Truppen aufgestellt. - „Infolge des Petroleummangels werden die Gänge der Häuser zum größten Teil nicht beleuchtet. Von den Arbeiterfamilien wird zur Beleuchtung der Küchen nur Kerzenlicht verwendet. Die Verkaufsläden geben an ihre Kunden nur alle 14 Tage einen halben Liter Petroleum ab“. - Der jüngste Fürther Kriegsfreiwillige ist der 15jährige Karl Peukes, er kämpfte bisher bei Toul u. Verdun, erkrankte an der Ruhr und liegt derzeit in einem hiesigen Lazarett. - Öffentliche Beflaggung aufgrund des Sieges über die Russen, abends zieht die Wehrkraftkapelle, gefolgt von einer großen Menschenmenge, durch die Stadt.281 27. Ankunft eines Verwundetentransportes von der Ostfront, 200 Mann (35 Schwerverletzte).282 28. Da der Versuch der Einrichtung eines Kartoffelmarktes erfolglos war, findet der städtische Kartoffelverkauf nunmehr jeden Samstag im Rathaushof statt. - Von der SpVgg befinden sich 800 Mitglieder im Feld, von der Meistermannschaft sind 3 im Feld und weitere 3 verwundet.283 - Die 2. Pfarrstelle an der Michaelskirche wurde dem Pfarrer Gustav Schmetzer, Rügland, verliehen. - Der Kirchenverwaltung von St. Michael beschließt einstimmig, daß sofort beim Eintreffen von Nachrichten bedeutender Siege mit allen Glocken geläutet wird.284 30. Kommerzienrat Mailänder stellt das Gesuch, aus dem Magistrat ausscheiden zu dürfen. Das Ausscheiden wird u.a deswegen bedauert, da er eine wertvolle Mittlerrolle zum „für das kommerzielle Leben bedeutsame Judentum“ einnahm.285 Gewerbliche Statistik der Ortskrankenkasse November 1914: Abnahme der Arbeitslosigkeit bei allen Sparten mit Ausnahme des Handelsgewerbes, das bei männlichen Kräften eine auffallende Verschlechterung aufweist. Insgesamt bleibt die Arbeitslosigkeit dennoch hoch, beim städtischen Arbeitsamt meldeten sich im November 4.161 Stellensuchende, 653 Stellenangebote gab es und 575 Stellen wurden besetzt. Bei den Stellensuchenden sind nicht alle Arbeitslosen enthalten, da sich viele organisierten Arbeiter nicht beim städtischen Arbeitsamt melden. Die meisten Arbeitslosen kommen aus der Bau-, Metall- und Holzbranche. Die Stadt zahlte im November 84.000 Mk. Arbeitslosenunterstützung.286 Für die Kriegsfürsorge wurden im November fast 265.000 Mk. ausgegeben, seit Kriegsbeginn 1.032.000 Mk. Hinzu kommen Gelder für die städt. Armenpflege v. 30.613 Mk., seit Kriegsbeginn fast 105.000 Mk.287
Dezember 1914 2. Beisetzung von Phillip Siebenkäs, Mitbegründer der hiesigen Feuerwehr.288 – In der Reichstags-Sitzung zur Neubewilligung der Kriegskredite lehnt Karl Liebknecht diese ab, Beginn der Spaltung der SPD. 4. Die in Fürth zusammengezogene Militär-Sanitäts-Kompagnie geht ins Feld ab. - Öffentliche Beflaggung, Gedenkfeiern in den Schulen und nachmittags schulfrei wegen „der abermaligen Siege Hindenburgs in Polen und der Einnahme von Belgrad“289 - „Bis jetzt haben aus hiesiger Stadt u. Garnison 170 Helden das Eiserne Kreuz erhalten. Der jüngste Träger dieser Ehrenauszeichnung ist der 16 1/2jährige Sohn des Cigarrenhändlers Justus Bendit in der Weinstrasse. Der Tapfere dient als Kriegsfreiwilliger beim 21. Inf. Regiment. Er ist Israelit.“290 6. Christmarkt in der Königstraße beginnt, 24 Verkaufsstände. - Der vergrößerte Saal des evangelischen Arbeitervereins in der Pfisterstraße wird eingeweiht, verbunden mit einem Vaterländische Abend. - Der Turnverein 1860 schickt an seine Mitglieder im Felde 500 Weihnachtspakete ab, bisher sind 25 Vereinsmitglieder gefallen.291 7. In zahlreichen Garnisionsstädten - und auch in Fürth - wird der bisherige Gruß der Kompagnie „Guten Morgen Kameraden“ durch den Wahlspruch „Gott strafe England!“ ersetzt, worauf die Soldaten gemeinsam antworten: „Er strafe es!“. 8. Der Fürther Militärflieger Hans Eyselein erhält das Eiserne Kreuz I. Klasse für besonders gefährliche Flüge.292 Die Schuhmacherinnung erhöht die Schuhpreise um 30%. - Genehmigung des Austrittsgesuchs von Magistratsrat Mailänder durch das Gemeindekollegium. Letzte Sitzung vor der Gemeindewahl, in der 14 Mitglieder neu gewählt werden.293 9. Die Bäckerinnung Fürth soll 150 Zentner Weihnachtsstollen für das 3. Armeekorps liefern.294 10. Verabschiedung von Magistratsrat Mailänder.295 - 350 Soldaten aus der Garnison wurde bisher das Eiserne Kreuz verliehen, davon 160 Fürthern.296 11. Im Royal Lichtspielhaus, Nürnbergerstr. 12, läuft „Das Volk steht auf, der Sturm bricht los“. 297 12. Die Zentralstelle für Kriegsfürsorge zahlt verdienstlosen Frauen und Mädchen für jedes Paar gutgestrickter Soldaten-Socken 60 Pfg.298 - In den Lazarettbaracken auf der Hard stirbt der 15jährige Kriegsfreiwillige Mucke aus Halle a. S. an Typhus (eingeliefert wegen Kopfschuß bei Ypern).299 14. Ein neu zusammengestellter Lazarettzug verläßt den Bahnhof: „Als der Zug den Bahnhof verließ, trugen alle Aerzte, Apotheker, die Geistlichen und die Mannschaften Blumen, auch die Pferde waren mit Blumen geschmückt. Ein geschmückter Christbaum wird die Weihnachtsfreude mit hinaus tragen in Feindesland“.300 - Wahl von 14 Gemeindebevollmächtigten. Von 10.057 Wahlberechtigten beteiligen sich 6.805 (67,66%). Abgegeben wurden 141.681 Stimmen. Davon entfielen auf die Vorschlagsliste A (Sozialdemokraten) 63.772 Stimmen (1911: 84.025), Vorschlagsliste C (Fortschrittliche Volkspartei, Nationalliberale Partei, Zentrum und Innungen) 52.171 Stimmen (1911: 74.257), Vorschlagsliste B (Bürgerbund u. Unabhängige Fortschrittspartei) 25.852 Stimmen (1911: 23.456) 145