürther Bürger reagierten gelassen auf die zahlreich in Kraft tretenden Preiserhöhungen zu Beginn des neuen Jahres. Der Unmut hielt sich in Grenzen. Die Fahrpreise für die Nutzung der öffentlichen Busse hatten sich um 9% erhöht, die Gebühren der Kassenpatienten für Arzneimittel stiegen von 1,-- DM auf 1,50 DM. Für vom Arzt verschriebene Hilfsmittel wie Inhalationsgeräte, Spritzen, Gummistrümpfe usw. mussten jetzt 4,-- DM pro Verordnung bezahlt werden. Zigaretten kosteten nun 15 Pfennige mehr pro Schachtel, die Automatenpackungen enthielten einen Glimmstengel weniger. Zu allem Ärger stand den Rauchern ab 1. Juni 1982 eine 30-prozentige Anhebung der Tabaksteuer erst noch bevor. Freitag, 8. Januar 1982 Knapp sechs Monate, nachdem die letzte Straßenbahn durch Fürth fuhr (20.06.1981), schickte man sich an, deren letzte „Überreste“ zu beseitigen. Nach der Entfernung der Gleise und Oberleitungen waren jetzt die Fahrdrähte dran. Arbeiter auf fahrbaren Hebebühnen zerschnitten die wertvollen Kupferdrähte in handliche Stücke und transportierten sie ab. Die ehemaligen Straßenbahngleise wurden ausgebaut oder die Rinnen
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