Seite:Rieß-Chronik 1915 (Überarbeitung Alexander Mayer).pdf/7

Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen.

zu sammeln, die von der Stadt abgeholt werden und als Tierfutter verwendet werden sollen. 20. Die Stadt will gemeindliche und von privater Seite zur Verfügung gestellte "Oedländereien" ohne Pachtentschädigung an hiesige Familien abzugeben, wenn darauf Kartoffeln oder Gemüse angebaut werden. 21. Buß- und Bettag. 22. Generalversammlung der Kgl. priv. Schützengesellschaft Fürth: 143 Mitglieder. Unter anderem wird die Frage der Schießausbildung der Bevölkerung besprochen: "Uns allen schwebt ein großes Deutschland vor, in welchem vom 16jährigen Knaben bis zum 50jährigen Manne eine lückenlose Armee waffentüchtiger Vaterlandsfreunde bereit steht, die heilige Heimat gegen eine ganze Welt zu verteidigen mit der Losung, die schon heute unseren Feinden das Blut in den Adern erstarren läßt: Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der Welt!" 23. Tod von Gg. Wolfgang Wolfgruber, Besitzer der früheren Eckart´schen Mühle in der Mühlgasse. Er hat sich vor allem um die Auferstehungskirche verdient gemacht. Vom westlichen Kriegsschauplatz kommen 175 Verwundete, 90 davon schwerverletzt. Belegt wurden die Lazarette im Schulhaus Schwabacherstr., im Berolzheimeranium, im Helm- und Pfisterschulhaus. - Der Evorasaal und die Wunderlich´sche Fabrik werden zum Zwecke der Einquartierung instand gesetzt. 24. Die Stadt stellt den Kartoffelverkauf vorläufig ein. - Ein Verwundetentransport von der Ostfront kommt an, die Baracken auf der Hard(t) werden belegt. 25. Die Kriegsarbeitslosenfürsorge (jetzt: Erwerbslosenfürsorge) wird beträchtlich erhöht. Verheiratete Personen erhalten 8,50 Mk. wöchentlich und für jedes Kind unter 14 Jahren 1,50 Mk. Weiterhin werden Beihilfen für Säuglinge, Brennstoffe, Miete und für Wöchnerinnen geleistet. - Bis zum 27.2. müssen alle Mehl- und Getreidevorräte bei der Stadt angezeigt werden. Ab 27.2. sind Brot und Mehl nur noch auf Gutscheine erhältlich. 27. Das Pestalozzischulhaus, die Turnhallen an der Katherinenstr. und in der Pegnitzstr. sowie der Grüne Baum werden der Militärverwaltung zwecks Einquartierung von etwa 850 Mann übergeben. - Die Brot und Mehlgutscheine gelten ab heute, für Personen über 6 Jahren wird 215 Gramm Mehl abgegeben. 28. III. Gedächtnisgottesdienst in der vollbesetzten Michaelskirche von Stadtpfarrer Fronmüller. Die Veteranen und Militärvereine gruppierten sich mit ihren Fahnen um den Altar. - 800 Mann aus der hiesigen Garnison zeiht ins Feld. - In der Otto´schen und Hamersbach´schen Möbelfabriken werden Räume mit Militär belegt. Gewerbestatistik: Allgemeine Besserung der Konjunktur. Städtischer Arbeitsnachweis: 3.716 Stellengesuche, 648 offene Stellen (106 auswärts). 600 Stellen konnten besetzt werden. Insgesamt sind 2.005 Personen arbeitslos gemeldet.