Widerspruch die Angelegenheit. - Auch am Helmplatz im Garten der Herren Wolfsgruber ist ein Lazarett eingerichtet.219 18. Schülerzahlen der höheren Knabenschulen: Kgl. hum. Gymnasium 227 (neu eingetreten 44 (8 Schüler „befinden sich bei den Fahnen“, einer wird in England zurückgehalten), Kgl. Realschule 716 Schülern (139 neu eingetreten), Israelitische Realschule 110 (40 Neueintritte).220 20. Der Gefallene Wolfgang Fehn wird unter großer Beteiligung der hiesigen Bevölkerug beerdigt: „Die Grabrede hielt Dekan Herold. Kommerzienrat Morgenstern widmet dem tapferen Gefallenen einen ehrenden Nachruf am offenen Grab, die hiesigen Veteranen und Militärvereine waren mit 12 Fahnen vertreten. Fehn war verheiratet und hinterließ 2 Kinder 4 u. 6 Jahre alt. Vom sandigen Hügel des ewigen Friedens grüßt nun das zweite Kriegergrab ins Wiesental hinab“ (s. 7.9.). - Aus verschiedenen Regimentern wird eine kriegsstarke Brigade zusammengestellt, die Mannschaften sind im Evora-, Weißengartensaal etc. untergebracht. - Für die Lazarette werden aus Kitzingen 300 Flaschen Wein gesandt, der Geflügelzüchterverei „Züchtertreu“ stellte 200 Eier zur Verfügung.221 21. Ständige Sanitätswache am Staatsbahnhof, welche vereinzelt eintreffende Leichtverwundete in die Lazarette bringt.222 22. „Ein Zug mit belgischen Franktireurs passiert nachmittags den hiesigen Bahnhof. Derselbe war militärisch abgesperrt und auch entlang des Zuges standen Militärposten, solange der Zug hielt. - Nachmittags fuhren mehrere Züge mit franz. Zivilbevölkerung durch, darunter befanden sich auch Frauen, Mädchen und Kinder. Dieselben wurden nach Grafenwöhr verbracht. Die Leute wurden an der Meuse [Maas] bei der Herstellung von Schanzgräben für die franz. Truppen von unsern Truppen überrascht und zu Gefangenen gemacht.“223 24. Das Pestalozzi Schulhaus muß nun auch als Lazarett eingerichtet werden, die Klassen werden in den Schulhäusern verteilt. - Der Magistrat bewilligt 1.000 Mk. für die Notleidenden in Ostpreußen.224 - 3. SoldatenBeerdigung: „Den Heldentod fürs Vaterland starb am 18. Sept. in einem Lazarett zu Straßburg im Alter von 26 Jahren der Unteroffizier der Reserve Jakob Leemann.“ Er wurde bei den Kämpfen um Nancy schwer verwundet und wird unter großer Beteiligung der Bevölkerung sowie der „Militär- und Civilbehörden“ beerdigt.225 26. Der Flieger Eyselein (s. 20./21.6.) wird mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse und dem Militärdienstkreuz III. Klasse mit Krone und Schwertern ausgezeichnet.226 28. Der Platz um „die kath. Kirche“ [wohl die Stadtpfarrkirche Unserer Lieben Frau] wird gepflastert - Die Situation am Arbeitsmarkt entspannt sich etwas, auch eine größere Fa. der Holzindustrie, Wunderlich u. Co., nimmt den Betrieb wieder auf, bei etwas reduzierten Stundenlöhnen (50 statt 55 Pfg., bei mehr als 55 Pfg. Kürzung um 10%, bei Militäraufträgen voller Lohn).227 29. „Wieder stürmten ... viele Einwohner dem Friedhofe an der Erlangerstraße zu, um dem Begräbnis weiterer 2er Heldensöhne unserer Stadt beizuwohnen Es waren der Einjähr. Freiw. Willy Hohlweg u. der Hornist Wilhelm Schönner vom 14. Inf. Reg. ...“ - Über die Beförderung der Feldpost wird in den Tageszeitungen viel geklagt.228 30. Derzeit 1.220 Verwundete in Fürth, 500 Betten stehen leer. - 6 Mitglieder des Gemeindekollegiums sind zum Heeresdienst einberufen.229 Kriegsfürsorgetätigkeit August u. September: Von den 300.000 Mk., den die städt. Kollegien für die Lebensmittelversorgung der Stadt genehmigt hatten, wurde bis Ende September 215.760 Mk. ausgegeben. Die Ausgaben für die reichsgesetzliche Unterstützung von Familien zum Dienst eingetretener Mannschaften betrugen für August und September 107.075 Mk. Arbeitslosenunterstützung 86.803 Mk. Nahrungsfürsorge: über 24.100 Mk. Armenpflege: 48.398 Mk. Liebesgabenfonds: mehr als 103.000 Mk., ein kleiner Teil wurde von der Militärverwaltung ersetzt. Für die Kriegsfürsorge wurden August/September insges. 434.381 Mk. ausgegeben.230 Gewerbliche Statistik der allgemeinen Ortskrankenkasse, September 1914: Nachdem der erste Kriegsmonat den rapiden Sturz der Mitgliederzahlen brachte, erhöhte sie sich im zweiten Kriegsmonat wieder etwas bei den männlichen Beschäftigten, der Saldo zwischen Anmeldungen und Abmeldungen beträgt fast 300, v.a. die Glas- und Holzindustrie sowie die städtischen Betriebe stellen ein. Die weiblichen Arbeitskräfte verminderten sich wieder um 164. Unter den Abgehenden haben die Arbeiterinnen aus der Textilindustrie, Dienstbotinnen und die Heimarbeiterinnen einen großen Anteil. Allen, die sich nach dem 5. August als Selbstversicherte bei der Kasse anmeldeten, wurde ihre Mitgliedschaft wieder rückgängig gemacht, da sie nach dem Gesetz vom 4. August nicht mehr versicherungsberechtigt sind. Vor dem 4. August wurde kein Unterschied gemacht, ob ein Arbeiter im Betriebe oder daheim beschäftigt ist. Das städtische Nachweisamt zeichnet ein wesentlich schlechteres Bild als im Vormonat: 8.591 Stellengesuche (5.081 männlich, 3.510 weibliche), 577 offene Stellen (411 bzw. 166), 508 vermittelte (361/147). Vormonat: 7.898 Stellengesuche und 1.150 offene Stellen.231
141