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Häuser sehr zurück". Während des Läutens der Siegesglocken bewegt sich der Trauerzug eines Infanteristen aus Markt Bibert durch die Stadt. 19. Eine Bauersfrau verkauft auf dem Obstmarkt Kartoffeln, und zwar das Diethäusla (3 Pfund) zu 30 Pfg. Da der Preis normalerweise bei 40 Pfg. liegt, wurde der Andrang so stark, dass der Straßenbahnverkehr gestört wird. - Verbot der Schließung von Gassenschenken: das stellv. Generalkommando des 3. Armeekorps verfügt, dass die Gassenschenken (Straßenverkauf) solange Bier abgeben müssen, als die Wirtschaft (Gastlokal) selbst geöffnet ist. Weiterhin verfügt das Generalkommando, dass das Pflücken und Sammeln von Preiselbeeren auch für den Eigenbedarf vor der eigentlichen Ernte nicht erlaubt ist. Weiterhin werden Höchstpreise für Heu erlassen (gepresst 78 Mk., lose 70 Mk.). 21. Die Bäckerinnung Fürth beschließt in einer Versammlung im Schwarzen Kreuz die Wiedereinführung der Nachtarbeit nach dem Kriege. - Alle Arbeitgeber sollen für Invaliden geeignete Arbeitsstellen im Rathaus melden. - Am Obstmarkt gibt es Tumulte, weil eine Bauersfrau nun 35 Pfg. für das Diethäusla verlangt, am Vortage jedoch 30 Pfg. Sie musste mit ihren Kartoffeln den Markt verlassen, da die Leute Anstalten machten, ihren Wagen umzuschmeißen. 22. "Der Kartoffelkrieg am Obstmarkt wiederholte sich heute. Eine Bäuerin hatte erklärt, sie schütte die Kartoffeln lieber in den Kanal, als sie billiger abzugeben. Der Unmut der umstehenden Personen stieg nun auf´s Höchste. Die Körbe wurden umgeworfen und ein Teil der Kartoffeln flog der Bäuerin an den Kopf. Erst als ein Schutzmann Ruhe gebot, konnten die auf dem Markt verstreuten Kartoffeln wieder gesammelt werden. Bald darauf ging es auf dem grünen Markt los. Ein Verkäufer hatte dort gestern das Pfund Bohnen um 25 Pfg. abgegeben und verlangte heute 30 Pfg. Die Käufer konnten nicht einsehen, was die Bohnen seit gestern teurer gemacht hätte und drohten die Vorräte zu vernichten. Durch dieses energische Auftreten gab der Mann die Bohnen um 25 Pfg. wieder ab." Allgemein wird von einer großen Erregung in der Bevölkerung berichtet. In der Magistratssitzung werden die zu hohen Kartoffelpreise diskutiert, so werden in Nürnberg städtische Kartoffeln für 7 1/2 Pfg. verkauft, während in Fürth Marktpreise von bis zu 15 Pfg. das Pfund verlangt werden. Man kommt überein, aufgrund der zu erwartenden guten Kartoffelernte an den Bundesrat zu appellieren, er möge den Höchstpreis für Kartoffeln herabsetzen. 23. Verwundetentransport mit 198 Mann, darunter 31 Schwerverletzte. Verteilung in die Lazarette und das Krankenhaus. - Entsprechend einer Regierungsentschließung werden die 25 Pfg.-Stücke eingezogen. - Die Bezieher von Essen aus den Kriegsvolksküchen sind damit unzufrieden, dass nur Hülsenfrüchte verkocht werden, da Gemüse zu teuer ist. Der Ausschuss für die Kriegsvolksküchen beschließt daher, jetzt auch des öfteren Gemüse einzukaufen.