Pfund.). - "Großfleischer Leonhard Reichel Ecke Hirschen- u. Blumenstr. gibt heute u. morgen das Pfund Kalbfleisch um 90 Pfg. ab" - In der Umgegend wird mit dem Kornschnitt begonnen. - In 15 verschiedenen Wirtschaften finden abends gut besuchte "Bezirksversammlungen" der sozialdemokratischen Partei statt, in denen der Lebensmittelwucher protestiert wird. Petitionen solle an den Reichs- und Landtag gerichtet werden. 4. Ein Flugblatt mit dem Titel "Die Volksernährung", verfasst vom sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten Emanuel Wurm, wird massenhaft von Haus zu Haus verteilt. - Jugendweihe der Konfirmanden der Freireligiösen Gemeinde im Grünen Baum. 8. "Jederzeit sangesfreudig sind die hier in Garnison stehenden Rekruten ... Auf einer Verfügung des Generalkommandos ist das Singen während der Nachtzeit, von 10 Uhr abends bis morgens 5 Uhr ... der zu Nachtübungen aus- oder einziehenden Truppen untersagt worden." - "Bei den teuren Lederpreisen werden als SohlenErsatz für Schuhe alte Decken der Auto- und Fahrräder als geeignet erachtet. Dieselben sollen sehr dauerhaft sein!" - Im Grünen Baum (alle anderen Säle sind vom Militär besetzt) referiert Reichs- und Landtagsabgeordneter Martin Segitz über die Lebensmittelverteuerung. Die Ursache sieht Segitz in der Hauptsache in Spekulation der Produzenten und Händler sowie ungenügende gesetzliche Regelungen. 9. Im Kolonnenhaus des Roten Kreuzes (Nordstr. 3) wird eine Auskunftsstelle über Verwundete eingerichtet. - Generalversammlung des Gewerbeverbandes. 1. Vorsitzender Schildknecht beklagt die Verhältnisse in der Wirtschaft besonders in Fürth ("Während andere Städte mit kaum einigen Hundert Arbeitslosen zu rechnen hätten, gäbe es hier derer 6 - 7.000." Die Missstände des Gemeindeumlagegesetzes und der Lebensmittelwucher werden kritisiert. 10. Die Kriegsvolksküche im Ottoschulhaus wird geschlossen, da es ab 1. September wieder zu Schulzwecken verwendet werden soll. 11. Der Preis für das städtische Gefrierfleisch wird auf 95 Pfg. herabgesetzt, es kommt ab jetzt nur noch in der städtischen Freibank zum Verkauf. 13. Aus der Garnison geht wieder eine größere Abteilung in das Feld. Die Abtransporte und das Ziel werden von den Militärbehörden geheim gehalten. 15. Vorratserhebung über Fette und Öle. Händler und Fabriken, die mehr als einen Doppelzentner lagern, müssen Meldung machen. - Aufgrund der starken Auslastung der Röntgen-Einrichtung im städtischen Krankenhaus (Sept.-Dez. 1914: 100 Röntgenaufnahmen und 800 Durchleuchtungen), soll für 2.400 Mk. ein zusätzliches Gerät angeschafft und eine Röntgenassistentin eingestellt werden. 17. Abends werden die Siegesfahnen aufgezogen, die Rathausglocken läuten, allgemeine Beflaggung usw., Hindenburg und Mackensen haben im Osten wieder einen Sieg errungen. Allerdings: "Die Bevölkerung hielt sich mit der Beflaggung der
Seite:Rieß-Chronik 1915 (Überarbeitung Alexander Mayer).pdf/25
Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen.