Rundfunkgeschichte lezumAlltagundwerdenvon Privatpersonen(wieinAbb.7 zu sehen), Radiosendern, Universitäten, Politikern und vielen Anderen produziert und ins Netzgestellt.Orientiertensich die Podcast-Macher anfangs an Radioformaten wie Talkshows oder Reportagen, kann man heute eine umgekehrte Entwicklung feststellen. Ein Beispiel hierfür sind die Realityformate. 2014 ging in Amerika der Podcast „Serial“ an den Start.InSerialbeschäftigtsich die Journalistin Sarah Koenig mit einem alten Mordfall aus dem Jahre 1999. Es geht um die Ermordung einer 18-jährigen Highschool-Schülerin. Ihr Ex-Freund wurde damals schuldig gesprochen und zu einer lebenslangen Freiheitsstrafeverurteilt.DerVerurteilte beteuerte allerdings stets seine Unschuld. Koenig rollte in den zwölf Episoden den Fall unter Zuhilfenahme aktueller Beweise neu auf. Serial gilt als einer der erfolgreichsten PodcastsallerZeiten.Erverzeichnete fünf Millionen Downloads im Monat nach seinem Erscheinenundhatte2019bereits 340 Millionen Downloads erreicht. Heute ist er die Vorlage für „True Crime“ Formate in Radio und Fernsehen. Was ist eigentlich das Erfolgsgeheimnis von Podcasts? Podcasts unterliegen anders als Radiosendungen fast keinen Beschränkungen und Nor-
men. Die zeitliche Dauer eines Podcastswirdnichtvoneinem Programmschema bestimmt. Auch die einzelnen Folgen einer Podcastserie können unterschiedlich lange sein. Es gibt Podcasts die einige Stunden dauern und andere sind in zehn Minuten vorbei. Das machtinvielenFällenSinn.Ein gutes Beispiel ist der im letztenJahrzum250.Geburtstag von Ludwig van Beethoven erschienene Podcast des Pianisten Igor Levit „32xBeethoven“ in BR Klassik. Igor Levit stellt in jeder Folge eine der 32KlaviersonatenBeethovens vor. In Folge 19 bespricht er die Sonaten op.49, kleinformatige Sonaten mit jeweils zwei Sätzen. Der Podcast dauert ca. 11 Minuten. Anders die Folge29,indererdieKlaviersonate Nr. 29 B-Dur op.106, die „Hammerklaviersonate“, bespricht. Ein monumentales undBeethovenswohlschwierigstes Klavierwerk. Hier nimmtsichIgorLeviteineganze Stunde Zeit. Diese Freiheit bzgl. der Dauer kann natürlich für den Hörer anstrengend werden, wenn wie beispielsweise die ZEIT in ihrem Podcast „Alles gesagt“ das Ende vom Interviewten bestimmen lässt und dann Folgen mit bis zu acht Stunden entstehen. Da denkt wahrscheinlich so mancher Hörer dann an das gute alte Radio, mit seinem definierten Sendeschema. Da wusste man bei „Radio Wissen“:JedenWerktagfrüh,ein
Thema – 25 Minuten und der Macherwargenötigtesprägnant auf den Punkt zu bringen. EinweitererErfolgsfaktorvon Podcasts ist, dass sie nicht auf Themen und Zielgruppen beschränkt sind. Man kann sich einem Sujet widmen oder je nach Lust und Laune über alles erzählen, was einen gerade bewegtunddasfürvieleoder nur für wenige Interessierte. Die Gestaltung unterliegt keiner redaktionellen Aufbereitung nach vorgegebenem Senderformat und ist daher vielfältigundüberraschend. Podcasts kann man – anders als den lokalen Radiosender – an beliebigen Orten und zu beliebigen Zeiten hören. Und dank der AbonnementFunktion verpasst man keine neue Folge seines LieblingsPodcasts. Das alles verbunden mit der Möglichkeit, direkt mit den Hörern zu kommunizieren, sorgte für die rasante Geschwindigkeit mit der Podcastsentstandenundsichverbreiteten. Sie sind heute aus der digitalen Welt nicht mehr wegzudenken. Wie schwierig ist es, einen Podcast zu erstellen? Das Erstellen eines Podcasts ist relativ einfach und ohne viel Geld möglich. Alles was man dazubenötigt,isteinComputer oder ein Smartphone. Mit dem eingebauten Mikrophon und der Aufnahmesoftware
Rundfunk & Museum 100 – Februar 2021
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