2. In einem Laden in der Leyherstr. wird städt. Gefrierfleisch zu 95 Pfg./Pfd. u. Stichfleisch zu 70 Pfg./Pfd. abgegeben. - Fertigstellung der elektrischen Beleuchtung im Staats- und Güterbahnhof. - Die Mietunterstützungen, die seit Oktober 1914 bezahlt werden, betragen in den ersten 10 Monaten über 83.000 Mk., davon 74.500 an die Angehörigen von Kriegsteilnehmer. - Ankunft eines Lazarettzuges mit 190 Verwundeten vom Kriegslazarett Dietenhofen bzw. von den Kriegsschauplätzen bei den Argonnen und bei Verdun. Darunter der erste verwundete Franzose in Fürth. Das Vereinslazarett im Versorgungshaus und das Reservelazarett im Rosenschulhaus sind nun voll belegt. 3. Bericht aus dem Städtischen Lebensmittelamt: Ab 10.9. wird die erste städt. Verkaufsstelle für Lebensmittel (außer Fleisch) im Laden Blumenstr. 1 eröffnet. Zunächst werden Suppennudeln, pro Pfd. zu 60 Pfg., verkauft. Auch Zucker und geränderte Erbsen soll nachkommen, auch "beschlagnahmungsfreies" Mehl (55-58 Pfg./Pfd.). Auch um den Bezug von Grieß bemüht sich das Amt. Die Zufuhr von ausländischen Genussmitteln wie Tee oder Kakao ist vollständig unterbunden, dem Amt konnte jedoch noch einen größere Posten Kakao erhalten. Die Nachfrage gerade seitens der minderbemittelten Bevölkerung lässt jedoch bisher zu wünschen übrig. 4. Die von der städt. Erwerbslosenfürsorgestelle gemeldeten und unterstützten Personen beträgt nun nur noch 836. Personen die bisher mit der Herstellung von Militärbedarf beschäftigt waren, und nun durch das Ausbleiben entsprechender Aufträge arbeitslos wurden, nehmen Arbeitszuweisungen auf ihren eigentlichen Beruf unter vielerlei Vorwände nicht mehr an, da sie mir den Militäraufträgen (zumeist Sattlerarbeiten) viel mehr verdienten. "Lehrlinge, die vor dem Krieg mit 3 u. 5 Mk. entlohnt wurden, verdienen nun 15-20 Mk. Junge Leute von 18-20 Jahren stellen sich wöchentlich auf 35-45 Mk. Von besonders gewandten Arbeitern werden sogar bis zu 60 Mk. wöchentlich verdient Dieselben bleiben lieber einige Zeit arbeitslos (die Erwerbslosenunterstützung wird denjenigen, die angebotene Arbeit verweigern, nicht ausbezahlt) u. warten, bis wieder Aufträge von der Heeresleitung eintreffen. Aus diesem Grunde ist großer Mangel an Arbeitskräften in allen Berufen". 5. Einsetzung des neue 3. Pfarrers von St. Michael, Dr. Walter. - SpVgg-1. FCN 5:1. 8. Die Fa. Weber u. Ott hat insges. 2 1/2 Mio. Mk. an Kriegsanleihen gezeichnet. Buttermangel: Waren sonst an den Markttagen die Butterverkäuferinnen in der Gustavstraße reihenweise gesessen, ist jetzt "höchstens ein Verkaufsstand" in der Königstraße anzutreffen, das Pfund geht zu 1,80 Mk. ab. - Die Munitionsfabrik in Kronach wird derzeit vergrößert. - Synode des Kapitels Fürth. 9. Die neue Kriegsanleihe als sichere und gewinnbringende Kapitalanlage wird der Bevölkerung als vaterländische Ehrenpflicht eines jeden Deutsche von Zeitungen und 1. BM Dr. Wild wärmstens empfohlen. - Der Musikpavillon in den Anlagen am Ludwigsbahnhof soll beleuchtet werden.
Seite:Rieß-Chronik 1915 (Überarbeitung Alexander Mayer).pdf/33
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