Juni 1. 600 Mann aus der Fürther Garnison rücken in das Feld. - Das letzte Teilstück der Bibertbahn von Dietenhofen bis Unternbibert-Rügland wird eröffnet. Die nach wie vor fehlende Fürther Haltestelle wird zu diesem Anlass beklagt. 2. Morgens 3 Uhr zwei Erderschütterungen. - Ab 5.6. wird in bestimmten Metzgereiläden aus den städtischen Vorräten Rauchfleisch und Speck zu 1,40 Mk. das Pfd. und Konserven zu 1,20 Mk. die Büchse abgegeben. Die Abgabe erfolgt nur gegen Fleischmarken, jede Familien hat Anspruch auf 2 Marken zu je 1/2 Pfund, es wird jedoch bei weniger Bedürftigen um Verzicht gebeten. - Auf dem Obstmarkt kommen die ersten Kirschen aus Baden zum Verkauf, das Pfd. zu 40 Pfg. Ansonsten sind nur Orangen zu haben. 3. Der Magistrat gibt bekannt, dass noch in 40 Läden Reis zu erhalten ist (s. 15. u. 31.5.). - Der Magistrat beschließt, dass auch 1915 keine Kirchweih(-messe) abgehalten wird. - Fronleichnamsprozession. - Siegesmeldung aus den Karpaten, Glockengeläut, Beflaggung etc. 4. Im Zusammenhang mit der jetzt durchgeführten elektrischen Beleuchtung im Betriebshauptgebäude erfolgt nun auch eine elektrische Beleuchtung der Weichen und Signale im Bahnhof (in Bayern erstmalig vor vier Jahren eingeführt). - Die in den Wolframschen Güterhallen gelagerten städtischen Kartoffeln sind zum teil verfault. 90 Frauen sind nun damit beschäftigt, die noch guten abzuklauben (s. 20. u. 27.5.) 5. Beginn des Verkaufs von städtischem Fleisch in den Läden, die gedrängt voll waren, die Leute wartete sogar draußen auf den Straßen. - Empfang für die bisher eingetroffen Teilnehmer des Bayerischen Kanalvereins. König Ludwig III besucht die Stadt anlässlich des Bayerischen Kanaltages. Am Bahnhof wird der mit einem Sonderzug aus München eintreffende Monarch, der von BM Dr., Wild und vielen weiteren Vertretern des öffentlichen Lebens begrüßt wird. Den Willkommensgruß spricht die Tochter von BM Wild. Unter Hochrufen der Volksmenge fährt der König mit dem Automobil zur Turnhalle der Kgl. Realschule, wo die Beratungen des Kanalvereins abgehalten werden. Eine darauf folgende Besichtigungsfahrt führt zunächst zum Lazarett des Roten Kreuzes (Turnhalle des Turnvereins 1860). Der König gab jedem einzelnen Verwundeten die Hand und "unterhielt sich in leutseligster Weise mit denselben". Der König besichtigte das neue Sanitätshaus in der Nordstraße, daraufhin ging es zu den König-Ludwig-Quellen ("Der König war überrascht über die prachtvolle Neuanlage des großartigen Bades". Zum Mittagsmahl im Parkhotel hielt Justizrat Dorsch (nach dem 2 Gang) eine Ansprache: "Allerdurchlauchtigster, Großmächtiger König! Allergnädigster König und Herr! ... In eine große Zeit fällt die diesjährig Tagung des Kanalvereins... Deutschlands Söhne sind zu den Waffen geeilt, um die ruchlosen Absichten unserer Feinde zunichte zu machen. Überall flammt im deutschen Lande die
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