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unserem Bunde.“ –Alfred Nathan spendet dem Volksbildungsverein und damit der Bibliothek des Berolzheimeraniums eine größere Anzahl Bücher. – Der Magistrat beschließt, an Einleger der Schulsparkassen Kriegsanleihscheine von 200 Mark für 99 Mk. „abzulassen“. - Bürgermeister Dr. Wild lädt zu einer Besprechung über die Errichtung eines eisernen Kriegswahrzeichens an der Ecke Wein-/Peterstraße ein, der zahlreich Folge leistet wird. Bürgermeister Wild führt über den Zweck laut Zeitungsbericht aus: „Es solle die fernen Geschlechter an die große und schwere Zeit gemahnen, an eine Zeit, in welcher Fürth große Opfer an Gut und Blut gebracht habe“. Die Mittel stehen bereits zur Verfügung, das Standbild solle Platz für Nagelspenden bieten, die der Kriegsinvaliden-Fürsorge zukommen. In der darauffolgenden Diskussion findet der Entwurf von Baurat Zizler (Karl der Große mit germanischer Kriegergruppe) jedoch nicht das Wohlwollen der Anwesenden. Zizler zieht seine Entwurf zurück. Die Mehrheit plädiert für eine Kommission, die endgültig entscheiden soll. Im Fürther Tagblatt und der Fränkischen Tagespost werden Stimmen laut, die schon vorhandenen „Beträge für den eigentlichen Zweck direkt zu verwenden.“ 287 9. „Abends kurz nach 5 Uhr verbreitete sich die Nachricht von dem Fall der Festung und serbischen Hauptstadt Belgrad. Im Nu prangte die Stadt im Flaggenschmuck. Mit sämtlichen Glocken wurde eine Stunde lang geläutet. In dichten Scharen eilten Männer, Frauen u Kinder zum Michaelskirchenplatz, der bald dicht gefüllt war. Es Es dunkelte schon, als Stadtpfarrer Fronmüller seine Wohnung verließ und die Kirchentreppen emporstieg, um die übliche Ansprache zu halten: ‚Belgrad die serbische Festung ist gefallen! Hurra!‘ begann der beliebte Redner seine Anrede. In das Hurra stimmt die Menge begeistert ein. Darauf wurde das Kirchenlied ‚Nun danket alle Gott‘ gesungen... Beim Verlassen des Platzes wurde von der Menge Deutschlands Hochgesang ‚Deutschland, Deutschland über alles‘ gemeinsam gesungen. Zu der Feier hatten sich auch viele Israeliten eingefunden.“ - Abends sechs Uhr zog die Wehrkapelle durch die Stadt, die auch für die beginnende Sammlung für deutsche Kriegsgefangene in Russland warb. - Mundartgedicht zum „9. Oktober 1915“: „Dou schau ner af die Straß´ öitz no´, / Wöi alles löfft und alles rennt - / Ich glab, ös Feuerhäula brennt! / Schreit nit dou untn grod a Moh: Belgrad!? // Schnell schlupf i in mein Kittel nei / Und misch mi glei ah unter d´ Leut,/ denn wiss´n möchte i, wos bedeut´ / A su a Mordspektakelei: / Belgrad! // Und wöli i mach mei langa Schritt, / Dou kröig i afn Mogn an Stouß - / ‚Obach a wenig! Wo is denn lous?‘ /Schnell laut die Antwort: Woß i nit! - / Belgrad! // Die Roathausglockn!... Horch amoal!.. / Af St. Paul, Heinrich, Michael / Läut´s um die Wett—ba meiner Seel! / Dös macht Effekt ganz kolossal- / Belgrad? // Öitz hänga scho die Foahna raus, / die gelbschwarz, döi is ah dabei - / Dös mouß a Sieg scho wieder sei! / Dou horch ner: Dös Hurra-Gebraus: / Belgrad! // Ban Roathuas ballt si grouß und Kla - Spielt dort d ´nit die Wehrkraftkapelln? / es tenna an´ die Ohr´n gelln / vo lauter Bumm und Tschindada - / Belgrad! // Öitz klebn s´ die Telegramm´ scho o´ / Und immer lauter