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10. Großer Andrang beim städtischen Zwiebelverkauf (s. 7.8.). - Städtischer Fleischverkauf: Rindfleisch 95 Pfg./Pfd., Rauchfleisch 1,50 Pfg./Pfd., Salzfleisch 1,40 Mk./ Pfd., Gulasch 1,20 Mk./ Pfd., Blutwurst 85 Pfg./Pfd. 11. Der Reichszuschuss zur Kriegswohlfahrtspflege wird von 2/3 auf 1/3 gekürzt, für den Aufwand von 102.574 Mk. im Monat Mai bekam die Stadt nur 34.000 Mk. überwiesen. 12. Aufgrund der sich bemerkbar machenden Unterernährung v.a. von Frauen bringen zwei Stadträte den Antrag ein, an minderbemittelte Bürger die Preise für Rauchfleisch zu reduzieren. 13. An den städt. Fleischverkaufsstellen wird ab heute Fleisch ohne Fleischkarten abgegeben. 15. Die Gotteshäuser werden in letzter Zeit nicht mehr so massenhaft besucht wie bei Kriegsbeginn. 16. Die Stadt mietet den früheren Stadtler´schen Eckladen (Ecke Königsplatz/Gustavstraße) und eine Verkaufsstelle für Fleisch und Eier eingerichtet. Das Salzfleisch wurde im Preis reduziert auf 1,30 Mk./Pfd. Leberwurst kostet 1,70 Mk./Pfd., Margarine d. Pfd. 1.10 Mk. Zwei Eier kosten 21 Pfg. (im freien Handel 1214 Pfg. das Stück), begrenzte Abgabe. - Der Antrag auf weitere Verbilligung der städtischen Fleischvorräte (s. 12.8.) wird an das Kollegium verwiesen, es muss mit Mindereinnahmen von 30. - 45.000 Mk. gerechnet werden. Bisher sind 50 Zentner Gefrierfleisch u, 300 Zentner anderer Fleischvorräte aus den städtischen Beständen abgegeben worden. Der Vorrat beträgt etwa 1.500 Zentner. - Erstes Kriegerbegräbnis nach israelitischen Ritual, Pionier Adolf Haselnuß, verh., 2 Kinder. Der Militär- und Veteranenverein geleiteten ihn mit Fahnen zur letzten Ruhestätte auf dem israelitischen Friedhof Erlangerstraße. "Rabbiner Dr. Neubürger betonte in der Gedächtnisrede, daß alle Stände ohne Unterschied der Konfession Gut und Blut einsetzen für das Vaterland und gab dem Wunsche Ausdruck, daß dieser einmütige Zusammenhalt aller Bevölkerungskreise auch künftighin zum Wohle der Nation bestehen bleiben möge." 17. In der städtischen Verkaufsstelle wurden am 16.8. 2.000 und heute 600 Eier abgegeben. Ab 19.8. soll im Rathaushof täglich Weißkraut (Pfd. 5 Pfg.) und Blaukraut (Pfd. 7 Pfg.) abgegeben werden. - Lebhaftes Treiben am Obstmarkt, da die Zufuhr an Obst und Beeren beträchtlich ist (Pfd. Äpfel 20 Pfg., 5 Pfd. Birnen 60 Pfg., 5 Pfd. Kochbirnen 55 Pfg., Preiselbeeren 28 - 35 Pfg., Pfd. Zwetschgen 18 - 25 Pfg.). 18. Das Liebesgabenkomittee ruft zu Spenden von eingemachten Früchten und Gartenerzeugnissen aller Art für die Verwundeten auf. - Die Bäcker beklagen die schlechte Beschaffenheit des Mehls, die Klagen der Kunden über den bitteren Geschmack des Brote seien darauf zurückzuführen. - Siegesnachricht über die Eroberung der Festung Kowno, alle Glocken läuten, Beflaggung der Gebäude,