Seite:Rieß-Chronik 1914 (Überarbeitung Alexander Mayer).pdf/21

Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen.

Polizei erinnert wird.313 29. An der Ecke Ludwig-/Lessingstraße wird einem 11jährigen Schuhmacherssohn ein verschnürtes Paket übergeben, das er bei den Niederbronner Schwestern abgeben solle. Im Paket befindet sich ein 8 Tage alter Säugling und ein Brief, in dem die Mutter ihre Notlage beschreibt, die sie zur Aussetzung des Kindes brachte.314 30. In Fürth sind derzeit 8.000 Soldaten in den Kasernen, im Weißengarten-, Geismanns- und Gesellenhospizsaale, im Geschäftshaus Berlin, Münch und Wamser sowie in der vormaligen Engelhardtsfabrik untergebracht. - Nach Mitteilung des statistischen Landesamtes hat die Lage des Arbeitsmarktes in Bayern im Monat November eine spürbare Verbesserung erfahren, in Fürth ist die Lage jedoch „immer noch am ungünstigsten“.315 31. „Das Schreckensjahr 1914 ist nun zu Ende. Das Jahr, in dem viele Familien mit Not und Sorge zu kämpfen hatten oder durch den Verlust eines ihrer Angehörigen, die als Opfer des Krieges fielen, in tiefe Trauer versetzt wurden. Am Jahresschluß waren die Namen von 250 Gefallenen aus unserer Stadt bekannt. Ungeheuer waren die Geldopfer, die unsere Stadt zur Linderung der Not darbrachte.“316 Gewerbliche Statistik der Ortskrankenkasse Dezember 1914: In den Hauptindustrien, der Holz-, Metall- und Glasindustrie und auch im Handelsgewerbe ist ein Rückgang der Beschäftigung zu verzeichnen, das Baugewerbe hat sich ebenfalls verschlechtert. Eine Besserung verzeichnet das polygraphische Gewerbe, während in der Papier- und Lederindustrie eine auffällige Verschiebung der Zahlen zugunsten weiblicher Arbeitskräfte festzustellen ist. Für die städtischen Notstandsarbeiten wurden weitere Leute eingestellt. Das städtische Arbeitsamt verzeichnet 4.957 Stellengesuche (Vorjahr: 1.181), 546 Stellenangebote (417), 463 vermittelte Stellen (361). Gegenüber November beträgt der Anstieg 800, allerdings wurde der Höchststand vom September nicht wieder erreicht.317

147