Seite:Rundfunk & Museum 100 (2021-02).pdf/20

Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen.

Rundfunkgeschichte „Über schnelle Schwingungen“­im­Jahre­1971­(siehe­Literaturverzeichnis­[2]):­ „…. gab dabei eine zufällige Beobachtung den Anstoß für die Reihe von Arbeiten, welche zur Entdeckung der elektromagnetischen Wellen führen sollten. In der Sammlung des Physikalischen Instituts befanden sich einige alte, für die Zwecke der Vorlesung bestimmte Spulen. Als Hertz den Entladungsstrom einer Leydener Flasche (Anmerkung der Autoren: also eines mittels Influenzmaschine mit Hochspannung aufgeladenen Kondensators) über eine Funkenstrecke durch eine dieser Spulen leitete, beobachtete er an einer anderen Spule schwache Funken, deren Auftreten unter den gegebenen Umständen durch einfache Induktion nicht zu erklären war. Die Beobachtung dieser unscheinbaren Erscheinung brachte Hertz auf den Gedanken, es könne sich hierbei um sehr hochfrequente Schwingungen handeln. Gleichzeitig erkannte er im Funken ein Hilfsmittel, einen ungeschlossenen Leiter zu solchen Schwingungen anzuregen. Er begann sogleich diese Schwingungen näher zu untersuchen ….“ Die Zeichnung in Abb. 3 illustriert­ seine­ Versuche.­ Jetzt­ aber mit einem Induktorium, wie es damals bezeichnet wurde, da er auf der Erzeugerseite ja fortwährende Überschläge der­ Funkenstrecke­ benötigte,­

um seine Messungen durchführen zu können. Ein Induktorium­ nutzt­ die­ von­ Faraday­ entdeckte­ Induktion­ aus.­ Es­ besteht aus einer Zylinderspule mit wenigen Windungen (Primärspule), auf die eine Wicklung­mit­sehr­vielen­Windungen aufgewickelt wurde (Sekundärspule). Die Primärspule wird über einen Schalter an­ eine­ Batterie­ gelegt.­ Wird­ der­Schalter­geöffnet,­entsteht­ in der Sekundärspule durch Induktion­eine­hohe­Spannungsspitze, die einen Überschlag in einer Fun-

Abb. 4: Der Detektor: Der erste DIY (Do It Yourself) Radioempfänger des Autors. Der Betrieb mit einem Kristallhörer bedämpfte den Parallelschwingkreis weniger als ein dynamischer Kopfhörer. Foto M2Counselling

kenstrecke generieren kann. Mittels­ eines­ „Wagnerschen­ Hammers“ (Prinzip früherer Türklingeln) kann dann ein periodisches Schließen und Öffnen­ erreicht­ werden,­ sodass fortwährende Hochspan-

nungsspitzen erzeugt werden. Bei Verbrennungsmotoren (Benziner) wird dieses Prinzip heute noch in Form der Zündspule, Unterbrecher (heute Schalttransistor)­ und­ Zündkerze genutzt. Hertz gelang es schließlich, mit seiner Anordnung­ elektromagnetische­ Wellen­bis­zu­einer­Entfernung­ von­20­Metern­zu­empfangen.­ Wobei der Empfänger ein mit dem­ Sender­ abgestimmtes­ Stück Leiter, heute würden wir Dipol sagen, mit angeschlossener Funkenstrecke war. Der Empfangsindikator war der kleine überspringende Funke,­ der­ oft­ so­ schwach­ war,­ dass­nur­das­damit­verbundene leise Knistern als Indikator ausreichen musste. Hertz bestimmte­mit­Hilfe­des­Prinzips­ stehender Wellen die Schwingungsdauer (Periode) und damit die Frequenz seiner generierten Wellen (ca. 80 MHz). Hertz hat nicht nur mit seinen Versuchen­ die­ Richtigkeit­ der­ Maxwellschen Gleichungen durch das Experiment bestätigt,­ ihm­ gelang­ es­ auch,­ die­ Theorie­ von­ allem­ überflüssigen Beiwerk zu befreien. Sein Neffe­ Professor­ Gustav­ Hertz­ schrieb dazu: „In der Arbeit „Über die Grundgleichungen der Elektrodynamik für ruhende Körper“ verzichtet er darauf, die Grundgleichungen aus irgendwelchen Vorstellungen über den Äther abzuleiten. Er stellt diese Grundgleichungen vielmehr als Ergebnis der Erfahrung an den Anfang und

Rundfunk & Museum 100 – Februar 2021

21