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10. Eröffnung einer weiteren städtischen Verkaufsstelle für Lebensmittel. (Suppennudeln 60 Pfg./Pfd., Zucker , gerändelte Erbsen, "beschlagnahmsfreies" Mehl und Kakao. - Vortrag des Holzarbeiterverbandes "Die Kriegsverstümmelten und die Arbeiter", zu der auch 1. BM Wild und weitere Honoratioren erscheinen. Resümee: "Jedenfalls ist der Zweck des Vortrages, in weitere Kreise, besonders in den wirtschaftlich abhängigen Teil der Bevölkerung die Ueberzeugung zu tragen, daß es in den meisten Fällen möglich ist, aus dem Kriegskrüppel anstatt eines Wertezehrenden einen Werteschaffenden, ja ein vollwertiges, achtungsverdienendes Mitglied der Gesellschaft zu machen, erreicht worden." - Bericht der über die Geburts- und Sterblichkeitsverhältnisse während des Krieges: Die Sterblichkeit hat sich nicht wesentlich erhöht (ohne Berücksichtigung der Kriegstoten), allerdings sind die Geburtszahlen zurückgegangen (1.8.1914 -31.7.15: 1395 Kinder, 1.8.13 - 31.7.14: 1579 Kinder). Im Gegensatz beispielsweise zu 1870/71 kam es zu keiner Verbreitung schwerer übertragbarer Krankheiten wie z.B. Pocken. - Aufruf zur Nachmusterung der Geburtsjahrgänge 1870 bis 1895. 12. Kirchweihfest in "Peter und Paul" Kirche Poppenreuth, die öffentliche Kirchweih unterbleibt. 13. Wohnungszählung: 589 o. 3,46% leerstehende Wohnungen im Juli 1915 (350 o. 2,07% Mai 1914), Anstieg wohl kriegsbedingt. Mietpreissteigerungen bei kleineren Wohnungen, bei mittleren Minderung des Preises. 2-Zimmerwohnung durchschnittlich 187 Mk. (Mai 1914 180 Mk.). 3 Zimmer Juli 1915 301 Mk., Mai 1914 317 Mk. 4 Zimmer Juli 1915 490 Mk., Mai 1914 508 Mk. An der Mehrung des Angebotes hatte die Bautätigkeit keine Anteil, da sich in den Jahren 1912 - 1915 infolge der Schwierigkeiten in der Hypothekenbeschaffung eine große Flauheit auf dem Gebiete des Wohnungsmarktes zeigte. Das jetzige höhere Angebot ist dadurch hervorgerufen, dass eine größere Anzahl Einwohner (zumeist Kriegerfamilien) aufgrund der wirtschaftlichen Verhältnisse gezwungen sind, ihre selbständigen Wohnungen aufzugeben und bei Angehörigen in Fürth oder auswärts Zuflucht zu nehmen. 14. Arbeitslosigkeit geht zurück. Allerdings sind die im ganzen Reich am meisten von Flauheit im Geschäftsgang betroffenen Zweige in Fürth besonders stark vertreten: Glasarbeiter, Metallarbeiter, Lithographen und Holzarbeiter. Die Nachfrage nach Saisonarbeiter zur Hopfenernte ist nicht so groß wie früher, da Kriegsgefangenen verwendet werden. 915 gemeldete Arbeitslose in Fürth. Sämtliche Kasernen sollen elektrische Beleuchtung erhalten. 16. Mehl und Brot werden billiger und die Rationen größer: Pfund Schwarzbrot 19 Pfg. (bisher 20 Pfg.), Roggenmehl 20 Pfg. u. Weizenmehl 24 Pfg./Pfd. (bisher 26 Pfg.); die tägliche Mehlmenge wird von 225 auf 250 gr. pro Person über 6 Jahre erhöht. Der Verkauf von "Eckhof-Brot" (ohne Mehl) wird markenfrei zugelassen. - Die Zahl der Unterstützungsgesuche von Angehörigen der Kriegsteilnehmer ist beträchtlich