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Tageseintragungen 1914 Januar 1914 1. Mit 1/4 stündigem Glockengeläut und Feuerwerk (2 Verletzte) wird das neue Jahr begrüßt.1 - Nach Ablauf der Urheberschutzzeit für Bayreuth finden Neujahrespremieren des „Parsifal“ in vielen europäischen Städten statt. 2. Die Quellenstraße wird einer Anregung der König-Ludwig-Quelle in „König-Ludwig-Quellenstraße“ umbenannt.2 3. Der frühere Magistratsrat Kreß hat der Stadt Fürth Grundstücke im Wert von 30 - 35.000 M. vermacht, aus deren Erlös eine Stiftung zur Unterstützung Bedürftiger gebildet werden soll.3 4. Die Neuanlage des König-Ludwig-Bades wird von Ärzten aus der Region besichtigt. Die Gesamtfläche des Bades beträgt nun 55 ha. 1913 waren 74.380 Trinkgäste zu vermelden, 11.709 Bäder wurden im Versuchsbad abgegeben.4 Die beiden Fürther Veteranenvereine schließen sich zusammen.5 5. Beginn des Prozesses gegen die verantwortlichen Offiziere für die Übergriffe in Zabern. Sie werden vom deutschen Kriegsgericht am 10. 1. freigesprochen (vgl. 6.11.13). 6. Königs Geburtstag. Allgemeine Beflaggung. Salutschießen der Artillerie früh um 7 Uhr, großes Wecken durch die beiden Regimentsmusiken. Festgottesdienste in Kirchen und Synagogen. Parade in der Königstraße. Festvorstellung im Stadttheater. Ordensauszeichnungen an Beamte und Arbeiter. - Eröffnung des neuen Badegebäudes der KönigLudwig-Quellen. - Ein Tünchergeselle erhängt sich wegen längerer Arbeitslosigkeit.6 7. Der Zentralverband der deutschen Gewerkvereine fordert ein Gesetz zur Einführung des freien Samstagnachmittag für Arbeiterinnen. 11. Hauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Fürth.7 - Schlittschuhfahrer entdecken unter dem Eis eine weibliche Leiche, eine 19jährige Dienstmagd (Selbstmord).8 12. Wegen Kanalisationsarbeiten wurde der „Grüne Markt“ vom Marktplatz zum Königsplatz und von dort - wegen fehlender Pflasterung (Regen und Matsch) - auf die Königstraße vor dem Farntrogschen Anwesen verwiesen. Nun soll der „grüne Markt“ wieder auf seinen angestammten Platz - u.a. wegen Bitten der dortigen Geschäftsleute verlegt werden, wogegen sich jedoch die Landwirte wehren, Gründe: „1. liegt der alte grüne Markt nicht in der Mitte der Stadt mehr, da sich die Stadt nach Osten und Süden vergrößert hat. 2. Geht auf dem neuen Marktplatze ein ganz anderes Geschäft. Unsere Weiber sind voll Lob, daß sich dort auch anderes Publikum sehen läßt, und sie doch ein paar Pfennige mehr lösen.“ - Die Ludwigseisenbahn hatte 1913 Mindereinnahmen von 32.000 M. [wohl gegenüber dem Vorjahr 1912].9 13. Hauptversammlung des Bayerischen Landeshilfeverbandes vom Roten Kreuze, Zweigverein Fürth-Stadt. OB Kutzer legt seine Vorstandschaft nieder. 423 Mitglieder.10 - Büro- und Ausschußwahlen im Gemeindekollegium. Büro: 1. Vorstand Justizrat Dorsch, 2. Vorstand Endres, 1. Schriftführer Meerwald - Erregte Debatten über den Verkauf einer Fläche im Fürther Stadtwald an den Turnverein 1860, Beschluß (gegen Sozialdemokraten) auf Verkauf von 11 Tagwerk für 40.000 M.11 15. Um die erste Bürgermeisterstelle sind 19 Bewerbungen eingelaufen.12 16. „Der Tango-Tanz hält nun auch hier seinen Einzug. Das päpstliche Viktoriat erläßt ein Rundschreiben an die Pfarrer, indem darauf hingewiesen wird, daß der neue Tanz schamverletzend sei u. deshalb verboten werden sollte. Der ähnliche Tanz, sogenannter „Schieber“, wurde vor Jahresfrist verboten u. sind in den Tanzsälen Plakate aufgehängt, auf den(en) das Verbot aufgedruckt ist.“ [vgl. 20.11.13]13 - Der russische Dichter Maxim Gorki (1868 1936) darf nach achtjähriger Verbannung in die Heimat zurückkehren. 1905 war er wegen Beteiligung an der russischen Revolution zum Tode verurteilt, dann zu lebenslänglicher Verbannung begnadigt worden. - Im Jahresbericht der Essener Handelskammer wird die Entwicklung der Lebensmittelpreise mit jener der Löhne von Krupp-Arbeiter verglichen: Die Kosten für Nahrungsmittel erhöhten sich zwischen 1899 und 1913 um 30% (von 17,58 Mk. auf 22,83 Mk. pro Monat einer Durchschnittsfamilie), die Durchschnittslöhne nur um 25% (von wöchentlich 28,32 Mk. auf 35,14 Mk.). 17. Der Carnevalverein „Fürther Kleeblatt“ hält im Geismannsaale seine erste Narrensitzung ab. Es erfolgt dabei eine Prämierung des besten Tango tanzenden Paares.14 – Die Budgetkommission des Reichstages lehnt einen Zuschuß von 200.000 Mark zur Finanzierung der für 1916 in Berlin geplanten Olympischen Spiele ab. 19. Der grüne Markt wird ab heute wieder am Marktplatz abgehalten (s. 12.1.). - Generalversammlung des Vereins Villenkolonie Fürth-Dambach. - Zwecks Staubbekämpfung werden die Hauptstraßen mit Chlormagnesium besprengt. - „Der Hausbettel nimmt in erschreckender Weise überhand“. - Das letzte Hochwasser der Rednitz gefriert und bildet von Dambach bis Vach eine einzige große Eisfläche.15 21. Hauptversammlung des Bezirkslehrervereins im Geismann's Stüberl. - Generalversammlung des ArbeiterSamariterbundes, 110 Mitglieder, davon 30 Aktive. - Jahresbericht Arbeiter-Turn und Sportverein Fürth, 309 Mitglieder (Zuwachs um 114), insgesamt 517 Vereinsangehörige.16 - Bayern gibt wieder eigene Briefmarken heraus. 22. Vorschlag von Schulrat Müller, die landwirtschaftliche Winterschule im Dambacher Schulhaus unterzubringen, 127