Kommerzienrat Morgenstern (10.000 Mk.), Weber u. Ott (10.000 Mk.), Illfelder (10.000 Mk.), I. Heymann (5.000 Mk.) und weiteren Spendern.266 12. Aufruf der Werbekommission für Kriegs-Weihnachtsbescherung zu Spenden zugunsten der ca. 9.000 Kinder, deren Väter teils im Kriege, teils arbeitslos sind. - Aufnahme eines Darlehens bei der Mittelfränkischen Versicherungsanstalt in Höhe von 800.000 Mk. Die Stadt erhält von der Versicherungsanstalt ein Geschenk über 70.000 Mk. zur Kriegs- und Arbeitslosenunterstützung.267 - Der Voranschlag des Distriktrates Fürth schließt mit 98.800 Mk. ab. Zur Deckung der Ausgaben für die Reichskriegsunterstützung von monatlich 31 - 32.000 Mk. wird ein Bankdarlehen in entsprechender Höhe aufgenommen.268 13. Für die ersten 10 Monate dieses Jahres erhält die Stadt Fürth von der Stadt Nürnberg 34.282 Mk. Straßenbahnbenützungsgebühr. Auf Ersuchen der Stadt Fürth wird ab 1.1.1915 eine gesonderte Berechnung der Fahrscheine eingeführt, die im Stadtgebiet Fürth ausgegeben werden.269 14. Auch zum heutigen Kartoffel- und Fischmarkt erscheinen keine Verkäufer. Die Stadt verkauft von ihren eingekauften Vorräten Kartoffeln um 3 Mk. 30 per Zentner, die reißenden Absatz finden. (s. 31.10.) - Abends Ankunft von 63 Verwundeten.270 15. „Alle Kirchen sind seit Beginn des Krieges bei allen Gottesdiensten stark überfüllt.“ - Stadtpfarrer Fronmüller und Stadttheater-Opernsänger Nemeski halten im vollbesetzten Saal des Parkhotels einen „Kriegsabend“ ab, Pfr. Fronmüller spicht über das Thema: „Der Krieg und unsere Gebildeten“. - Georg Baier, Kompagnieführer des 21. Inf. Regiments, wird unter großer Anteilnahme beerdigt.271 16. Erste militärische Standmusik seit Kriegsbeginn durch die Ersatzkapelle des 21. Inf. Regiments. - Seit 26.10. sind weitere 60 Fürther gefallen, 28 Verheiratete, 32 Ledige. - Aus Anlaß des Sieges in Polen sind die Straßenbahnwagen mit Fähnchen geschmückt.272 - Der Realschulhausbau werden vom mittelfränkischen Landrat mit 40% bezuschußt (somit 253.000 von 631.000 Mk.).273 17. Öffentliche Beflaggung wegen des Sieges an der Ostgrenze.274 18. Angriffe bei Ypern unter hohen Verlusten endültig gescheitert. Generalstabschef v. Falkenhayn teilt Reichskanzler Bethmann Hollweg mit, daß die deutsche Armee - nach dem Scheitern des Schlieffenplans wie auch des Versuchs einer westlichen Überflügelung der Alliierten u.a. im Rahmen der Ypern-Schlacht - nicht mehr in der Lage sei, auf militärischem Wege einen positiven Kriegsausgang zu erzwingen. Es müsse ein politischer Ausweg aus dem Krieg gesucht werden. Bethmann Hollweg will jedoch weder auf Annexionen verzichten - was Verhandlungen nahezu unmöglich macht - noch glaubt er der militärischen Einschätzung Falkenhayns. Der Krieg geht weiter und erstarrt im Westen ab November 1914 im Stellungskrieg. 19. Anmeldung von größeren Einquartierungen, da ein neues Reserveregiment zusammengezogen wird. Die Mannschaften werden durchgängig in Massenquartieren, Sälen und leerstehenden Fabriken untergebracht. - Eine Abordnung unter Leitung von BM. Dr. Wild spricht in Ansbach und München wegen der Kriegsfürsorge vor, da die Stadt Fürth nicht alleine in der Lage sei, die Ausgabe zu bestreiten. - Die Geschäftsleute beantragen, daß nicht nur an zwei, sondern an vier Sonntagen vor Weihnachten die Geschäfte geöffnet werden dürfen, wie das auch vor 1911 der Fall war. Infolge der Kriegsverhältnisse, Kaufzurückhaltung v.a. der Landbevölkerung und Ausfall der Kirchweih sei die Geschäftswelt bedeutend geschädigt. Der Magistrat genehmigt dies für 1914 einstimmig. - Die Frage eines gemeinsamen Schlachthauses von Nürnberg und Fürth wird von Nürnberg auf die Zeit nach Kriegsende verschoben.275 20. Zur Unterstützung der Werbearbeit für die Weihnachtskinderbescherung hat der (jüdische) Ehrenbürger Geheimrat Alfred Nathan einen Aufruf verfaßt, der veröffentlicht wird und wie folgt endet: „Wir sind ein Volk von einem Stamme,/geeinigt durch ein heilig' Band,/Durchglüht von einer hohen Flamme,/Hehr, weihevoll und gottgesandt./Ihr lieben Kinder, auf zu Taten,/Glorreich, wie die in Ost und West,/Bereitet Euren Kameraden/ein echtes Weihnachtsfest.“276 21. 260 Verletzte (größtenteils schwer) aus Ypern erreichen Fürth, auch die (sozialdemokratische) Arbeitersamariterkolonne wird diesmal zur Mithilfe bei der Transportarbeit gerufen. - Theaterdirektor Pennarini verabschiedet sich „in Cavalleria u. Baiazzo“ vor vollbesetztem Haus, er tritt als Kriegsfreiwilliger in die SanitätsAutomobil-Kolonne ein.277 22. Der Kartoffel- und Fischmarkt wird wiederum weder von Landleuten noch von Weiherbesitzern besucht, die Stadt gibt von ihren Vorräten Kartoffeln ab (3,30 Mk./Zentner). - Die Lederpreise sind um 100% gestiegen, weil das meiste Leder zu Kriegszwecken verwendet wird. - Der Ludwigskanal ist zugefroren, um die Schiffahrt aufrecht zu halten, werden motorisierte Boote als Eisbrecher eingesetzt.278 23. Die König-Ludwig-Quellen stellen dem Roten Kreuz 100.000 Flaschen Dosana-Brunnen zur Verfügung, auf die Dauer von 6 Monaten werden monatlich 180 Personen von Armee oder Marine zu einer vierwöchentlichen Badeoder Brunnenkur unentgeltlich zugelassen.279 24. Gründung einer Schreinerinnung, erster Obermeister Fabrikant Hering.280 26. In den Tabakläden u. größeren Wirtschaftslokalitäten werden Sammelkisten für Zigarren und Zigaretten für die 144
Seite:Rieß-Chronik 1914 (Überarbeitung Alexander Mayer).pdf/18
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