Personen beworben, darunter sind 84 bedürftige Kleingewerbetreibende. 267 - Eine 37jährige Frau erschießt sich am Grabe ihres Kindes.268 20. Pfarrer und Kgl. Geistlicher Rat Edmund Stenger tritt aus gesundheitlichen Gründen zurück. Er bekam die Pfarrei am 16.11.1900 übertragen. Während seiner Amtszeit ist die katholische Gemeinde stark gewachsen, so daß der Bau der St. Heinrichskirche notwendig wurde. Er hat das „schöne konfessionelle Einvernehmen unter der Fürther Einwohnerschaft“ gepflegt und gefördert. - Fast sämtliche Betriebe der Holzindustrie werden wegen schlechten Geschäftsganges auf 3-4 Wochen stillgelegt, die Zahl der Arbeitslosen erhöht sich dadurch ganz bedeutend. 269 Nach vielen sonstigen Erfolgen im Jahre 1913 gewinnt der deutsche Automobilhersteller Benz das 1000-KilometerZuverlässigkeitsrennen in Melbourne. 21. Das Casinorestaurant der König Ludwig-Quelle wird eröffnet. - Die Konferenz der bayer. Rabbiner tagte hier, u.a. wurde ein Huldigungstelegramm an König Ludwig III. abgesandt, was dieser mit Dank annahm.270 22. Der Verein „Wirtschaftliche Selbsthilfe“ (gemeinnütziger Rabatt-Sparverein, Aufgabe: Bekämpfung der „Borgunsitte“ durch Barzahlungssystem, „Kauft in Fürth“) hält seine 25. Generalversammlung ab. - Weihnachtsfeier des seit 32 Jahren bestehenden Vereins „Jugendhort“ im Geismannssaale, der wegen Überfüllung geschlossen werden mußte. - Die Rektoratwohnung an der kgl. Realschule ist fertiggestellt und wurde dieser Tage bezogen.271 23. Herr OB Kutzer wird von König Ludwig in Audienz empfangen, um sich zu verabschieden. - Der Magistrat beschließt, die Hangstraße am Espan zu Ehren des scheidendenden OBs Kutzer-Straße zu nennen. Die Straße hieß bisher schon im Volksmund „Kutzerweg“. Mit Ausnahme der Königswarterstraße wurde in Fürth noch keine Straße zu Lebzeiten „eines verdienten Mannes nach dessen Namen getauft“. 272 - Die Auszahlung der Arbeitslosenunterstützung beginnt. Von den mehr als 1.000 Arbeitslosen, die sich um eine Unterstützung beworben haben, bekommen etwa 800 eine Unterstützung. Verheiratete Arbeitslose bekommen 13 M. und 1 weitere M. für jedes Kind. Ledige Arbeitslose erhalten je 7 M., arbeitslose ledige Frauen und Witwen mit Kinder bekommen je 9 M. und für jedes Kind 1 M. extra. Von 90 notleidenden Gewerbetreibenden erhalten 50 eine Unterstützung von je. 15 M. Der Holzarbeiterverband zahlt an die „Ausgesteuerten“ 15 M. an die verheirateten Arbeitslosen, 10 M. an die Ledigen. Nicht Unterstützungsberechtigte erhalten 10 bzw. 5 M.273 24. Auch die Feuerwehr Fürth verteilt an Arbeitslose, die dem Corps angehören, aus ihrem Unterstützungsfond größere Beträge.274 25. Die Gottesdienste sind zahlreich besucht, die Kindergräber fast alle mit geputzten Bäumchen geschmückt. Das neue Altarbild „Die Auferstehung“ (von Prof. Bayerl aus München) in der Auferstehungskirche wurde übergeben (Kosten: 1.000 M.).275 26. Weihnachtsfeiern und -verlosungen der SpVgg, des Ornithologischen Vereins, der Vereinigten Kindergottesdienste und des Geflügelzuchtvereins. - OB Kutzer weilt in Meran, um sich von Alfred Nathan zu verabschieden.276 27. Die Schneidergehilfen kündigen den Tarif zum 1.3.1914 und fordern eine Lohnerhöhung von 20%. - Die Straßenreinigung soll in städtischen Regie genommen werden. Es bestehen Bedenken wegen der Betriebskosten von ca. 90.000 M. jährlich, die z.T. den Hausbesitzern auferlegt werden müßten.277 28. Starker Sturm, Beschädigungen an Schlöten, Dächern und Bäumen. - „Der Unfug des Fußballspielens in den Straßen der Stadt nimmt immer mehr zu.“278 29. Die Ludwigsbahn nahm im vergangenen Jahr 357.000 M. ein (im Vorjahr 29.000 M. mehr).279 30. Verkehrszählung in der unteren Königstraße: 1.800 Fuhrwerke pro Tag. „Bei der Enge der Straße und bei dem großen Personenverkehr ist die Ermittelung wohl geeignet, daß die Verlegung der Straßenbahnendstation, die sich jetzt vor dem Gasthaus zum Hirschen befindet, endlich vollführt wird“. - Die Weihnachtsunterstützung der großen Gewerkschaften an ihre Mitglieder führen zu außerordentliche Ausgaben von 1.250 M. (Holzarbeiter) und 1.443 M. (Metallarbeiter). - OB Kutzer verabschiedet sich von seinen „Oberbeamten“, im Weinrestaurant Kölsch, Moststr., wurde zu Ehren der scheidenden OBs von den städtischen Kollegien eine intime Abschiedsfeier abgehalten. OB Kutzer begibt sich daraufhin zum Nürnberger Hauptbahnhof, um von dort nach Mannheim abzureisen. - Die Zeitungen bringen ehrende Artikel für den scheidenden OB, auch die sozialistische „Fürther Bürgerzeitung“, die sein sozialpolitisches Engagement lobt. Lediglich die „Fürther Zeitung“ bringt „gehässige Angriffe“. König Ludwig III. verleiht OB Kutzer Titel und Rang eines „K.B. Geh. Hofrates“.280 31. Die neuen Stromtarife gelten ab 1.1.1914, es tritt eine ganz bedeutende Ermäßigung der Stromtarife in Kraft. Die Baugenossenschaft Eigenes Heim beschloß, dem geschiedenen OB Kutzer zu Ehren an der Ecke HeimgartenFeldstaße eine „Kutzer Linde“ zu pflanzen, was in der letzten Stunde des alten Jahres auch geschah. - Die Geschäftsleute bringen ihren Glückwünsche zum neuen Jahr in den Zeitungen mit zahlreichen Anzeigen dar (Fürther Zeitung 158 Anzeigen, Nordbayerische Zeitung 144).281 - In Deutschland gibt es 34.136 Ärzte. 1901 waren es noch 27.978. Auf 10.000 Einwohner entfallen 5,11 (1901: 4,92). Gewerbliche Statistik: Das Ergebnis zeigt eine weitere Abnahme in der gewerblichen Tätigkeit, v.a. im Baugewerbe und noch stärker in der Holzindusrie, in der fast 800 Personen im Dezember arbeitslos wurden. Auch in der 115
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