9. Letzter Kirchweihtag und Ziehung der Heiratskasse wie alljährlich auf dem Balkon des Rathauses. Da zum ersten Mal Reichssteuer auf die Lose gezahlt werden mußte, wurden weniger Lose als bisher abgesetzt. Vom Erlös erhielten 8 arme Brautleute je 100 Mark, „3 Waisen wurden gekleidet“. - Das Kollegium bewilligte 165.000 Mark zu einem neuen Gebäude für das Städtischen Installationsgeschäft, Ecke Theresien-/Ottostraße (s. 22.08.).209 10. Der Verband der Glasindustriellen beschließt, wegen des Streikes bei der Fa. Wiederer ab 14.10. sämtliche Glasarbeiter in allen Betrieben auszuschließen.210 11. Tod von Kommerzienrat Max Eiermann, 77 Jahre. Eiermann begründete 1866 die Fa. Eiermann & Tabor, Bronze- und Blattmetallwarenfabrik, die auf zahlreichen Weltausstellungen ausgezeichnete Produkte herstellte. 1884 bis 1890 war Eiermann Mitglied des Magistrates. Seiner Anregung ist es zu verdanken, daß die Englische Anlage 1887 parkähnlich ausgestaltet wurde. Er errichtet eine Stiftung mit insgesamt 22.500 Mk. für die Walderholungsstätte und leistete ansonsten zahlreich Spenden zu gemeinnützigen Zwecken. 211 13. Turnier Süddeutschland gegen Norddeutschland auf dem Platze der SpVgg. Süddeutschland gewann mit 3:1. Im Wettbewerb des Nordbayerischen Landesverbandes für Leichtathletik gewinnen Fürther in den Disziplinen Speerwurf, Weitsprung und Hochsprung.212 14. Die Rathausuhr wird von der Fa. Mannhardt (München) gründlich repariert.213 15. Vizebürgermeister Hoß aus Wien besichtigt die Müllverbrennungsanlage, die inzwischen von über 1.000 Interessenten in Augenschein genommen wurde. - Aussperrung der Glasarbeiter.214 17. Der Versuch, die Einwohner von Dambach von Zirndorf nach Fürth „umzupfarren“, scheitert.215 Kriegserklärung Serbiens und Bulgariens an das Osmanische Reich. 18. Beendigung des Streikes bei der Fa. Wiederer. - Das Luftschiff „Viktoria Luise“ und mehrere Flugzeuge überfliegen Fürth zum Exerzierplatz Schweinau, um sich dort an der Flugwoche zu beteiligen (Linie BismarckturmDambach).216 - Tod v. Max Pickert, Antiquitätenhändler in Nürnberg, vorher in Fürth. Max Pickert hat der von seinem Bruder gegründeten Sigmund Pickert´schen Stiftung 20.000 Mark zugeschossen, die israelitische Waisenanstalt erhielt 2.000 Mark.217 - Friedensvertrag zwischen dem Osmanischen Reich und Italien, Tripolis und die Cyreneika werden an Italien abgegeben. - Bulgarische Truppen besetzen Kurkale und marschieren auf Adrianopel. 22. Verkauf von dänischem Fleisch durch die Stadt im leerstehenden Realschulgebäude Ecke Hirschen/Mathildenstraße (wegen der Fleischteuerung).218 25. Beginn der Herstellung der Uferstraße, Vergabe der Arbeiten zur Herstellung von Franken- und Zeppelinstraße.219 26. „Es ist bemerkenswert, daß die hiesigen Banken meist mit Papiergeld auszahlen, während Gold zurückbehalten wird. Dies hängt zweifellos mit der internationalen Lage zusammen.“220 - Der Verein Hohenzollern begeht sein 25jährige Gründungsfest.221 - Die Serben erobern Üsküp (Skopje). 27. 50jähriges Bestehen der israelitischen Realschule (bis 1899 Israelitische Bürgerschule). Festkommers, Festakt mit Festrede und Festdiner. Festgäste aus Staatsministerium, Kreisregierung, kgl. Bezirksamt, städtischen Behörden, staatlichen und städtischen Schulen, protestantischer, katholischer und israelitischer Gemeinde. Dekan Herold (kath. Gemeinde) verweist in seiner Rede ausdrücklich auf das in früheren Jahren und auch jetzt noch bestehende gute Einvernehmen der drei Konfessionen in hiesiger Stadt. Freunde und Schüler haben 20.000 Mark für eine Pensionskasse für die Lehrer gesammelt, aus Anlaß des Jubiläums wird eine Festschrift herausgegeben.222 31. Erste Vollversammlung der Schuhmacherzwangsinnung. Aufgrund der steigenden Lederpreise werden die Preise für Neuarbeiten um 15% erhöht, bei Reperaturen kosten Sohlen mit Absätzen 2,50 - 3,50 Mark (bisher 2 - 3 Mark).223 Gewerbliche Entwicklung: Im Oktober Konjunkturverschlechterung v.a. im Bau, aber auch bei Metall, Glas und Holz.224 Städtische Arbeitsnachweisstelle: 848 Gesuche, 570 Angebote, 422 nachweislich besetzte Stellen. Bei den Frauen halten sich Gesuche und Angebote die Waage, bei den Männern gehen viele leer aus. Insgesamt kommen auf 100 offene Stellen 171 Angebote. Ein Rückgang ist in der Metallschlägerei zu beobachten, starke Konkurrenz machen ungelernte Arbeiter.225
November 1912 1. Namensfest des Prinzregenten, Flaggenschmuck an öffentlichen Gebäuden, in den Kirchen und der Synagoge Festgottesdienste.226 4. Die unter der Hochstraße im Jahre 1910 gefundenen Höhlen wurden wegen Einsturzgefahr größtenteils gesprengt Im Metallschlägergewerbe legen die Meister in Einverständnis mit dem Metallarbeiterverband ihre Betriebe still. Die Fabrikanten als Abnehmer der fertigen Waren haben die Preise für das Rohmaterial erhöht, wollen aber für das fertige Produkt keine höheren Preise zahlen. - Gemeindebevollmächtigter Mörsberger (SPD) legt ein Amt wegen Fortzuges nieder, an seine Stelle tritt der Ersatzmann Bäckereigeschäftsführer Joh. Kapp.227 84