Rundfunkgeschichte dermaschine zum Radio“ und meinte, es wird sein Abgesang. Diese Sendereihe lässt sich derzeit auf der Homepage des DLF Kultur nachhören und bietet interessante Einblicke und Mitschnitte. Aber es ist wie meist, Totgesagte leben länger und Radio und Internet haben sich nicht nur miteinander arrangiert sondern sogar gegenseitigbefruchtet. Wie das Radio war das Internet anfangs ein passives Medium. Nutzer konnten den zur Verfügung stehenden Content sehen oder hören, aber in keinen Dialog mit anderen Nutzern – oder dem Produzenten – treten. Das änderte sich erst 1999 mit den Web 2.0. Das Web 2.0 war keine technische Weiterentwicklung, sondern es ermöglichte Nutzern aktiv zu werden, Content selbst zu erstellen und sich mit Anderen auszutauschen. Das Zeitalter der Social Media, wie YouTube, Twitter und Facebook, brach an. Etwa zu gleicher Zeit brachte i2Go mit seinem eGo den ersten mp3-Player mit einer Minifestplatteundeinem1GigaByte Speicher für damals 2000 US-Dollar auf den Markt. Über das Portal der Firma MyAudio2Go.com stand mp3-Content wie etwa Nachrichten, Sport, Unterhaltung, Wetter und Musik zum Herunterladen auf einen eGo oder einen PC zur Verfügung. Man war nun nicht mehr an einen Zeitplan gebunden sondern konnte Beiträge 28
herunterladen und OfÒine so oftanhörenwiemanmochte. DaswarderEinstieginsRadio2Go. Regelmäßig Textbeiträge ins Netz zu stellen, in denen man seine persönliche Meinung zu „Gott und der Welt“ kundtat, das gab es zu diesem Zeitpunkt schon länger. 1997 tauchte dann erstmals der englische Begriff des „Internet-Tagebuchs“, nämlich „WebLog“ (eine Wortkreuzung aus „Web“ und „Log“ für Logbuch oder Tagebuch) in derWebseitevonJornBarger, einem US-Blogger der ersten Stunde, auf. Die Begriffe Blog und Blogger entstanden 1999 auseinemWortspielvon„we blog“statt„weblog“. Die Geburtsstunde des Podcast kam 2003. Christopher Lydon, einer der bestbezahlten Radiomoderatoren in den USA, wollte nicht im Internet einen Blog schreiben, da er als Moderator seine Stimme nutzen wollte. Daher brachte er Radio und Blog zusammen und kreierte den Audioblog „Open Source“. In 20minutigen Beiträgen erzählten Blogger aus ihrer „Bloggerwelt“. Der Begriff Podcast wurde dann erstmals 2004 vom britischenJournalistenBenHammersley verwendet und hat sich in der Folgezeit etabliert. Er setzt sich aus „Broadcast“ (englisch: Rundfunk) und der Bezeichnung für den „iPod“ vonApplezusammen.
Rundfunk & Museum 100 – Februar 2021
2005 starteten die ersten deutschen Podcaster. Unter ihnen Philip Banse mit seinem „Küchenradio“, das alle möglichen Themen aufgriff. Der Podcast kam tatsächlich häufig aus einer Küche oder auch von unterwegs. So war das Küchenradio auf Besuch im Hotel Berlin, berichtete, wie Schülern das Thema Roboter nähergebracht wird, redete über Berliner Clubs oder führte Gespräche zu tagesaktuellen Themen, wie der Energiewende. Die Gespräche wurden oft live übertragen oder späterungeschnitteninsNetz gestellt. Eine Podcasterin der ersten Stunde in Deutschland war auch Larissa Vassilian. Unter dem Pseudonym Annik Rubens betrieb sie zehn Jahre den Podcast „Schlaflos in München“, der wie Küchenradio Themen aus allen Bereichen aufgriff. Sie wechselte später als Journalistin zum Bayerischen Rundfunk und schreibt heute unter anderem im Newsletter „Die Podcast Entdecker“ des BR2 über ihre Lieblings-Podcasts und Neuentdeckungen. In der Zeit bis 2008 haben auch die großen Rundfunksender begonnen, ihre Sendungen teilweise als Podcasts zum Nachhören oder Herunterladen auf ihren Webseiten zur Verfügung zu stellen. Parallel begannen sie bereits Sendungen eigens für dieses Format zu produzieren. Podcasts gehören mittlerwei-