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Rundfunkgeschichte spricht er auch schon durch seine Apparate. Kilometerweit entfernt­ können­ die­ Infanteristen in ihren Unterständen hören, was der Doktor ihnen vorträgt.­Gedichte­von­Heine,­ Fortsetzungsromane, dazwischen Mundharmonika, gespielt­von­einem­Adjutanten.­ Das­Treiben­der­beiden­OfÏziere ist aus Sicht ihrer Vorgesetzten grober Unfug, Missbrauch der technischen Ausrüstung und so weiter. Bredow jedoch spürt,­ welche­ Kraft­ in­ der­ Fernübertragung liegt, wenn nicht­wenige,­sondern­viele­sie­ hören können.

Kriegsende, Versailler Vertrag, Entmilitarisierung. Lepel geht nach New York, gründet die Lepel-Hochfrequenzwerke. Bredow wechselt als Ministerialdirektor ins Reichspostministerium, übernimmt den Funkerberg.­ Jetzt­ begeistert­ er Postbeamte für das neue Medium.­ Die­ Sendung­ vom­ 22. Dezember 1920 ist die Klimax der auch hier an höherer Stelle nicht gern gesehenen Versuche. Als Zweck der amtlichen­ Kommunikation­ gilt­ das­ Telegrafieren­ an­ ausgewählte Adressaten, nicht das Funken ins Rund. Rundfunk,

sagt Bredow. Er prägt den Begriff.­ Die Bastler nesteln an ihren Detektoren In Deutschland können neben Telegrafiebediensteten­ nur­ Radiobastler die erste Sendung hören. Sie nesteln an ihren Detektoren und halten die­Klappe­aus­Furcht­vor­Bestrafung. So kommt ein Echo nur aus dem Ausland, wo man schon weiter und liberaler ist. Das­ Escher­ Tageblatt­ in­ Luxemburg berichtet am nächsten­ Tag­ von­ dem­ eindrucks-

Ansichtspostkarte zweier experimentierender Radiobastler: um 1925. Während sich die Männer der Bastelszene in Verbänden zusammenschließen und als fähige Handwerker dargestellt werden, beschränkt sich die Rolle der Frau auf das Zusehen und Mithören. © Museumsstiftung Post und Telekommunikation 12

Rundfunk & Museum 100 – Februar 2021