Verschlechterung in der Textilbranche und im Handelsgewerbe.21 Städtisches Arbeitsamt: Stellengesuche 930, Stellenangebote 590, besetzte Stellen 428. Auf 100 offene Stellen kamen 213 Stellensuchende: „Es ist gegen das Vormonat eine Aenderung nicht eingetreten; der Arbeitsmarkt zeigt das gleiche trübe Bild“.22
Februar 1913 1. Das städt. Versicherungsamt nimmt seine Tätigkeit auf. - Der Magistrat schließt die Beratungen über den Gemeindehaushalt 1913 ab. Das Volumen beträgt fast 4 Mio Mark, die Umlage 162% [wohl Hebesatz auf die Gewerbesteuer]. 23 - Jahresbericht des Turnvereins 1860: 1275 männliche, 200 weibliche Mitglieder. 24 2.“Gewitterschwüle herrscht zurzeit am politischen Horizont. Die Geschäfte gehen flau. Die freiwilligen Sanitäter wurden verpflichtet, im Bedarfsfalle 3 Monate Dienst zu machen. Sämtl. Regimenter hatten Probemobilmachungen. Die Frauenvereine vom Roten Kreuz entfalten im Geheimen eine emsige Tätigkeit“.25 3. Der Wiesenweg vom Engelhardtsteg zum Espan gibt zu Klagen Anlaß, weil er so niedrig liegt und bei jedem Hochwasser überschwemmt ist.26 4. Fastnacht.“In der Schwabacherstraße von der Weinstr. bis zum Kohlenmarkt war heute Nachm. wie alljährlich am Fastnachtdienstag reges Leben und Treiben. Confettiwerfen und Pritschenschlagen bildete sich als Unfug aus. Originelle Masken waren nicht viele zu sehen“. - Als Vergütung aus den Einnahmen der Nürnberger Straßenbahnen gehen 1% der jährlichen Bruttoeinnahmen (im Nürnberger und Fürther Stadtgebiet) nach Fürth. Im Jahre 1913 werden hierfür 45.360 M. Einnahmen für Fürth verbucht. Bei den Verhandlungen über die gemeinsame Benutzung von Krankenhaus und Schlachthof will sich Nürnberg evtl. aus diesem für Fürth lukrativen Vertrag befreien, der bis zum 25.08.1926 läuft. Der Vertrag „bringt in dieser Zeit bei der ständigen Ausdehnung des Straßenbahnnetzes mit seinen steigenden Bruttoeinnahmen ... für Fürth sicher eine Einnahme von 800.000 M. Eine solche Steuerquelle darf nicht ohne genügendes Äquivalent preisgegeben werden.“ - Die Erwartungen bzgl. Einnahmen der Gemeinde aus der Reichs-Wertzuwachssteuer haben sich nicht erfüllt. Die Gemeinden sind mit 40% beteiligt, in den ersten 9 Monaten 1912 sind rund 13.200 Mk. eingegangen. - Das Warenhaus Tietz am Kohlenmarkt muß 3.400 Mk. Warenhaussteuer leisten und ist damit das einzige Geschäft in Fürth, welches mit einer solchen Steuer belegt wurde.27 5. Hochwasser.28 6. Geschäftsbericht des Deutschen Holzarbeiter-Verbandes. [Neben jenem der Metallfacharbeiter damals der größte gewerkschaftliche Fachverband.] Mitgliederstand: 2.108 männliche und 210 weibliche Personen. Einnahmen ca. 129.000 Mk., Ausgaben ca. 89.000 Mk. Hauptausgaben: Arbeitslosenunterstützung 15.360 Mk., Krankenunterstützung 16.545 Mk.: „Berechnet man noch die Ausgabe für Sterbe-, Notfallunterstützung usw. hinzu, so läßt sich daraus beurteilen, welch große Last sozialer Aufgaben die Gewerkschaften auf sich genommen haben.“ - Andreas Nagel, Musiklehrer und Komponist, verstirbt 41jährig. - Für das Betriebs- und Lagergebäude des technischen Betriebsamtes an der Theresienstraße werden 179.500 Mk. bewilligt. - In einer Versammlung der „Kraftstromkomsumenten“ wird eindringlich eine Ermäßigung der Tarife für Kleingewerbetreibende gefordert, wie sie auch in Nürnberg üblich sei, aber in Fürth nun gegenteilig entschieden wurde. Großgewerbe würde mit „Geheimverträgen“ bevorteilt, zudem: „Ueberall werden EinkaufsGenossenschaften, Werkstättenhäuser etc. errichtet und nur in Fürth, das sonst mit seiner Sozialpolitik an erster Stelle steht, will man das Gegenteil veranlassen. Nicht genügend, daß der Umlagensatz nahezu unerschwinglich wird, will man noch besonders aus dem Kleingewerbe das zu sozialen Zwecken nötige Geld herauswirtschaften, das von Rechtswegen die Allgemeinheit zu tragen hätte.“29 - Die Rohstoff- und Verwertungsgenossenschaft der Metallschlägermeister Fürth-Nürnberg e.G.m.b.H. klagt über die flaue Konjunktur und hohen Kupferpreise 1912. Um die Preise zu stabilisieren, mußten zweiwöchige gänzliche Schließung der Betrieb vorgenommen werden. Der Warenumsatz ging gegenüber 1911 um 50.000 Mk. zurück. 30 - Die russische Regierung lehnt den Antrag der Duma ab, Frauen für das Juristenamt zuzulassen. 7. Das Gesuch der Arbeiter-Samariter-Kolonne um einen Zuschuß für eine angeschaffte Fahrradbahre wurde vom Magistrat mit allen gegen die sozialdemokratischen Stimmen abgelehnt. - In der Fäkalienabfuhr wird der Automobilbetrieb eingeführt. - Die Fürther Müllverbrennung wurde in der letzten Zeit von Vertetern der Stadtverwaltungen aus Solnhofen, Eichstätt, Pforzheim, Oberhausen, Wien, Genf, Danzig und Emschede besichtigt. 31 8. „Auf Rechnung der Armenpflege befinden sich gegenwärtig 63 Personen von hier in der Irrenanstalt Erlangen, Der Aufwand beträgt pro Jahr 30.000 Mk.“ – „An Eishändler Aßmann wurde die Eisgewinnung im Waldmannsweiher auf weitere 6 Jahre verpachtet.“32 - Britische Frauenrechtlerinnen zerstören aus Protest gegen die allgemeine Frauenbenachteiligung und vor allem gegen die Vorenthaltung des Wahlrechts die Telefonleitung London - Glasgow. 10. Die Anträge des Handelsgremiums Fürth bzgl. des Anhaltens verschiedener Fernzüge in Fürth werden im Landeseisenbahnrat abgelehnt.33 11. Jahresbericht der „Diakonenstation für männliche Krankenpflege“. Sitz in der Marienstraße 4, seit 1901 100