Wanderungsgewinn. Verantwortlich dafür waren Zuzüge von weiteren Ausländern sowie Bürgern aus Nürnberg. Letztere zogen wegen des deutlich niedrigeren Mietpreisniveaus nach Fürth. Zuwanderungen aus entfernten Orten waren meist rein beruflich bedingt und blieben die Ausnahme. Montag, 13. September 1982 Im Wahlkampf zur Landtagswahl ging es in den Endspurt. Bei der Feierstunde zum 110-jährigen Bestehen der SPD in Fürth konnte man im Berolzheimerianum die Bundestags-Vizepräsidentin Annemarie Renger begrüßen. Neben lokaler SPD-Prominenz waren auch Gewerkschaften und Arbeiterwohlfahrt stark vertreten. Liedvorträge und Rezitationen von Kräften der Städtischen Bühnen Nürnberg umrahmten die Veranstaltung. Die Fürther CSU hatte sich zu ihrer Veranstaltung im Saal des Grünen Baum den bayerischen Innenminister Gerold Tandler eingeladen. Vor fast vollem Haus sparte er kein noch so heikles politisches Thema aus – wohlgemerkt ohne Mikrofon. Beifall und Zwischenrufe waren dem bayerischen Innenminister sicher. Die Fürther CSU rechnete sich gute Chancen aus, zumal es auf Bundesebene in der Zusammenarbeit zwischen SPD und FDP immer mehr krachte. Die SpVgg verlor ihr Auswärtsspiel bei Hannover 96 mit 1:3. Das Tor für Fürth erzielte Bergmann. Damit belegte man nach sieben Spieltagen den 15. Tabellenplatz. Dienstag, 14. September 1982 OB Scherzer begrüßte sieben führende Kommunalpolitiker aus Spanien, Portugal und Lateinamerika. Sie informierten sich auf Einladung der Friedrich-Naumann-Stiftung über kommunale Einrichtungen. Bei einem Rundgang durch Fürth konnten sich die Gäste selbst ein Bild von den Aufbauleistungen der Kleeblattstadt machen. In der MTV-Grundig-Halle gab es am Wochenende 350 Muschis zu sehen. Über 4000 Besucher hatte die „Internationale Edelkatzenschau“ in Fürth angelockt. Manche Züchtungen, wie z.B. der „Nasen-Stopp“ bei Perser-Katzen, grenzten schon fast an Tierquälerei. Unabhängig von allen Zuchtkriterien konnten die Besucher per Zettel ihre Lieblingskatze wählen. 80.000 Zuschauer feierten in Athen Patriz Ilg vom LAC Quelle Fürth. Der 24-jährige Hauptschullehrer aus Hüttlingen in der Schwäbischen Ostalb, der für Fürth startete, holte sich im Finale der Europameisterschaft im 3000-m-Hindernislauf die Goldmedaille. Schon als 20-jähriger hatte Ilg bei der Leichtathletik-EM in Prag die Silbermedaille geholt. Mittwoch, 15. September 1982 Nach der „Trockenlegung“ des Gänsbergs ging die Zahl der „Nichtsesshaften“ auf Fürther Stadtgebiet deutlich zurück. Immer weniger „Penner, Sandler oder Berber“ sprachen bei der Fürther Behörde vor, um eine „Laufkarte“ zu erhalten, welche die Türen zu den Wohlfahrtsverbänden öffnete. Eine Laufkarte erhielt man nur, wenn seitens der Polizei nichts gegen den Antragsteller vorlag. Jährlich sprachen jetzt nur noch etwa 2000 Personen beim Fürther Sozialamt vor. So kümmerte sich z.B. seit Jahrzehnten Pastor Walter Kreitschmann um seine „Kundschaft“ in der Fürther Bahnhofsmission. Viele Schicksale waren von gescheiterten Ehen, beruflichen Misserfolgen und Alkoholismus geprägt. Die Stadtstreicher in Fürth kannten sich untereinander oft nur mit ihren Spitznamen wie „Eisenfuß“, „Plattenhelmut“ oder „Schindelzombie“. Donnerstag, 16. September 1982 2200 neue ABC-Schützen wurden am Dienstag in Stadt und Landkreis zum ersten Mal auf den Schulweg geschickt. Große Anstrengungen wurden auch dieses Jahr unternommen, um die Sicherheit der kleinen Verkehrsteilnehmer zu gewährleisten. An die Spitze der Unterstützer hatten sich Fürther Verkehrswacht und Stadtsparkasse gestellt, indem sie alle Erstklässler mit gelben Mützen ausstatteten. Zu den 2200 neuen Schülern kamen noch 350 amerikanische Schulanfänger in der Fürther Südstadt. „Wiener Charme“ in Fürth! Familie Packert in der Neumannstraße 28 versuchte dies mit der Eröffnung des „Café Mozart“. Eine riesige Auswahl an Torten und Kuchen sowie zahlreiche klassische Kaffeezubereitungen sollten die Fürther in das verschnörkelte und verspielte Etablissement locken. Spezialität waren die „Hofbauer-Pralinen“ aus Wien. Wiener Schmäh unterm Kronleuchter aus dem Bayerwald. Für die gesamte Einrichtung des Cafés war damals das Beste gerade gut genug. Freitag, 17. September 1982 Der Bau war in nur sechs Monaten hochgezogen worden – jetzt konnte man auf der Hardhöhe Richtfest an der Freizeitstätte für Jugendliche feiern. Das 1,175-Mio-DM teure Projekt sollte rund 3000 jungen Menschen westlich der Bahnlinie Platz zur Kommunikation bieten. Bereits während des Baus wurden die Jugendlichen
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